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JAZZJANZKURZ

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Ach würde doch nur mal jemand den selbsternannten Neoklassikern, die allerorten hirntot auf simplen Pianopatterns herumreiten, die neue CD von BRAD MEHLDAU vorspielen. "After Bach"(Nonesuch) zeigt in 12 das "Wohltemperierte Klavier" umkreisenden Stücken, wie man Strenge und Klarheit in Pianomusik bringen kann. Zwischen "Rondo" und "Ostinato" gibt es hier weder musikalisch noch spieltechnisch irgendetwas auszusetzen. Und es bleibt dennoch immer moderne, formal sehr stringente improvisierte Musik. 5
JAMIE SAFT spielte am 3.3.17 "Solo a Genova"(RareNoise) seine Lieblingssongs. Das reicht von ZZ Top und Bob Dylan über Stevie Wonder und Curtis Mayfield bis Charles Ives, wobei Safts perlendes, von Monk und Jarrett geprägtes Klavier stets das Gemeinsame im vermeintlich Unterschiedlichen findet. 4
Auch CHRISTOPH STIEFEL vertraut allein auf die Macht der schwarzen und weißen Tasten. "Sofienberg Spirits"(Nwog) heißt sein 3. Soloalbum und hier wird das schon seit Guillaume de Machaut bekannte Prinzip der Isorhythmie ansprechend dekliniert. Nicht nur für Musiktheoretiker spannend! 4
Das FLORIAN FAVRE TRIO um den eben noch bei Escape Argot angenehm aufgefallenen Schweizer Pianisten spielt auf "On A Smiling Gust of Wind"(Traumton) recht gutmütigen p-b-dr-Jazz. Konventionell, aber sehr unterhaltsam und keineswegs banal. 4
Auch das ROMAN ROFALSKI TRIO widmet sich in der klassischen Besetzung einer (noch) konservative(re)n Spielform des Jazz. Dass "Sonar"(Berthold) auch von elektronischer Tanzmusik beeinflusst sein möchte ist zumindest mir nicht aufgefallen. 3
Der multiinstrumental begabte Pianist MARTIN KÄLBERER hat für seine neue CD Konstantin Weckers Cellistin Fany Kammerlander und Reinhard Greiner (flh) eingeladen. Auch sein alter Kumpel Werner Schmidbauer steuerte einige Gitarrenfiguren bei, dennoch bleibt "Baltasound"(Jazzhaus) etwas zu nett und harmlos. 2
TREMPERA! ist eine Band aus Barcelona, die auf "Saturnalia"(Berthold) sehr schöne tr-ts-cl-Impros über eine ansonsten eher traditionelle b-dr-p(oder Fender Rhodes)-Basis fliegen lässt. Dazu gibt’s eingeschobene Textpassagen des befreundeten Dichters Sam Herman, was das Ganze zu einer Art Konzeptalbum werden lässt. 3
Die Sängerin CAMILLE BERTAULT gilt als der neue Jazz-Star Frankreichs, zumindest im Mainstream. "Pas de Géant"(Okeh) beginnt mit der südamerikanisch anmutenden Eigenkomposition "Nouvelle York", nimmt interessante Varianten von Wayne Shorters "House Of Jade" und Bill Evans' "Very Early" mit, verneigt sich mit atemberaubenden Vokalisen vor Bachs "Goldberg"-Aria und vergisst auch das Chansonerbe (Brassens) nicht. Dass der CD-Titel eine Übersetzung von Coletranes Klassiker "Giant Steps" ist, passt da durchaus ins Bild. 4
Genau heute (14.02.17) wird MACEO PARKER 75 Jahre alt, was man seinem neuen, mit Michael Abenes WDR Big Band aufgenommenem Album "It's All About Love"(Leopard) kein bisschen anmerkt. Die Bläserriffs kommen gestochen scharf, der Funk sprüht - ob hier aber nicht doch etwas von jener Widerborstigkeit fehlt, die guten Jazz so interessant macht, muß jeder für sich entscheiden. 3
50 war der Funkmeister, als er mit seinen legendären sidemen Pee Wee Ellis / Fred Wesley und Prince-Gespielin Candy Dulfer im Kölner Stadtgarten "2 % Jazz, 98 % funky stuff" spielte. "Life On Planet Groove - Revisited"(Minor Music) bietet nicht nur das schweißtreibende Livealbum, hier um eine ganze CD mit Bonusmaterial ergänzt, sondern auf DVD auch noch die 30minütige s/w-Doku "Blow Your Horn", die die Studioatmosphäre bei den New Yorker Aufnahmen zu Maceos 1990er "Roots Revisited"-Album ganz gut einfängt. 4
Mehr mit dem Hier und Jetzt hat das Frankfurter CONTRAST TRIO zu tun. "Letila Zozulya"(Bimba) beginnt mit durch schöne perc.-Einschübe verdichteten elektronisch-minimalistischen Spielchen, wirft sich beim titelgebenden, von einem ukrainischen Frauenchor gesungenen Folksong zu einem ersten Höhepunkt auf und bezaubert dann mit seltsam verbogenen Cello-Klagen zu pluckernder Elektronik. Auch downbeat-durchzogene Pianoballaden und ElektroJazzChansons in Waldeck-Manier gibt’s (vielleicht sogar etwas zu) reichlich. Der verstrahlt-rauschende "Late Call" am Schluß ist dann aber wieder fabelhaft. 4
Experimentelles ist rar in diesem Monat, aber "Paraphon"(Freifeld) von PARA gehört unbedingt dazu. Ein Horn (Elena Kakaliagou, auch voc), ein präpariertes Klavier (Ingrid Schmoliner) und ein Kontrabaß (Thomas Stempkowski) - live gespielt von drei tollen Solisten, die sich explizit als Gruppe verstehen und doch Raum für Einzelheiten lassen. Pars pro toto möchte ich euch "Glut" empfehlen, wo ein zartes Horn mit all seinen Nebenklängen über statischen Schwingungen einen gestrichen, auch gezupften Bass entlang gleitet und man in dieser rigiden Schönheit versinken möchte. 5
RUTGER ZUYDERVELT hat mit ILIA BELORUKOV und RENÉ AQUARIUS den Soundtrack zu einer Dokumentarfilm über "The Red Soul"(Sofamusic) fabriziert. Neben einer Schellackplatte mit einem Stalinrede fanden auch andere alte SU-Klangkonserven Verwendung, so daß hier Volksmusikfasern über schabende Elektroniken wehen und eine streichelnde Anti-Perkussion zu verwaschenen Klangfetzen feinste Akzente formuliert. Anstrengend schön - genau wie das Leben in Russland. 4
Das, was Engstirnige "zusammenhanglosen Krach" nennen, Nerds zu Tode analysieren und bei uns Connaisseurs unter "Freie Musik" firmiert, das gibt es mit "A Beginner's Guide to Diving and Flying"(Yolk) von JOZEF DUMOULIN & ORCA NOISE UNIT in Hülle und Fülle. Ob flirrende Bläser, raschelnde drums, dramatische Pianotupfen und ein knarzender Kontrabaß (The Garden) oder konzentrierte Meditationen - lasst euch einfach fallen in diese aufregende Entspannung! "As Below, So Above". 5

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