Martin Hossbach/Kompakt
Vor ungefähr 4 Wochen schickte Martin Hossbach eine Mail in die Runde, in er u.a. mit diesen Worten für einen Link zu einem YT-Video warb: "Apropos einzigartig: Heute habe ich die erste Single des neuen Albums der Wiener Musikerin Teresa Rotschopf veröffentlicht. Sie hat es, das Album, in einer Tropfsteinhöhle aufgenommen – richtig, in einer Tropfsteinhöhle. Bitte hören Sie sich diese tolle Musik doch einmal ganz kurz an, Firma dankt." Hab ich gemacht und war anschließend verwirrt. Denn die Musik war genau das – verwirrend. Aber sie wirkte auf eine kaum zu beschreibende Art nach, ließ mich nicht mehr los und wurde für eine ganze Weile Teil meines Alltags. Und da haben wir noch gar nicht vom visuellen Teil gesprochen – Rotschopf balanciert nämlich die 5 Minuten, die das (übrigens ganz oldschool auf 16mm-Film gedrehte) "O Please My Soul (Rest On My Back)"-Video dauert, so selbstverständlich wie rätselhaft eine (echte) Eule auf dem Arm. Ich bat also um "mehr" und bekam "Currents and Order", ein dreiviertelstündiges Meisterwerk. Ein atemberaubendes. Meisterwerk. Denn nicht nur die genannte Single weiß zu begeistern, auch die übrigen Stücke atmen ohne jede Esoterik eine exzentrische Spiritualität – hat man noch das Eulen-Video vor Augen, möchte man vielleicht an eine Art nüchternen Schamanismus denken. Im Grunde fast schon "sachlich" und doch voller Mystik. Als Referenzpunkte könnten vielleicht (und auch das nur sehr entfernt) englische FeingeistExzentriker wie William Blake oder David Tibet stehen, so man diese ihrer Eso-Gewänder entkleidet. Denn Rotschopfs Musik hat nichts Feen-haftes, sondern bleibt beherrscht und (das möglicherweise sogar nur unterbewusst) höchst kontrolliert. Dazu passt auch der zunächst etwas angestrengt wirkende Aufnahmeort - ich darf das sagen, sowieso und ganz besonders, weil ich vor Urzeiten als selbst Dilettierender meine Kollegen erfolglos davon zu überzeugen versuchte, dass wir am besten nur noch in Höhlen im Wald spielen sollten (und NICHTS davon jemals auf einem Tonträger erscheinen dürfte). Rotschopf hingegen wusste ihre Mitstreiter von der Sinnhaftigkeit der Abgeschiedenheit zu persuadieren: mit Fagott, Kontraforte (das ist eine Weiterentwicklung des Kontrafagotts), Tuba, Trompete, Waldhorn, Saxophon, Duduk, Marimba, Vibraphon, Glockenspiel, Becken und Gong zog man untertage, sang und spielte gemeinsam, bearbeitete auch den einen oder anderen Stalakmiten (von Max Goldt weiß ich, dass das jene Tropfsteine sind, die vom Höhlengrund nach oben wachsen und vergesse nie seine schöne Eselsbrücke dazu) und spürte dabei den "archaischen Klängen und Resonanzen" nach. Wie erwähnt: enorm wirkungsmächtig und garantiert frei von esoterischen Geschmacksverstärkern: "The cave as an instrument." Der sicher nur einen Teil des Gesamtkunstwerks nachbildende Tonträger, den Teresa Rotschopf gemeinsam mit Ko-Produzent Patrick Pulsinger aus den Mitschnitten dieser Aktion formte, enthält vier Stücke: dem gut 10minütigen TitelSong folgen zwei kürzere Nummern, bevor das Ganze in einer 23:32 Minuten langen Großartigkeit aus Freiheit, Beherrschtheit und Ekstase kulminiert: "Open My Gates (For You)". Darin klagt zunächst eine einsame Trompete abstrakte Melodien, dann übernehmen der Gesang und rituell-fragmentarische PerkussionArbeit; nach dem BeckenGewitter in der Mitte dann wieder: Xylophon, Bläser und Gesang mit der Botschaft: "Now my gates are open / for you / Come flood through my door / Now my gates are open / for you / I’ll let you in / Please do come in." Das Ende ist dann so abrupt wie willkürlich und doch folgerichtig. Denn: im Grunde (und in deinem Kopf) endet diese Musik nie. 6Weitere Infos: www.teresarotschopf.com
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