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WOLF ALICE (29.08.2025, UT Connewitz Leipzig)

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"Dies ist das erste Mal, dass wir die meisten dieser Songs spielen", ruft Wolf-Alice-Frontfrau Ellie Rowsell dem begeisterten Publikum im stimmungsvollen Ambiente des UT Connewitz zu. Das ist ein bisschen geflunkert, weil die meisten neuen Lieder ihre echte Weltpremiere bei einer Reihe Plattenladen- und Radiokonzerten in den vorangegangenen Tagen erlebt hatten, trotzdem unterstreicht die Aussage, dass der Auftritt in Leipzig nicht nur wegen der vergleichsweise winzigen Location etwas ganz Besonderes für das Londoner Quartett ist. Er ist gewissermaßen der Aufbruch in eine neue Ära, das erste "richtige" Konzert nach der Veröffentlichung ihres eine Woche zuvor erschienenen (und just am Konzerttag von 0 auf 1 in die englischen Charts eingestiegenen) Majordebütalbum "The Clearing", der erste Auftritt von Wolf Alice, bei dem sie nun definitiv eher eine Pop-Band im Fleetwood Mac'schen Sinne als eine laute Alternative-Rock-Band sind. Doch auch wenn einige langjährige Fans der Briten vor der Show noch skeptisch ob der klanglichen Hinwendung zu einem hörbar vom 70s-Pop geküssten Sound waren – am Ende dieses mitreißenden Gastspiels mussten sie doch neidlos anerkennen: Mit ein bisschen mehr Live-Feeling – und strategisch gut verteilt zwischen alten Hits und Hymnen der letzten zehn Jahre wie "How Can I Make It All OK?" oder "Don't Delete The Kisses" – fügen sich die neuen Songs, allen voran "White Horses" (mit Drummer Joel Amey als beeindruckendem Leadsänger), "Bloom Baby Bloom" und "Thorn", nahtlos in die Setlist ein. Sympathischerweise ist die ansonsten so charismatische Rowsell an diesem Abend bei den neuen Songs spürbar nervös, während sie die alten Heuler der ersten drei Alben Arena-tauglich mit großen Gesten und dennoch leicht entrückter Coolness inszeniert. Das bunt gemischte und aus ganz Europa angereiste Publikum hängt Wolf Alice schon bei den ersten Liedern an den Lippen und singt selbst viele der neuen Lieder inbrünstig mit. Sehr zur Freude der Band übrigens, denn nicht nur der extrovertierte Bassist Theo Ellis kann überhaupt nicht verhehlen, wie viel Spaß ihm das Ganze macht, wenn er und Gitarrist Jott Oddie keine Gelegenheit verstreichen lassen, auf Tuchfühlung mit dem Publikum zu gehen – High Fives mit den Menschen in der ersten Reihe am Konzertende inklusive. 14 bemerkenswert abwechslungsreiche Songs passen in das etwas mehr als einstündige Set, oder anders gesagt: Wolf Alice haben in den letzten fünfzehn Jahren eine so starke Band- und Soundidentität entwickelt, dass sie im UT Connewitz mühelos von Pop zu (Alternative) Rock, von laut zu leise, von sanft zu kratzbürstig und von nachdenklich zu freudestrahlend wechseln und dabei trotzdem stets sie selbst sind. Am Ende von "Giant Peach" werden sie sogar kurz zu einer Cover-Band, wenn sie Schlenker zu "Seven Nation Army" (The White Stripes) und "Iron Man" (Black Sabbath) machen… Dass es danach trotz minutenlanger Ekstase vor der Bühne keine weiteren Songs zu hören gibt, ist ein bisschen schade, aber frei nach dem Motto "Always leave them wanting more" ist das vielleicht auch einfach der dezente Hinweis darauf, dass Wolf Alice im November in Hamburg, Berlin, Köln und München ungleich größere Läden füllen wollen – und dann gibt's bestimmt auch wieder Zugaben!


Weitere Infos: www.wolfalice.co.uk


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