
Zweifelsohne ist Marla Moya selbst eine „Sanguine Soul“ und zwar in so ziemlich allen Ausprägungen, die sich dem Wort „sanguin“ zumessen lassen: Fröhlich, zuversichtlich, lebensfroh, lebhaft, hoffnungsvoll und/oder leichtsinning. Und dabei ist das nur eine Facette, die die ursprünglich aus Heidelberg stammende, abenteuerlustige Kosmopolitin auszeichnet. Sowohl als Mensch, wie auch als Musikerin (wobei nicht gesagt werden soll, das Musiker keine Menschen seien). Musikalisch trat Marla bereits mehrfach in Erscheinung: Mit ihrem 2016er Album „Madawaska Valley“ etwa – das von dem kanadischen Songwriter David Celia produziert wurde, mit dem Marla im Folgenden eine auch private Liaison einging, die musikalisch in den beiden Alben „Daydreamers“ von 2018 und „Indistinct Chatter“ von 2022 mündete. Wenn nun „Sanguine Soul“ allenthalben als Debütalbum von Marla Moya angepriesen wird, so hat das durchaus seine Berechtigung, da sich Marla und David Celia inzwischen getrennt haben und Marla – nun mit dem Familiennamen Moya – sich hier erstmals als Künstlerin in wirklich eigener Sache präsentiert und das Album als eine Art Befreiungsschlag sieht. Aber lassen wir sie doch mal selbst zu Wort kommen.
Das neue Werk wurde ja von dem renommierten Songwriter Robert Francis in Los Angeles produziert. Wie kam es denn dazu?„Nach meiner Trennung von David Celia zog ich zunächst nach Berlin, wo ich einen Dayjob annahm, um mal zu sehen, wie das so ist. Danach lebte ich eine Weile in Paris, wo ich an neuen Songs arbeitete. Als ich noch in Paris war, habe ich eine Zusage von Robert Francis bekommen, dass er das Album produzieren würde. Ich hatte ihn auf Insta angeschrieben und gefragt, ob er mein Album produzieren würde. Zwar dachte ich, dass ich eh keine Antwort bekäme, wollte aber die Option nicht ausschließen.“
Welche Beziehung hat Marla denn zu Robert Francis?
„Das ist ein Musiker aus Los Angeles, den ich sehr verehre seit ich ihn mal mit 14 bei einem Konzert von Milow als Support gesehen hatte“, erinnert sich Marla, „das war dann ein Americana-Rockkonzert, das mich total weggehauen hatte. Ich habe überhaupt nicht verstanden, was da abging, denn bei uns zu Hause lief entweder Radio oder Klassik. Das war so neu für mich, dass ich nach Hause kam und mir sagte: ‚Eines Tages möchte ich so sein wie er‘. Am nächsten Tag habe ich dann auf der Gitarre meiner Schwester die Akkorde G, C und D gelernt und meinen ersten Song geschrieben. Seitdem habe ich von ihm eigentlich alles gelernt. Er ist seither mein Idol und ich dachte mir einfach ‚Dream Big‘ – und er hat mir tatsächlich innerhalb von drei Stunden mit dem Satz ‚I love your voice – let‘s do this’ geantwortet. Ich sage immer allen: Verfolgt eure Träume - ihr habt nichts zu verlieren; außer ihr versucht es erst gar nicht.“
Die Songs aber schon fertig, als Robert Francis einwilligte, das Album zu produzieren, oder?
„Ja, die hatte ich ja vorher geschrieben“, sagt Marla. „es sind auch ein paar ältere Sachen dabei. Den Song ‚Running‘ hatte ich zum Beispiel bereits in Toronto geschrieben – aber nie aufgenommen. Ein paar Songs sind auch wegen meiner Beziehung entstanden.“
Ist das dann auch das Thema der Scheibe?
