interviews kunst cartoon konserven liesmich.txt filmriss dvd cruiser live reviews stripshow lottofoon

ARVO PÄRT

And I heard a voice / Credo

ECM / Alpha Classics

Der auch jenseits eingefleischter Neue-Musik-Fankreise durchaus nicht unbekannte Este Arvo Pärt feierte am 11. September seinen 90. Geburtstag, was vielen – von Deutschlandfunk (wo man ihm ein 2stündiges "Konzertdokument der Woche" widmete) bis NZZ (die sogar behauptete, Pärt wäre "der meistgespielte lebende Komponist der Gegenwart", was sicher nur unter sehr enger Auslegung des Begriffs "Komponist" richtig ist) – Anlaß für mehr oder weniger ausgiebige (und manchmal erschreckend oberflächliche) Würdigungen bot. Auch die Plattenindustrie ließ dieses Jubiläum nicht ungenutzt verstreichen, wobei die CDs so unterschiedlich ausfallen, wie es das Schaffen des oft auf bloße ästhetische Floskeln reduzierten Pärt ist.
Den "gewohnten" Ton trifft wohl am ehesten ECM mit dem estnischen Vokalensemble Vox Clamantis, das unter seinem Leiter Jaan-Eik Tulve auf eine langjährige intensive Auseinandersetzung und Zusammenarbeit mit Pärt zurückblicken kann. "And I heard a voice" enthält ausschließlich a-capella-Werke, die durchweg der meditativ-strengen Zurückgenommenheit der eher "späten" Schaffensphase Pärts zuzurechnen sind - die schon in einigen Interpretationen vorliegenden "Sieben Magnificat-Antiphonen" von 1988 sind die "älteste" Arbeit (eine davon, nämlich "O Immanuel", haben 2017 sogar die kongolesischen Kasai Allstars eingesungen – und das sehr überzeugend!), alles andere – bis auf das ebenfalls ziemlich vertraute "Nunc dimittis" (2001) – entstand nach 2015. Wir erleben hier also den religiösen, in tiefer innerer Einkehr versunkenen Pärt, der in Reminiszenz an die Alte Kirchenmusik klare schwebende Melodielinien setzt (und damit leider, wie z.B. auch die im Grunde wundervolle "Officium"-CD, die Jan Garbarek und das Hilliard-Ensemble 1994 gemeinsam – übrigens ebenfalls für ECM – einspielten, immer wieder auch auf obskuren New-Age- oder entrückten Esoterik-Playlists auftaucht, dabei könnte der ästhetische Abstand zum dort vorherrschenden Klangschalen-Nebel kaum größer sein!). Aufgrund der Aufnahmesituation im Dom der mittelalterlichen Bischofsburg im westestnischen Haapsalu, ganz sicher aber auch wegen der Klangvorstellungen von Produzent (und ECM-Chef) Manfred Eicher bestimmt ein deutlicher Hall das KlangBild. Das kann man mögen oder für etwas arg melodramatisch halten – ich selbst bin da noch unentschlossen (zuweilen scheint mir der ansonsten sehr transparente GesamtSound dadurch etwas zu "verwaschen"). Im in typischer ECM-Manier gestalteten booklet voller (nicht immer kitschfreier) schwarz-weiß Fotografien von winterlich kargen Landschaften findet sich ein Essay der estnischen Musikwissenschaftlerin Kristina Körver mit Gedanken zu den einzelnen GesangsStücken, auch lassen sich deren Texte hier nach- bzw. mitlesen.
Der orchestralen Seite des Pärtschen Schaffens widmet sich eine bei Alpha erschienene CD, auf der Paavo Järvi und das Estonian Festival Orchester eine Live-Aufnahme vom 15. Pärnu Musikfestival präsentieren. "Credo" ist nicht nur ein beeindruckendes Werk für Klavier, gemischten Chor und Orchester, sondern auch das Stück, mit dem Pärt 1968 in der damaligen estnischen Sowjetrepublik zum Paria wurde. Die Kulturapparatschiks verstanden weder die musiktheoretischen Überlegungen, die in dieser Synthese von Dodekaphonie und asketischer Strenge Ausdruck fanden, noch die moralischen Implikationen, die Pärt zu seinem hier Klang gewordenen Bekenntnis (= Credo!) zum Christentum geführt hatten (oder sie verstanden sie nur zu gut und erkannten sie als staatsgefährdend). Dirigiert hatte die Tallinner Uraufführung an jenem 16. November 1968 übrigens Neeme Järvi, also Paavos Vater – die Kreise schließen sich, denn auch der Sohn weiß sich auf höchst berührende Weise in diese Musik einzufühlen. Musik, die ein konsequentes Weiterdenken von Strawinsky, tief ins Seriell-Aleatorische, vielleicht in Verbindung mit einer Prise Carl Orff (minus dessen teutonischem Furor) bedeutet und durch die Einbeziehung eines Bach-Präludiums noch immer (zumindest unterschwellig) provokant wirkt. Vorher haben wir auf dieser, den kompositorischen Werdegang Arvo Pärts in 5 Viertelstunden nachzeichnenden CD einige von dessen Schlüsselwerken gehört: das Paavo Järvi (und dem Orchestre de Paris) gewidmete "Silhouette", den "Swansong" mit seinen sanft leuchtenden Flöten- und Bläserlinien oder das für Pärt-Verhältnisse schon beinahe nervöse, bewegte "Mein Weg".
