"When The Poems Do What They Do" hat Aja Monet ihr vor zwei Jahren erschienenes erstes, mit evokativen Spoken-Word-Jazz-Nummern vollgestopftes Debütalbum getauft, aber bei ihrem faszinierenden Gastspiel im Kölner Stadtgarten ist die surrealistische Blues-Poetin aus Kalifornien schon einen Schritt weiter. Nur die Hälfte der in der Stadtgarten-Ankündigung treffend als "eindringlich und unerbittlich" beschriebenen Songs stammen von ihrem Grammy-nominierten Erstling, der Rest gibt Ausblicke auf ihre für das kommende Frühjahr angekündigte neue LP, die in Kollaboration mit der großartigen Trailblazerin Meshell Ndegeocello entstanden ist. Besonders beeindruckend dabei: die auch klanglich herrlich wilde Momentaufnahme "Hollyweird", die weniger im Jazz als in der Schnittmenge von New Wave und Grunge verwurzelt zu sein scheint. Monet steht in der langen Tradition afro-amerikanischer Storytellerinnen/Aktivistinnen, die sich nicht scheuen, den Finger in die Wunde zu legen. Ihrer sinnlichen Stimme und ihrem melodischen Tonfall steht die Intensität ihrer brillant formulierten und stets zum Nachdenken anregenden Texte entgegen, wenn sie soziale Ungerechtigkeit in ihrem Heimatland und all die schwindelerregenden Paradoxa, die heute überall auf der Welt Gesellschaften spalten, genauso zum Thema macht wie die nicht enden wollende Suche nach Liebe und Freude. Obwohl die ungemein charismatische 38-jährige Dichterin mit ihrem blumenverzierten Mikroständer alle Blicke auf sich zieht, sind es nicht zuletzt ihre drei Musiker Brian Hargrove (Klavier), Micah Collier (Kontrabass) und Zach Morrow (Schlagzeug), die mit tiefen Grooves, warmem Soul und robustem Funk dafür sorgen, dass sich die knapp 90-minütige Performance trotz des ausgeprägten Sendungsbewusstseins der Protagonistin nie wie eine Predigt anfühlt. Denn während sie mit ihren Bemerkungen zwischen den Songs im Eifer des Gefechts hier und da über das Ziel hinausschießt, trifft sie in ihren Songs mit spielerischer Leichtigkeit den Sweetspot von Musik und Message.
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