
Im Rahmen seiner ersten Europa-Tour als Solo-Künstler stand eine Spielstätte ganz oben auf der Wunschliste des Slow Show Frontmannes Rob Goodwin – und das war die Kulturkirche in Köln Nippes. Hier hatten The Slow Show bereits 2016 ihre schönste Zeit verbracht und Rob Goodwin hatte die besondere Atmosphäre in der Spielstätte kennen und schätzen gelernt, die der Wahl-Düsseldorfer auch privat schon frequentiert hatte. Außerdem war auf diesem Tour-Abschnitt die Schweizer Songwriterin und Viola-Spielerin Gina Été mit dabei – und die hatte selbst vier Jahre lang in der Domstadt gelebt. Für die Produktion der LP und die Tour hatte sich Rob Goodwin bekanntlich mit dem Pianisten Lambert zusammengetan um seine „intimen Songs über die Liebe, den Verlust und stillen Mut“ in improvisatorischer Kollaboration entwickeln zu können. Demzufolge folgten die Shows der Tour – bis auf die Reihenfolge der gespielten Songs - auch keinen vorgefertigten Formaten. Tatsächlich hatten die Musiker auch gar nicht so viel geprobt – sondern sich von vorneherein darauf verlegt, mit der jeweiligen Stimmung im Raum zu arbeiten und darauf zu reagieren. Das erklärte Rob Goodwin am Beispiel des Songs „Lucy“, der zum Schluss der Show gegeben wurde – und jeden Abend dann anders klänge. Das Prinzip, mit ihrem Spiel auf die Stimmung im Raum zu reagieren, hat auch Gina Été verinnerlicht – zumindest bei ihren Solo-Programmen, wo sie ja nicht auf die Struktur eines Band-Sounds angewiesen ist. Das hatte sie zuletzt als Support-Act ihrer Landsfrau To Athena bereits gezeigt, wo dann auch jede ihrer Shows ein wenig anders klang. Gina konzentriert sich bei den Solo-Shows auf die Ambient-Aspekte ihres Wirkens und trägt ihre – teils dann auch improvisatorisch aufgebauten – Tracks dann ohne rhythmische Akzente (etwa von programmierten Beats) vor – dafür aber multilingual auf Englisch, Deutsch und Französisch. Stimmungsmäßig passte das natürlich ganz wunderbar zum kontemplativen Charakter des Abends in der mit den Kirchenbänken bestuhlten Kulturkirche. Gina war dann auch Teil der „Goodwin-Band“ und begleitete Rob und Lambert bei ungefähr der Hälfte der Tracks auf der Viola. Die Show ging dann erst einmal mit dem Lambert-Track „Stay In The Dark“ los, den der Meister – wie gewohnt – mit seiner Maske solo vortrug. Als sich dann Rob Goodwin und Gina Été hinzugesellten, fiel sofort die gelöste Stimmung auf, mit der die Musiker das gewohnt schwermütig angelegte Material Goodwins mit einer gewissen heiteren Gelassenheit präsentierten. Goodwin selbst erschien dann auch bestens aufgelegt und öffnete sich als Performer erstaunlich oft dem Publikum gegenüber – mehr noch als bei den Slow Show Konzerten, bei denen ja oft eher das Miteinander der Musiker im Zentrum steht. Das gab es hier auch – aber auf eine ganz andere Art als bei The Slow Show: Rob Goodwin griff nur selten zur Gitarre und überließ Lambert und Gina Été weitestgehend die musikalische Ausgestaltung. Und wenn er dann zudeinem Instrument griff tat er das mit Bedacht und präsentierte sich als vielleicht elegantester Nicht-Gitarrist der Jetztzeit und streichelte nur gelegentlich mal einen Akkord aus dem Instrument. Eben wegen der besonderen Stimmung in der Kulturkirche hatte Rob Goodwin die stille Slow Show Gesellschafterin Kesha Ellis überreden können, zumindest bei der Kölner Show auf die Bühne zu kommen um ihn bei den Songs „Whiskey“ und „Don’t Change Nothing“ (immerhin der melodischste Track des Albums) gesanglich zu unterstützen – ein seltenes Ereignis, dass die scheue Musikerin nicht allzuoft zulässt, wie Rob erklärte. Logischerweise bestand das Programm aus dem Material des Albums „Peekaboo“, dass die Musiker lediglich in einer anderen Reihenfolge als auf dem Album darboten – sich dafür aber viel improvisatorischen Spielraum gönnten. Abgerundet wurde die Setlist dann mit einer Coverversion des Kinks-Songs „Waterloo Sunset“, den sich Rob deshalb ausgesucht hatte, weil er als Musikfan sich immer schon gefragt hatte, was denn wohl die Bedeutung des Songs sein könnte – einer Frage, der man am ehesten nachkommt, wenn man einen Song dann selbst interpretiert. Hier entwickelten Lambert (der inzwischen die Maske abgenommen hatte) und Rob Goodwin besonderen Ehrgeiz, dem Track auf improvisatorischer Seite eine eigene Note abzugewinnen. Und ganz zum Schluss gab es zur Zugabe dann noch eine Singalong-Version des Tracks „Love Song“, zu dem Goodwin dann noch ein Mal auf die Verantwortung des Künstlers aufmerksam machte, mit seinem Wirken positive Akzente zu setzen und die Welt ein bisschen schöner zu machen. In einem Nebensatz erwähnte er dann auch noch, dass The Slow Show im April kommenden Jahres eine Show in der Kulturkirche ins Auge gefasst hätten.
Weitere Infos: https://thisisgoodwin.com

