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LUVCAT

Die Frucht des Lebens

LUVCAT

Das Bandprojekt Luvcat ist bereits das zweite Vehikel, das sich die britische Songwriterin Sophie Morgan als Spielwiese für ihre überbordenden musikalischen Ideen auserkoren hat. Als sie von dem Verve-Bassisten Simon Jones 2013 im Alter von 16 Jahren in einer Kirche beim Singen entdeckt wurde, hatte sie zunächst eine Laufbahn als klassische Singer/Songwriterin im Sinn und brachte zwischen 2017 und 2020 schließlich 3 EPs unter eigenem Namen heraus. 2023 schließlich firmierte sie mit ihren langjährigen Musiker-Freunden unter dem von dem Cure-Song inspirierten Namen Luvcat um und macht seither in Sachen Drama-, Glam-, Dream-, Kook-, Goth- und Romantik-Pop bzw. Rock.

Wie kam es denn zu der Geburt von Luvcat – denn auf dem Reißbrett geplant wurde das Projekt offensichtlich nicht.

„Also früher machte ich ja eher folkige Sachen“, berichtet Sophie, „ich saß also mit meinen Freunden in einem Raum und machten gemeinsam Musik – als sich plötzlich eine andere Stimmung einschlich, die mir diesen Geistesblitz an Inspirationen vermittelte. Ich wollte plötzlich alles aufbrechen und von vorne anfangen. Dabei wollte ich etwas wagemutiger zu Werke gehen um deutlich zu machen, was mich wirklich ausmacht. Auf gewisse Weise bin ich damit zu meinen Wurzeln zurückgekehrt, denn die Musik, die ich heute mache, klingt sehr viel mehr nach dem, womit ich musikalisch aufgewachsen bin.“

Gibt es denn da gar keine Aspekte des Eskapismus und/oder der Utopia?

„Das kommt wahrscheinlich von der Art, wie ich mein Leben führe“, meint Sophie, „ich bin nämlich auch in meinem normalen Alltagsleben eine Träumerin. Ich habe immer schon Texte geschrieben, die sich in Metaphern, Allegorien und skurrilen, phantastischen Bildern ergehen. Ich versuche dann, meine Emotionen auf der einen Seite und düstere Geschichten auf der anderen Seite damit zu verweben, was mir tatsächlich passiert ist.“

Wie kommen dann Geschichte, Musik, Texte und Gesang zusammen? Womit beginnt die Sache und wohin führt sie? Bzw: Wohin soll sie denn führen?

„Das ist eigentlich immer unterschiedlich, wenn ich einen Song schreibe“, führt Sophie aus, „aber die Basis sind immer Wörter. Ich trage immer ein Notizbuch mit mir, in dem ich meine Ideen eintrage. Ich schreibe auch jeden Tag irgend etwas – sei es eine Zeile, ein Wort oder eine Strophe. Ich schreibe über alles, was ich sehe. Wenn mir in der Dusche oder im Auto etwas einfällt, dann finde ich einen Weg, das niederzuschreiben. Wenn ich dann Zeit habe, mich hinzusetzen – entweder am Klavier oder zusammen mit einem Freund in einem Raum und wir uns Ideen hin und her schieben, dann arbeiten wir an der Musik. Aber ich lasse niemand an meine Texte heran. Ich mag Kollaborationen, die mich auf neue melodische Ideen bringen – aber inhaltlich weiß ich eigentlich immer, wohin die Reise geht, welche Geschichte ich erzählen will und wohin diese führen soll. Ich denke in dieser Hinsicht sollte es immer eine Art Plan geben.“



Was bedeutet die Musik als solche denn für Sophie Morgan selbst?

„Es ist schwer für mich, das als separates Thema zu sehen“, überlegt Sophie, „Musik ist – wie soll ich sagen – eine Frucht des Lebens. Nahrung, Musik, Liebe und Sex halten die Welt in Schwung. Ich wüsste nicht, wie ich ohne diese Dinge existieren sollte. Die Sache ist die, dass Musik dabei unsichtbar ist. Man kann Musik nicht anfassen oder beschreiben – aber sie ist immer da. Sie wird auch niemals verschwinden."

Wie sieht Sophie ihren Job als Musikerin Performerin?

„Ich liebe alle Aspekte meines Jobs. Ich liebe es, im Studio zu sein, auf der Bühne zu stehen, mich hinter der Bühne aufzubrezeln, die Visuals vorzubereiten, mich mit Leuten zu umgeben, die meine Freunde sind und mit derselben Gang zusammenzuarbeiten. Das würde ich übrigens allen jungen Musikern empfehlen, denn es kann ganz schön anstrengend sein, diesen Job zu machen und dann musst Du mit Leuten umgeben sein, denen Du von ganzem Herzen vertrauen kannst, die Du aber auch respektieren kannst. Ich bin immer noch voller Ehrfurcht vor allen, mit denen ich spiele und aufnehme und arbeite. Ich bin für gewöhnlich immer die schlechteste Musikerin im Raum. Wie mein Vater immer sagte: So weißt Du, dass das der beste Raum für Dich ist, denn Du solltest Dich mit Leuten umgeben, die Dich herausfordern."

Wie geht es weiter mit dem Projekt Luvcat?

„Ich lebe eigentlich ganz gerne von Tag zu Tag. Ich weiß zum Beispiel nicht, was ich nächste Woche machen werde. Ich lasse mich davon tragen. Mein Leben hat sich in der letzten Zeit so schnell verändert, dass ich noch keine Zeit hatte, über meine Zukunft nachzudenken – denn all meine Träume haben sich innerhalb eines Jahres verwirklicht. Ich arbeite aber am besten unter Druck – wenn ich also eine Vorgabe habe. Im nächsten Jahr würde ich gerne ein neues Album mit einer größeren Produktion und einer größeren Tour machen. Das Album ‚Vicious Delicious‘ entstand über einen Zeitraum von mehreren Jahren – wie wohl alle ersten Alben ist es ziemlich chaotisch. Ich kann es kaum abwarten, das zweite Album anzugehen – weil ich mich mit denselben Musikern besser darauf fokussieren kann, wenn wir alle zusammen in einem Raum das beste aus diesen Tagen herausholen können. Die Musiker meiner Band kenne ich seit 10 Jahren. Wir sind beste Freunde und sie sind wirklich unglaublich – ich bin da schon sehr glücklich mit."

Zwei der Musiker aus Sophie’s Band – Will Jaquet (der auf der Bühne als Sophie’s Gegenpart agiert) und Gitarrist Thomas Fripp – haben auch ihr eigenes Band-Projekt namens Big Society und agieren damit auf Sophie’s Touren für gewöhnlich dann auch gleich als Support-Act – so auch auf der anstehenden Winter-Tour.

Aktuelles Album: Vicious Delicious (AWAL) VÖ: 31.10.


Weitere Infos: https://app.box.com/s/c4gvob6bm74i7bkijrs6iurgcnnlqvpj

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