(Suhrkamp Verlag; Hardcover; 185 Seiten; 20,00 Euro)
Berührend schildert Yannic Han Biao Federer den Verlust seines (totgeborenen) Sohnes, Gustav Tian Mingh. Keine einfache Lesekost, eher ein Stoff, der zum Nachdenken animiert. Der Verlust ist so groß, dass er den Lesenden in eine Gefühlswelle mitreißt, die alles umreißen kann. Es bedarf eines aufrechten Geistes, eines mutigen Herzens, bei sich zu bleiben, um nicht im Gefühlschaos zu ertrinken. Es erscheint schwer, dem Bericht, den geschilderten Gefühlen, der Sachlichkeit von Behörden, der eigenen Unvollkommenheit zu begegnen. Gustav hat Eltern an die Seite gestellt bekommen, die über sein sehr kurzes, zartes Dasein berichten. Die über ihn über den Tod hinaus, und seine wertvolle Existenz für die Nachwelt, für die Familie aufschreiben. Mögen die beiden Lebenswelten der Eltern kulturell noch so unterschiedlich sein, so sind sie im Herzen verbunden. Es wird gemeinsam geweint, gelacht, gebetet. Unterschiedlich in der jeweiligen kulturellen Praxis. Verbunden im Andenken an einen kleinen Menschen, der bereits vor seiner Geburt seine Eltern so stark mit Liebe verwoben hat, dass der Schmerz zwar zu spüren, jedoch eine Verbundenheit entstehen lässt, die über den Tod hinaus Mut macht. Zeit ist relativ, wie uns die Weisheit von Albert Einstein stets vor Augen führt. So gesehen ist vielleicht jeder Moment unseres Miteinanders genau so viel wert, wie wir in Liebe auf diesen schauen. Liebe ist Leben. Leben ist Liebe. Um es mit den Worten des Autors zu schreiben: „Die Zeit heilt alles, von wegen, eine Taubheit bleibt und eine Narbe, gefühllos fast, und schrecklich, auf eine Weise. Die Frage ist nur, was Heilung bedeutet.“Weitere Infos: https://www.suhrkamp.de/buch/yannic-han-biao-federer-fuer-immer-seh-ich-dich-wieder-t-9783518474822