Fazit: Freunde des späten, semi-esoterischen Pärt greifen zu "I heard…", alle, die diesen großen Komponisten in seiner ganzen Bandbreite erleben wollen, zu "Credo". Am besten aber gönnt man sich einfach beide CDs. 4 / 5Den "gewohnten" Ton trifft wohl am ehesten ECM mit dem estnischen Vokalensemble Vox Clamantis, das unter seinem Leiter Jaan-Eik Tulve auf eine langjährige intensive Auseinandersetzung und Zusammenarbeit mit Pärt zurückblicken kann. "And I heard a voice" enthält ausschließlich a-capella-Werke, die durchweg der meditativ-strengen Zurückgenommenheit der eher "späten" Schaffensphase Pärts zuzurechnen sind - die schon in einigen Interpretationen vorliegenden "Sieben Magnificat-Antiphonen" von 1988 sind die "älteste" Arbeit (eine davon, nämlich "O Immanuel", haben 2017 sogar die kongolesischen Kasai Allstars eingesungen – und das sehr überzeugend!), alles andere – bis auf das ebenfalls ziemlich vertraute "Nunc dimittis" (2001) – entstand nach 2015. Wir erleben hier also den religiösen, in tiefer innerer Einkehr versunkenen Pärt, der in Reminiszenz an die Alte Kirchenmusik klare schwebende Melodielinien setzt (und damit leider, wie z.B. auch die im Grunde wundervolle "Officium"-CD, die Jan Garbarek und das Hilliard-Ensemble 1994 gemeinsam – übrigens ebenfalls für ECM – einspielten, immer wieder auch auf obskuren New-Age- oder entrückten Esoterik-Playlists auftaucht, dabei könnte der ästhetische Abstand zum dort vorherrschenden Klangschalen-Nebel kaum größer sein!). Aufgrund der Aufnahmesituation im Dom der mittelalterlichen Bischofsburg im westestnischen Haapsalu, ganz sicher aber auch wegen der Klangvorstellungen von Produzent (und ECM-Chef) Manfred Eicher bestimmt ein deutlicher Hall das KlangBild. Das kann man mögen oder für etwas arg melodramatisch halten – ich selbst bin da noch unentschlossen (zuweilen scheint mir der ansonsten sehr transparente GesamtSound dadurch etwas zu "verwaschen"). Im in typischer ECM-Manier gestalteten booklet voller (nicht immer kitschfreier) schwarz-weiß Fotografien von winterlich kargen Landschaften findet sich ein Essay der estnischen Musikwissenschaftlerin Kristina Körver mit Gedanken zu den einzelnen GesangsStücken, auch lassen sich deren Texte hier nach- bzw. mitlesen.
Der orchestralen Seite des Pärtschen Schaffens widmet sich eine bei Alpha erschienene CD, auf der Paavo Järvi und das Estonian Festival Orchester eine Live-Aufnahme vom 15. Pärnu Musikfestival präsentieren. "Credo" ist nicht nur ein beeindruckendes Werk für Klavier, gemischten Chor und Orchester, sondern auch das Stück, mit dem Pärt 1968 in der damaligen estnischen Sowjetrepublik zum Paria wurde. Die Kulturapparatschiks verstanden weder die musiktheoretischen Überlegungen, die in dieser Synthese von Dodekaphonie und asketischer Strenge Ausdruck fanden, noch die moralischen Implikationen, die Pärt zu seinem hier Klang gewordenen Bekenntnis (= Credo!) zum Christentum geführt hatten (oder sie verstanden sie nur zu gut und erkannten sie als staatsgefährdend). Dirigiert hatte die Tallinner Uraufführung an jenem 16. November 1968 übrigens Neeme Järvi, also Paavos Vater – die Kreise schließen sich, denn auch der Sohn weiß sich auf höchst berührende Weise in diese Musik einzufühlen. Musik, die ein konsequentes Weiterdenken von Strawinsky, tief ins Seriell-Aleatorische, vielleicht in Verbindung mit einer Prise Carl Orff (minus dessen teutonischem Furor) bedeutet und durch die Einbeziehung eines Bach-Präludiums noch immer (zumindest unterschwellig) provokant wirkt. Vorher haben wir auf dieser, den kompositorischen Werdegang Arvo Pärts in 5 Viertelstunden nachzeichnenden CD einige von dessen Schlüsselwerken gehört: das Paavo Järvi (und dem Orchestre de Paris) gewidmete "Silhouette", den "Swansong" mit seinen sanft leuchtenden Flöten- und Bläserlinien oder das für Pärt-Verhältnisse schon beinahe nervöse, bewegte "Mein Weg".
Fazit: Freunde des späten, semi-esoterischen Pärt greifen zu "I heard…", alle, die diesen großen Komponisten in seiner ganzen Bandbreite erleben wollen, zu "Credo". Am besten aber gönnt man sich einfach beide CDs. 4 / 5
Weitere Infos: www.ecmrecords.com/product/arvo-part-and-i-heard-a-voice-vox-clamantiswww.outhere-music.com/de/albe

