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QUICKSILVER

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"Music's Not For Everyone"(K Records/Cargo) - so ein CD-Titel erfreut und lässt mich heftig mit dem Kopf nicken. Schon Heiner Müller wusste sarkastisch-tiefsinnig festzustellen: "Für alle reicht's nicht." Und bevor wir jetzt in systemkritische Reflexionen abdriften die Feststellung: Was CHAIN & THE GANG auf der o.g. CD abliefern, ist auf's Notwendigste runtergebrochener Blues, vielleicht auch Rock oder doch Beat? Swingt und groovt höllisch untergrundig und ist orginal schmutzig gespielt. 5
"Creep On, Creepin' On"(Full Time Hobby/Rough Trade) geht auch in Ordnung, TIMBER TIMBRE schleppen ihre düstere Laune durch ein "Bad Ritual", es gibt toll paranoide Streichersätze, bedrohliche drum-patterns und feinstes Lamento - "Swamp Magic"! 4
Es geht natürlich auch fröhlicher, z.B. bei POLOCK aus Valencia. "Getting Down From The Trees"(Mushroom Pillow/Broken Silence) glänzt mit relaxtem Indiepop, ohne dass hier etwas besonders Aufregendes oder auch Ärgerliches zu entdecken wäre. 3
MOMOFOKO kommen aus Schweden, ihr auf "Momoism"(Stereoflex/NMD) fixierter SynthIndiePop bietet auch wenig Neues, geht aber trotzdem (oder deswegen) schmerzfrei durch's Ohr. 3
"You Stand Uncertain"(Planet Mu/Cargo) von FALTY DL erscheint mir da viel spannender. Abstrakte Stolperrhythmen, die z.T von sehr freundlichen Gastsängerinnen zusammengehalten werden, treffen auf dunkle Soundwolken, Herr Dubstep winkt lächelnd über'n Zaun. 5
PARASYTE WOMAN hingegen sind keine misogynen Monster, sondern kribbelige Soundklempner. Die Sängerin des Duos vereint auf "Homeless Information"(echokammer/Indigo) in ihrer Stimme Laurie Anderson und Nico , das Klangkleid drumherum wäre als KrautTrance des Jahres 2015 zu beschreiben. Ihr "Voodoochild"-Cover ist zwar etwas zu verspielt und kraftlos, trotzdem: 4.
Etwas nervöser, aber über einige Strecken auch innovativer sind SOLANGE LA FRANCE, die auf dem gleichnamigen Album (Two Gentlemen/Indigo) treibenden UndergoundDancePop kultivieren. "Subtil. Grobkörnig. Noisy.", ich kann dem Info nur beipflichten. 4
Einen anderen Grad von Wahnsinn pflegen GABBY YOUNG & OTHER ANIMALS auf "We're All In This Together"(World Connection/edel Kultur). In Varieté oder Glastonbury fühlt sich die Dame aus Bath gleichermaßen wohl, die exaltierte Sangesweise passt ganz gut zum fein strukturierten Vaudeville-Bombast der Begleitband. 4
Gänzlich zum Schönen bekennt sich DUSTIN O'HALLORAN. Für meinen Geschmack sind die impressionistisch-orchestralen KlangMalereien auf "Lumiere"(130701/Fat Cat/Rough Trade) aber etwas zu soft und reibungsarm. 2
MICACHU & THE SHAPES riefen für "Chopped & Screwed"(Rough Trade/Beggars/Indigo) die renommierte London Sinfonietta zu Hilfe. Das Album oszilliert zwischen düsteren Balladen und interessanten Soundcollagen, ob ich das aber "klassische Musik" nennen würde? Eher nicht. 4
Auch TIM HECKERs neue CD überzeugt mich mit nicht wirklich. Hier wird die geschichtete Schönheit (u.a. von einer Kirchenorgel) zwar von Störgeräuschen kontrastiert, aber echte Kraft finde ich auf "Ravedeath, 1972"(Kranky) nicht. 3
Das gelingt aber bei "The Local Fuzz"(Tee Pee Records), denn dort huldigen THE ATOMIC BITCHWAX in einem einzigen, 42 Minuten langen Stück dem Götzen Progressive Rock. Voller psychedelischer Spielereien, jeder Menge Breaks und Daddelein. Naja, die drei haben ja auch bei Godspeed, Monster Magnet und Core gut geübt. 4
