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JAZZJANZKURZ

V.A.

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Bei aller Symphatie für Echtzeitmusik und experimentellen Jazz darf man natürlich nicht vergessen, dass auch und gerade aus der ganz traditionellen, gern akademisch geprägten Improvisation Großartiges entstehen kann. Z.B. wenn die Wien/Schweizer Sängerin Nina Reiter und ihre Jungs als PHRAIM durch die "Tides" (QFTF) tauchen. Eine hochsensible Bassgitarre umspielt freie KlavierLinien, dazu wirbeln die drums – und Reiters JazzStimme ist enorm facettenreich. 4
Der Bassist ist neu, aber ansonsten spielt auf "Creatures & States" (Yellowbird) das EVA KLESSE QUARTETT in der gewohnt phantastischen Besetzung, mit der uns die Trommlerin in schöner Kontinuität alle zwei Jahre im Herbst eine wundervolle CD mit lyrischem, gleichwohl packendem Jazz schenkt. In "Minotaurus’ Labyrinth" z.B. suchen Bass, Sax, Klavier und Schlagzeug nacheinander und doch gemeinsam erfolgreich den roten Faden. Ein runde Stunde Druck und Zärtlichkeit. 4
Mit "Øjeblikke Vi Husker -Moments We Remember" (Hvalfugl) vom dänischen Trio mit dem schönen Namen HVALFUGL wird’s richtig romantisch. KuschelMusik von Gitarre, Harmonium/Piano und Kontrabass, dazu Gastbeiträge von Trompete, Schlagzeug und Cello, ohne jedoch allzu sentimental oder gar kitschig zu werden. Eines der 13 Stücke heißt "Regnen Falder Som Sne" und wenn die Übersetzung meines Bekannten stimmt, bedeutet das "Der Regen fällt wie Schnee". Viel treffender kann man die Stimmung dieser gelungenen Herbstplatte kaum beschreiben. 4
Dass "I N" (col legno), die zweite Solo-CD des Cellisten LUKAS LAUERMANN auf einem eigentlich für eher strenge Zeitgenössische Musik bekannten Label erscheint, verwirrt nur jene, die wie ich col legno noch aus seiner Frühzeit um 1990 kennen (und Schätzchen wie die Box "40 Jahre Donaueschinger Musiktage 1950–1990" hüten). Seit etlichen Jahren residiert col legno aber in Österreich und hat sein Spektrum geweitet. Der Wiener Lauermann hat als passionierter Grenzgänger an vielen Projekten zwischen Pop (Soap&Skin) und sanfter NeoKlassik (Donauwellenreiter) mitgewirkt. Seine eigene Musik ist aber auf eben jene Weise nichtssagend nett, die die erwähnte softe NeoKlassik kommerziell so erfolgreich macht. 2
Manche Kritiker verbuchen das WORLDSERVICE PROJECT unter PunkJazz. Dieser Meinung war ich bei den letzten Platten auch, mit "Hiding In Plain Sight"(RareNoise) allerdings versinken die Briten knietief und (hoffentlich nicht) endgültig im HeavyRock als Jazz. Die knappen Ausbrüche aus dem Gefrickel (wie z.B. im gelungenen Mittelteil von "Pumped-Up Freddie") können uns nicht täuschen – hier regiert leider Vokuhila-Gepose. 2
Ganz anders und nun wirklich schlimm ist die selbstverlegte und -betitelte CD des SÖHNE MANNHEIMS JAZZ DEPARTMENT. "Gute Jazzalben haben ja auch ihre Pop-Momente.", meint Sänger Michael Klimas. Erstens: "Nein, nicht unbedingt! Eher im Gegenteil." und zweitens: "Schmalz bleibt Schmalz und sollte – wenn schon, denn schon! - wenigstens gut gemacht sein." Wie das Naidoo-Mutterschiff: weinerlicher pseudoreligiöser Eso-Quark. 1
