
"Somos Los Straitjackets" – so heißt das neue Album von, na klar, Los Straitjackets. Vor mehr als 35 Jahren gegründet, bleibt das US-Quartett auch auf dieser Platte seinen alten Idealen verpflichtet und taucht ab in die Welt zeitlos schöner Instrumentals, die den Sound von The Ventures oder Link Wray im Hier und Jetzt erfahrbar machen.
"Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum", hat der Philosoph Friedrich Nietzsche einmal gesagt, und für Los-Straitjackets-Gründer Eddie Angel gilt das, seit er im Kindesalter durch seine älteren Geschwister mit dem Rock'n'Roll der 50er-Jahre in Berührung kam. Vollends um ihn geschehen war es dann, als er The Beatles für sich entdeckte. "Das hat mein Leben verändert", gesteht er. "Von dem Punkt an war alles, was ich tun wollte, Gitarre in einer Band spielen."
Seit Ende der 80er tut der heute 72-jährige Amerikaner das nun schon in seiner Band Los Straitjackets, wenngleich mehr als ein Dutzend Jahre verstrichen ist, seit die Band aus Nashville ein Album mit eigenen Songs veröffentlicht hat, weil in der Zwischenzeit Coverversionen und die vielbeachtete Zusammenarbeit mit dem englischen Songwriting-Großmeister Nick Lowe im Vordergrund standen.
"In den letzten zehn Jahren waren wir ziemlich beschäftigt mit Tourneen und Aufnahmen mit Nick Lowe", erklärt Angel die lange Wartezeit. "Wenn wir nicht mit Nick gearbeitet haben, waren wir alleine auf Tour. Das und die Tatsache, dass wir alle in verschiedenen Städten leben, machte die Aufnahmen schwierig."
Der langen Veröffentlichungspause zum Trotz bleibt die Band aber auch auf "Somos Los Straitjackets" ihrem fest in der Tradition der 50er- und 60er-Jahre verankerten twangy Instrumental-Sound treu, in dem auch auf der neuen Platte immer wieder Dick Dale, The Ventures und Booker T. & The MG's anklingen und Texte überflüssig sind.
"Ich denke, das ist unausweichlich", erklärt Angel. "Wir alle haben eine tiefe Liebe zur Musik und einen eklektischen Geschmack... Soul, Country, Jazz, Rockabilly, Pop, Klassik, Blues, aber ich denke, der gemeinsame Nenner ist, dass die meiste Musik, die wir lieben, aus einer anderen Zeit stammt. Wir sind einfach immer unseren eigenen Weg gegangen, aus Instinkt, denke ich. Es machte keinen Sinn für uns zu versuchen, etwas zu sein, was wir nicht waren. Als die Band gegründet wurde, waren wir Fans von klassischer Unterhaltung... unsere Philosophie war es, zu unterhalten. Wir wollten die Leute nicht mit Gitarrenvirtuosität blenden und wir wollten keine Popstars sein, aber wir konnten Songs schreiben, und ich denke, das war immer unsere Stärke... Und: ein guter Song ist zeitlos."
Dass die Platte trotzdem fast schon überraschend frisch klingt, liegt nicht zuletzt daran, dass das Songschreiben seit dem Ausstieg von Bandmitgründer Danny Amis, der aus gesundheitlichen Gründen zurückstecken musste, inzwischen auf mehr Schultern verteilt ist.
"Anfangs haben sich Danny und ich das Songwriting geteilt. Wir waren wie Yin und Yang: Danny hatte den klassischen Surf-Style und ich war mehr bei Link Wray und Chuck Berry", erinnert sich Angel. "Auf der neuen Platte stammen die meisten Songs von mir und Greg Townson, und unser Drummer Gringo hat 'Cry For A Beatle' beigesteuert. Das sorgt für ein viel stärkeres und abwechslungsreicheres Album."
Bleibt zum Schluss nur noch die Frage, was es nach weit mehr als drei Jahrzehnten Bandgeschichte für Los Straitjackets noch zu erreichen gibt. Für die Antwort muss Angel nicht lange überlegen:
"Ich möchte einen Grammy gewinnen, und ich möchte, dass Paul McCartney oder Ringo Starr anrufen, sobald sie 'Somos Los Straitjackets' gehört haben!"
Aktuelles Album: Somos Los Straitjackets (Yep Roc / Bertus)
Weitere Infos: https://losstraitjackets.com/