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ANNA KATARINA (27.10.25 Aachen, Domkeller)

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Nicht ohne Grund hatte die kanadische Songwriterin Anna Katarina die Release-Tour für ihr aktuelles Album „While I Was Dreaming“ nicht im heimatlichen Kanada, sondern in Deutschland angesetzt, denn hier hat sie smarte Musikerin inzwischen ihr treuestes Publikum, führt entsprechende Playlist-Charts an und hat mit ihrem Song „29 Problems“ sogar so etwas wie einen Radio-Hit. Außerdem – so ließ sie das Publikum im mehr als gut gefüllten Aachener Domkeller wissen – hörten die deutschen Zuschauer bei Live-Konzerten aufmerksamer zu, als jene in Nordamerika (wo Musik oft nur als eine von vielen Entertainment-Options gesehen wird). Vorbereitet hatte die Gute diese Tour (ihre erste mit Band) mit regelmäßigen Besuchen in Deutschland, mit denen sie sich eine feste Fangemeinde aufgebaut hatte – obwohl im Domkeller dann auch interessierte Laufkundschaft den Auftritt verfolgten.

Anna Katarina gehört dabei zu jener Spezies von Songwriterinnen, bei denen die Band-Arrangements quasi zum integralen Bestandteil des Geschäfts gehören. Erst durch das Zusammenspiel der verschiedenen Instrumente (neben Bass und Drums natürlich die von Gitarrist Keith Sinclair und Anna Katarina selbst gespielten Gitarren sowie ein tragbares Mini-Keyboard in das die verschiedenen Sound-Settings für die betreffenden Songs einprogrammiert waren) entfaltete sich die ganze Brillanz sowohl der eigenen Kompositionen, wie auch der eingestreuten Coverversionen, mit denen Anna Katarina ihre Inspirationsquellen offenlegte. Da war zum Beispiel die verspielt ausgelebte Version von Fleetwood Mac’s „Rhiannon“, der Wheatus-Nerd-Klassiker „Teenage Dirtbag“ (bei dem Keith Sinclair den „Dirtbag-Refrain“ übernahm) oder der Torch-Song „Feeling Good“, der dereinst von Nina Simone populär gemacht worden war.

Die ausgezeichnet gestaltete Setlist bot dabei so manche Überraschung. So platzierte Anna Katarina „No More Drowning“, „29 Problems“ und „Riptide“ - die attraktivsten Songs des neuen Albums - am Ende der Show; und zwar in Form betont cool verlangsamter Live-Versionen. Vorher gab es dann einen größeren Block von Songs ihres Debütalbums „Daisychain“. Den zweiten Teil der Show nach einer Bierpause eröffnete sie dann solo mit einer einfühlsamen Solo-Version des ihrem Vater gewidmeten Songs „Stardust & Wine“ und als Zugabe gab es dann noch einen neuen Track namens „Holding On!“ den Anna als „Country-Song“ ankündigte - was er aber letztlich gar nicht war, weil Anna Katarina mit Country und Folk gar nicht so viel am Hut hat, sondern sich stattdessen mit Gusto dem Old-School-Gitarrenpop der 70er Jahre verpflichtet hat. 

Als Perfektionistin kontrollierte Anna zwar das Geschehen – ließ aber auch ihren Musikern Raum zur Entfaltung so gab es nicht nur Gitarrensoli von Keith Sinclair sondern auch ein Drumsolo von Max Ley zu hören und auch Bassist Max Ley durfte seinem 5-saitigen Instrument ein ambitioniertes Solo entlocken. Kurz gesagt zeigte Anna Katarina mit dieser Show, wie sich auch klassischen Genres im Live-Kontext noch interessante, individuelle Aspekte abgewinnen lassen – nicht indem nach Neuerungen und aktuellen Trends geschielt wird, sondern indem mit dem nötigen Respekt vor den Leistungen der Altvorderen mit handwerklichem Geschick und authentischer Spielfreude dann doch eine eigene Note herausgearbeitet wird.


Weitere Infos: https://www.annakatarinamusic.com


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