Der ZODIAC FREE ARTS CLUB, dem der Verweis auf die Kreuzberger Clublegende der Zeit um 68/69 schon im Bandnamen eingeschrieben ist, verwandte für "Floating World"(Permanent Vacation/Groove Attack) wohl auch vorwiegend Equipment der Zeit und so ist die CD ein langer (LSD-)Trip durch Tangerine Dreams "Atem"-Phase oder die "Malesch"-Zeit von Agitation Free. 3
EBERHARD SCHOENER ist in aller Bescheidenheit noch heute stolz darauf, 1978 mal Sting und seine Polizei für ein synthesizerbetontes Art-Rockalbum engagiert zu haben. Die Waver waren jung und brauchten das Geld,"Flashback"(MIG) ist nett, aber ungefährlich und erreicht bei "Loreley" auch klanglich fast die Schnulzigkeit eines Jan Garbarek. 3
Auch andere machten 1978 fröhlich-harmlose Musik. "Labour Of Lust"(Proper/Rough Trade) von NICK LOWE ist für britische Verhältnisse höchst sonnig, für heute aber ohne Belang. 2
Ganz anders STATION 17. Die arbeiten im Hier und Jetzt höchst ambitioniert in Klang und Ansatz, wobei man völlig zu recht Wert darauf legt, nicht als Workshop, sondern als Band bewertet zu werden. "Fieber"(17records/Cargo) spielt mit dem Sound und mit sich selbst, die Methode, eine sich aus dem gemeinsamen Spiel entwickelnde Phrase im Nachhinein zu einem Song zu strukturieren, funktioniert ganz prächtig. Wozu da konkret- verbale Mitteilungen? 4
Noch eine kurze Weltreise: BLICK BASSY zelebriert auf "Hongo Calling"(World Connection/edel Kultur) einmal mehr sanften AfroFolkPop. 3
Der gewohnt gehaltvolle und überraschungsreiche Trikont-Sampler "Afritanga" spürt den Verbindungen zwischen Afrika und Kolumbien nach. Das äußert sich in swingenden OffBeat-Monstern oder auch in mächtigen Chorgesängen. Cumbia meets HipHop, Champeta goes Marimba-Style. Sehr bunt und wirklich empfehlenswert. 5
Überraschend an "World Wide Wahab" vom TABADOUL ORCHESTRA ist vor allem die Herkunft der Musikanten, entstand die Band doch aus einer Kollaboration der Schäl Sick Brass Band mit der herausragenden Sängerin Dina Gouda. Man widmet sich Mohammed Abdel Wahab, dem "Frank Zappa der arabischen Musik". Die Songs atmen den Geist des Orients, ohne irgendwie epigonal zu wirken und funktionieren sicher auch als Tanzmusike. 5
Als Kontrastprogramm mag da der kühle Chorgesang der vier Mädels von KRAJA dienen. "Brusand Hav" vertraut ganz auf die Sangeskraft und wird nur selten von Instrumenten verziert. Trotzdem fehlt dieser skandinavischen Rundreise nichts. 4
Streng wäre nicht das recht Wort, denn "Ulrikas Minne"(alle Westpark/Indigo) wird von den Schweden TRIAKEL durchaus auch mit Spaß gespielt. Trotzdem wirkt die Beschränkung auf traditionelle Instrumente und Spielweisen etwas exotisch. Zumindest auf jene, die den "Folker" nicht aboniert haben. Dabei gibt's hier manches zu entdecken, das rollende "Sara" z.B. geht einem noch länger durch's Ohr. 3
Weniger puristisch ist das SHE'KOYOKH KLEZMER ENSEMBLE, das mit "Busker's Ballroom"(ARC Music) ein gelungenes Album vorlegt, auf dem neben klassischem Klezmer auch Rembetiko oder türkische Einflüsse verarbeitet werden. 4
Und wer jetzt immer noch nicht tanzt, sollte bei den COSMONAUTIX "Energija"(Piranha/Indigo) tanken. Berlin wimmelt zwar von Bands, die diese Art elektrifizierte Russenpolka feiern, aber der "Balaika-Speedfolk-Groove" der Raumflieger unterhält auf gutem Level. Ein Schweißtuch bitte! 4

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