Fear No Jazz
›› JAZZJANZKURZ ›› TERESA ROTSCHOPF ›› CHRISTIAN WALLUMRØD ›› TILL BRÖNNER ›› JAZZJANZKURZ ›› JON BATISTE ›› JAZZJANZKURZ ›› JAZZJANZKURZ ›› DER EXPANDER DES FORTSCHRITTS ›› LAIBACH ›› JAZZJANZKURZ ›› KRONOS QUARTET & MARY KOUYOUMDIJIAN ›› JAZZJANZKURZ ›› FEDERICO ALBANESE ›› JAZZJANZKURZ ›› KARM & KOHSETSU IMANISHI ›› FEAR OF THE OBJECT ›› JAZZJANZKURZ ›› JAZZJANZKURZ ›› JAKUB JÓZEF ORLIŃSKI & ALEKSANDER DĘBICZ ›› STEFAN PRINS ›› MIEKE MIAMI ›› JAZZJANZKURZ ›› NILS WÜLKER & ARNE JANSEN ›› JAZZJANZKURZ ›› WIM MERTENS ›› ERNTE ›› JAZZJANZKURZ ›› KOPPEL - BLADE - KOPPEL ›› JAKUB JÓZEF ORLIŃSKI ›› JAZZJANZKURZ ›› ELĪNA GARANČA ›› ANDRÉ SCHUEN / DANIEL HEIDE


Konserven
Olymp
Electronik
Fear No Jazz
Floorfashion
Hard & Heavy
Hip Hop
Reggae/Dub
Rock & Pop
Punk/Hardcore
Singer/Songwriter
Talentamt
Worldmusic