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A Complete Unknown Pleasure

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Sie sind raus aus der Nummer. Lange genug haben die Fotos nach fremder Pfeife getanzt, sich auf falsche Fährten begeben und wollen nun das machen, worauf sie immer Bock hatten: Ein Album, dass die Band als hermetisch abgeriegelte Gemeinschaft zeigt und alle Karten auf den Tisch legt. „Porzellan“ ist mehr als nur ein „normaler“ Longplayer geworden und wer dachte, dass die Jungs weiterhin vergnügt leichtfüßigen Pop spielen, liegt falsch - die Zeichen der Zeit stehen auf Sturm.

Sie taten selbst ihren Fans leid, als die Fotos im vergangenen Jahr bei Stefan Raabs „Bundesvision Song Contest“ für Niedersachen antraten und mit dem 15. Platz abgewatscht wurden. Es war mehr als nur eine PR-Maßnahme für die Band und doch ging die Sache nach hinten los.

„Ich erinnere mich ungern an diesen Abend“, erzählt Frontmann Thomas Hessler heute und gibt zu, dass es unüberlegt war, sich einfach zum Mitmachen überreden zu lassen, „uns war klar, dass wir angesichts der Konkurrenz nicht auf Platz eins landen werden, aber so weit hinten - das hätte ich nicht gedacht.“

Generell scheinen diese hoch sympathischen Musiker in den vergangenen Jahren oftmals schlecht beraten gewesen zu sein und folgten auch kurz vor Veröffentlichung ihres letztens Albums „Nach Dem Goldrausch“ den falschen Anweisungen: Als ihre damalige Plattenfirma namens Labels Anfang 2008 Insolvenz meldete und eifrige A&R-Manager die Band baten ihr zweites Album doch bitte früher auf den Markt zu bringen - sonst könne man für nichts garantieren.

Wie sollte es anders sein: Der Nachfolger zum allerorts gefeierten Debüt „Fotos“ geriet zum Schnellschuss wider Willen.

„Wir hatten mit der zweiten Platte einen Plan und wollten den Sound der Band in eine andere Richtung lenken, mehr Soul, mehr R’n’B. Doch dann saß uns die Zeit im Nacken und es baute sich unerwartet Druck auf.“



Während einer Mittagspause zwischen den Proben für die kommenden Festivalgigs, spricht Thomas Hessler offen über die vielen Missverständnisse und Rückschläge, der vergangenen zwei, drei Jahre. Hält inne, denkt nach und lässt seiner Unzufriedenheit immer wieder freien Lauf.

„Die haben teilweise Songs als Singles für unsere Alben veröffentlicht, die ich überhaupt nicht repräsentativ fand und wir waren zu jung, um zu wissen, wie der Hase tatsächlich läuft. Spielten ein Spiel, das definitiv falsch war“, gibt der Fotos-Frontmann sachlich aber energisch zu Protokoll.

Was en Detail schief lief, will er nicht vollständig analysieren und versucht kühlen Kopf zu bewahren. Eigentlich sei die ganze Vorgeschichte auch nur deswegen wichtig, um das neue, dritte Album dieser Band in seiner Gänze verstehen zu können: „Porzellan“ betitelt, ist es nicht nur das bislang mutigste Statement der Fotos, sondern musikalisch so versiert, dass man glaubt, man habe es mit einer komplett anderen Combo zu tun.

„Ohne die Lyrics der Platte abwerten zu wollen, aber diesmal stand der Sound im Vordergrund und wir ließen den Dingen im Studio ihren Lauf.“

Soll heißen, die catchy Radioformate sind komplett verschwunden, kein einziges Lied auf „Porzellan“ bietet sich als klassische „Single“ an.

Vielmehr ist das Album kompakt geraten und erinnert an die vielen Shoegazer-Acts der späten Achtziger. Also wenn schon Vergleiche, dann bitte nicht mit diversen Deutschrock-Vertretern, sondern mit My Bloody Valentine und der Produktion eines Phil Spectors.

Fast wirkt es, als wolle man die Radikalität, die den vorangegangenen Alben fehlte, doppelt und dreifach unters Volk bringen. Flucht ist zudem das zentrale Thema von „Porzellan“ und als Moment des Aufbruchs zu verstehen.

„Es ist das erste Mal, dass eine Platte von uns wirklich so klingt, wie ich es für richtig halte“, freut sich Thomas Hessler und steuert zielsicher auf ein Restaurant für die anschließende Mittagspause zu. „Ich will nicht das Klagelied vom gescheiterten Majoract singen, aber bei unserem Indielabel sind wir besser aufgehoben.“

Selbst wenn das Familienkonto der Hesslers für die Produktion der Platte belastet wurde, haben sich die Ausgaben gelohnt: „Porzellan“ ist ein fragiles Monster, untauglich für den „Bundesvision Song Contest“ und doch perfekt genug für einen Neustart, der es mit voller Wucht krachen lässt.

Aktuelles Album: Porzellan (Snowhite / Universal) VÖ 10.09.

Foto: Benedict Schnemann

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