(Chateau de Versailles Spectacles)
Das Schöne an Barockmusik ist, dass sie (zumindest mich) immer wieder zu überraschen weiß. Der Name Porpora war mir ein (zugegeben eher vager) Begriff, vor allem als künstlerischer wie wirtschaftlicher "Gegenspieler" Händels in London. Vielleicht hatte ich sogar im Hinterkopf, dass er der Ausbilder von Farinelli war, aber seine Oper "Polifemo" war mir bis dato nicht vertraut. Das ändert sich gottlob mit dieser phantastischen Live-Aufnahme aus der Hofoper im Schloss von Versailles, die als 3-CD+DVD-Box in knapp 3 Stunden die ganze Schönheit des Werks abbildet. Schon die prächtige Ouvertüre hebt sich in meinen Ohren deutlich aus der ohnehin selten wirklich schwachen Unterhaltungskunst des 18. Jahrhunderts heraus, hier kann sich das von Stefan Plewniak geführte Orchestre de l’Opéra Royal ein erstes Mal beweisen. Der Genuß setzt sich fort in einem wahren Feuerwerk an Koloratur-Läufen, Seufzern, Trillern und dem berühmten Barock-"Meckern". Die Stimmen sind über jeden Zweifel erhaben: die (gewohnt) brillante Julia Lezhneva lässt eine unbekümmerte Leichtigkeit durch ihre Galatea-Arien wehen, die jungen Countertenöre Franco Fagioli (als Aci) und Paul-Antoine Bénos-Djian (Ulisse) genießen wie auch der Baß José Coca Loza und nicht zuletzt Éléonore Pancrazi mit einem herrlichen Mezzo-Sopran den immer wieder aufkommenden Szenenapplaus (der zwar berechtigt, aber trotzdem störend, jedoch heute wohl bei Liveaufnahmen beinahe unvermeidlich ist). So kann man die phantastische Melodieführung in Stimme wie Orchester bei "Nell'attendere il mio bene" bewundern, die sich wunderschön in gar nicht Bass-typische Höhen schraubende "Arietta - Fugace Galatea" genießen und bei Galateas "Smanie d'affanno" so wunderschön dahinschmelzen wie Lezhnevas Sopran - Langweile kommt hier zu keiner Sekunde auf. Ein wahres BarockFest und (für mich) eine große Entdeckung zugleich. 6Weitere Infos: www.operaroyal-versailles.fr
Fear No Jazz
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