„Nicht grundsätzlich“, meint Marla, „ich schreibe ja über mehrere Themen – Einsamkeit, Covid, Reisen usw. Einen Song habe ich aber auch über David geschrieben. Der heißt ‚Penumbra‘ – was einen Halbschatten meint, den der Mond auf die Erde wirft. Denn ich habe mich lange Zeit gefühlt, als wäre ich im im Halbschatten David’s.“
Was hat Marla denn inspiriert, das Album überhaupt zu machen?
„Für mich gibt es eigentlich keine Option Musik nicht zu machen – egal ob daraus etwas wird oder nicht“, überlegt Marla, „ich weiß gar nicht, ob es eine konkrete Inspiration gab. Für mich ist das Leben und das, was mir in die Wiege gelegt wurde, Inspiration. Ich suche nicht nach einem Abenteuer und schreibe dann ein Album darüber. Ich lasse mich vom Leben leiten. Das inspiriert mich dann auch musikalisch. Als ich etwa ‚Nomadic Hobo‘ schrieb, hatte ich gerade vorher Joni Mitchell gehört. Sie hat ganz oft so alltägliche Sachen in ihren Songs erwähnt – da habe ich mir diese Vase gekauft, da bin ich dort und dort hingegangen, so alt bin ich gerade jetzt – und so etwas habe ich in dem Song dann selbst abgewendet. Es ist nämlich so, dass ich manchmal zu sehr in die Tiefe gehe und momentan ein ganz verrücktes Leben führe – da hab ich mir dann gesagt, dass ich dann auch mal ein Zeitdokument machen könnte – wie eben ‚Nomadic Hobo‘. Viele Songs, die ich selbst gerne mag sind ja auch so. Gerade in solchen persönlichen Dingen erkenne ich mich dann auch bei anderen Musikern wieder – und hoffe, dass das dann bei meinen Hörern auch so ist.“
Ging es dabei auch darum, das musikalische Blickfeld zu erweitern? Denn insbesondere die Arrangements, die Struktur und die Stilistik betreffend scheint sich Marla ja bewusst vom klassischen Americana-Setting loslösen zu wollen.
„Auf jeden Fall“, bestätigt Marla die Vermutung, „gerade auch langsamere Balladen kann man ja so raumfüllend ausrichten, dass es in eine psychedelische Richtung geht – und an anderer Stelle wird es dann eben rockig oder soulig; was ein bisschen auch mit Robert Francis zu tun hat.“
Das ist ja das Problem bei der Americana Musik: Wenn man da alles nach dem Lehrbuch macht, dann klingt es schnell langweilig.
„Genau“, bestätigt Marla, „für mich braucht es in einem Song aber immer einen besonderen Twist – wie ein Tapetenwechsel – sonst ist das alles zu geschniegelt.“
Wie sieht denn die musikalische Zukunft der „neuen“ Marla aus?
„Es sollte ja schon eine Verpflichtung sein, über seine Zukunft nachzudenken“, meint Marla, „besonders wo ich jetzt so tolle Leute habe, die mit mir an dieser Veröffentlichung arbeiten. Aus einem gesunden Selbstschutz denke ich dabei gar nicht so weit weg – aber ich habe mir schon mein Ziel ausgemalt. Ich will an einen Punkt kommen wie ein Musiker wie Ron Sexsmith. Der macht sein Family Life und macht nicht viel, aber wenn er auf Tour geht, dann kann er sich darauf verlassen, dass die Leute Tickets kaufen – weil er Musik macht, die zeitlos ist. Ich will ja gar keinen Riesen Erfolg – aber wenn ich eines Tages sagen kann: ‚Ich mache dann ein Album, wann ich es will – und keiner sagt mir wann‘, dann habe ich es geschafft.“
Marla geht gleich im Anschluss an die Veröffentlichung des Albums auf Tour – da können wir sie ja entsprechend unterstützen.
Aktuelles Album: Sanguine Soul ((Backseat / Broken Silence / The Orchard) VÖ: 07.11.
Weitere Infos: https://www.instagram.com/marlamoyamusic