Joni Mitchell zählt zu jenen Größen der PopulärMusik, von deren Œuvre ich viel zu wenig kenne. Ganz anders das COLIN STEELE QUARTET, das mit "Joni" (Marina) der Kanadierin seine Aufwartung macht. Vor einigen Jahren haben sich die Kollegen schon mal erfolgreich an Jazz-Fassungen von Pearlfishers-Songs versucht, aber was der schottische Trompeter und seine Freunde an p-b-dr jetzt z.B. aus dem alten Schmachtfetzen "Both Sides Now" machen, ist respektvoll und zärtlich, dabei aber auch energisch-packend und niemals schmierig oder kitschig, verneigt sich tief vorm Original und lässt doch Entwicklung zu. Trotz meiner Nicht-Kenntnis glaube ich, dass das für die ganze CD gilt. 4
Im Experimental-Regal stehen auch jede Menge hörenswerte Neuigkeiten: "We Q" (clang) heißt ein DL-only-Album von EDITH LETTNER & DAFNA NAPHTALI (jetzt fragt bitte nicht, wie ein download im Regal stehen kann!). Die Stimmfetzen und electronics der New Yorkerin umschlingen Lettners Saxofon-Stöße, es kreischt, gurrt und wimmert; es brummt, trötet und röchelt; es ist ein grandioses HörErlebnis. 5
Die Norwegerin MARIANNE BAUDOUIN LIE interpretiert auf "Atlantis, Utopia & Ulvedrømmer" (Particular) Arbeiten von fünf verschiedenen Komponist(in)en, vier davon ebenfalls aus Norwegen, die die Möglichkeiten einer Cello-Gesang-Konfrontation austasten. Das reicht von harschem Reiben auf Saiten und Korpus über zarte Klänge und Kammermusikalisches bis zu flüsterndem SprechGesang und röchelndem Gezwitscher und ist stets hochspannend – vor allem wenn sich auf CD2 beim von Lene Grenager geschriebenen "one woman musical" mit dem deutbaren Namen "Ulvedrømmer (Wolf Dreams)" auch mal (Zuspiel)Effekte und (elektronisches) Schlagwerk dazu gesellen. 4
Ihr Landsmann MARTIN TAXT ist uns von The Island Band oder auch Muddersten bestens vertraut. Und natürlich vom großartigen Mircotub-Projekt, das den konzeptionellen Ansatz "mikrotonales Tubaspiel" schon im Namen trägt. Eben jene – und einen Sinuswellengenerator – bedient er auf "First Room"(Sofa) und reagiert so auf die Klänge, die Inga Margrethe Aas aus Kontrabass & Viola da gamba lockt. Ich verstehe von der japanischen Teezeromie zu wenig, um den Überbau vollends zu erfassen, aber die Musikstrukturen wurden wohl aus dem im artwork abgebildeten Muster einer Tatami-Matte abgeleitet. 35:30 Minuten stille Konzentration, reine Energie und KlangWirkung – der Plan "possible relations between architecture and music" zu untersuchen, geht bestens auf und ich bin schon sehr gespannt auf die nächste Folge dieser Reihe. 5
Seit vielen Jahren lebt die in Tokio geborene Künstlerin und ElektronikMusikerin MIKI YUI in Düsseldorf (und verwaltet dort ua. das künstlerische Erbe ihres Lebenspartners Klaus Dinger). Ihr neuestes Soloalbum heißt "Aperio!" (Hallow Ground) und konzentriert sich zunächst 10 Minuten lang auf einen cello-ähnlichen Klang, der sich irgendwo zwischen Drone und Abstraktion einpendelt ohne auch nur eine Sekunde Langeweile zuzulassen. Es folgen dann 6 kürze, zumeist in weit gespannten Hallräumen dahinknuspernde SchaltkreisBastelein, die zwischen Wärme und Distanz vermitteln. 4
Von TAKUMA WATANABE, AKIRA RABELAIS und FÉLICIA ATKINSON wurde gemeinschaftlich die Musik eines japanischen Kurzfilms "deconstructed and recomposed". In einem elektronischen Wind schwebende Sounds und oszillierendes Klappern und Klimpern lassen hier aus experimentellen Verschränkungen schnell avantgardistische, aber doch zugängliche ImproKunst werden. "Mada Kokoni Iru: Original Soundtrack Recomposed" (Inpartmaint) ist eine zwar kurze, aber doch aufregende KlangReise, die gegen Ende sogar einen fast poppigen Groove entwickelt. 3

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