(Fiction Records / Virgin)
Nachdem es zunächst so schien, als habe Camille Berthonier a.k.a. Jehnny Beth nach dem zerfasteren Ende des Savages-Projektes ihr Heil eher in der musikalischen und künstlerischen Diversifikation gesucht (beispielsweise als Schauspielerin, TV-Host oder musikalisch über Kollaborationen oder dem im Vergleich zu den Savages vielschichtigen Solo-Debüt-Album „To Love Is To Live“), so wird deutlich, dass ihre Rückkehr als Solo-Musikerin 5 Jahre später nun wieder von der gleichen destruktiven Energie befeuert wird, wie die zuweilen verstörenden Sound-Attacken der Savages vor 10 Jahren. Angesichts der angespannten aktuellen Lebenswirklichkeit, wird das neue Album „You Heartbreaker, You!“ befeuert von der Wut im Bauch und dem Adrenalin-Überschuss, der sich offensichtlich in den letzten Jahren in Jehnny Beth angestaut hatte. „Wir leben in einer dunklen Zeit voller Drama und barbarischer Tragödien. Mir wurde klar, dass wir in diesen Zeiten entweder lernen müssen, richtig gut zu schreien, oder wir lernen zu flüstern“ sagt sie selbst zu dem Album, dass sie mit ihrem langjährigen Partner Johnny Hostile in ihrem französischen Studio eingespielt hat. Und geschrien und (bedrohlich) geflüstert wird eine ganze Menge auf diesem Werk, dass eindeutig von den Extremen lebt. Versöhnliche Töne wird man hier ebenso vergeblich suchen wie Piano-Balladen des letzten Albums. Hier herrschen brutale musikalische Gewalt, Screamcore, Postpunk und abrasivster Nihilismus. Allerdings wird das dann inhaltlich mit einer ironischen Note konterkariert. Denn selbstverständlich geht es in Songs mit Titeln wie „No Good For People“, „I See Your Pain“, „Obsession“ oder der Single „Broken Rib“ um Blut, Schweiß, Tränen, Desolation und Desperation – aber eben auch um die archaische Kraft der Liebe. Wenn man schon schreiend in den Abgrund springen muss, dann aber bitte so konsequent, wie das Jehnny Beth auf ihrem zweiten Album tut. 5Rock & Pop
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