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V.A.

Jazz in der DDR

V.A.

(jazzwerkstatt / Broken Silence)

Eine der auf den ersten Blick völlig unverständlichen (auf den zweiten und dritten dann u.U. erklärbaren, dennoch aber erstaunlichen) Absurditäten der an solchen nicht eben armen Kulturpolitik der DDR war der Umgang mit Free Jazz. Anders als Beat und Rock (und etwas später natürlich Punk) genoss Jazz im Osten eine relative Freiheit: es gab einen ziemlich bunten Austausch mit der internationalen Szene, spektakuläre Konzerte (für das interessierte Nischenpublikum) und Auftritts-, Aufnahme- und Veröffentlichungsmöglichkeiten, von denen Rocker und Punks nicht mal träumen konnten (Mitschnitte des DDR-Rundfunks erschienen wie selbstverständlich "ganz offiziell" z.B. in Westberlin bei FMP). Dass diese "lange Leine" nicht nur die Reibungspunkte zwischen StaatsGewalt und JazzSzene minderte, sondern auch eine beeindruckend vielfältige und kreative MusikerGilde hervorbrachte, wissen die Auskenner schon lange: Klaus Lenz, Ernst-Ludwig "Luten" Petrowsky, Uli Gumpert und Günter "Baby" Sommer, Joachim Kühn, Hannes Zerbe, etwas später Uwe Kropinski, der von mir sehr verehrte Dietmar Diesner oder der wie sein großer Bruder Conny ebenfalls unfassbar kreativ die Posaune erkundende Johannes Bauer – das waren und sind klangvolle Namen (und da haben wir von den großen Sängerinnen wie Uschi Brüning oder Regine Dobberschütz noch gar nicht gesprochen). Doch auch Leute die damals (warum auch immer) nur anderswo zuhörten oder (was die Unkenntnis vielleicht entschuldigen würde) noch gar nicht geboren waren, sollen Gelegenheit haben, die Kraft und Wildheit, aber auch die Kunst und Konzentration der frei improvisierten und doch fein strukturierten Musik z.B. des Zentralquartetts kennenzulernen. Petrowsky (as/ts), Gumpert (p) und Sommer (dr) firmieren auf CD1 zwar (noch) als "Synopsis", der Mitschnitt von 1975 ist dennoch eine kleine Sensation - nicht nur weil er der erste mit Klaus Koch (b) anstelle von Conny Bauer ist. Aber das ist nicht die einzige Großartigkeit in dieser 3-CD-Box: CD2 enthält ein Konzert des (m.E. bisher ein bisschen unterbewerteten) Andy Altenfelder Quintetts, in dem mit t-tb-ts-b-dr auch schon mal Eislersche Revolutionsmusik in (damals) brandheißen FreeJazz eingebaut wird. CD3 widmet sich vier "Begegnungen" von DDR-Jazzern mit internationalen Kollegen: Luten trifft auf Harry Millers genialen Bass, Uli Gumpert spielt mit dem Österreicher Radu Malfattti (tp) und Drummer Tony Oxley, Johannes Bauer posauniert mit "Hanno" Rempel (prep. p), dem von der Neuen Musik kommenden Violinisten Phil Wachsmann und dem furiosen Schlagzeuger Paul Lytton und schließlich – für mich der Höhepunkt des Ganzen – eine knappe Viertelstunde Evidence! Dieses (leider recht kurzlebige) Trio aus Dietmar Diesner (ss), Carlo Inderhees (p) und Steffen Hübner (dr) steht mit Diesners unverwechselbarem ZirkularSax, einem freien Klavier und dem prägnanten Schlagzeugspiel für alles, was ich an Freier Musik liebe: schroffe Kraft, zarte Nachdenklichkeit und anarchische Spielfreude. Und weil sich in den CD-booklets neben etlichen Fotos auch noch ein Interview mit dem (Mit)Gründer der Jazzwerkstatt Peitz (und Inhaber des gleichnamigen, das Erbe dieser DDR-Legende verwaltenden Labels) Ulli Blobel und ein langer, so kenntnis- wie fußnotenreicher Text vom Kurator dieser Box Uwe Warnke (der war/ist schon seit Anfang der 80er als Initiator und Herausgeber der Untergrund-Kunst-Zeitschrift "Entwerter/Oder" ein großer Impulsgeber der einschlägigen DDR-Szene) findet, fällt mir überhaupt kein Grund ein, warum man diesen wundervollen Überblick über eine zwar vergangene, aber doch bis ins Heute nachwirkende NischenMusik nicht sofort kaufen sollte. 6
Weitere Infos: www.jazzwerkstatt.eu/cd-dvd/jw-237-ddr-jazz-schuber-front-q-rgb-2/

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