
Cassandra Jenkins besitzt die Gabe, jeden Konzertsaal in ein Wohnzimmer zu verwandeln. Auch im gut besuchten Utrechter Ekko hat die in New York lebende Musikerin an diesem Mittwochabend keine Mühe, eine sanfte, ja, bisweilen fast meditative Atmosphäre voller Intimität zu schaffen, in der das Publikum vom ersten Ton an ganz in ihre Welt eintauchen kann. Einen wichtigen Beitrag dazu leisten auch ihre Begleiter. Hatte Jenkins in der Vergangenheit ihre Konzerte in Europa aus Kostengründen solo oder mit von Auftritt zu Auftritt wechselnden lokalen Gästen bestritten, steht ihr dieses Mal ihre etatmäßige Band mit Gitarrist Adam Brisbin, Bassist Ian Davis und Drummer Noah Hecht zur Seite, allesamt echte Könner, die Jenkins schon seit Jahren live und im Studio unterstützen. Das sorgt dafür, dass an diesem Abend der Geist der Studioversionen ihrer Alben "An Overview On Phenomenal Nature" und "My Light My Destroyer" jederzeit greifbar bleibt, am Ende aber die Magie des Moments wichtiger ist als eine reine Reproduktion der Originale. Das Gefühl, dass Jenkins‘ sachte dahingleitenden, von ihrer besänftigenden Stimme getragenen Soundscapes zwischen Dream Pop, New-Age-Vibes und Ambient-Abstraktheit betont absichtsvoll, aber gleichzeitig stets im Fluss ist, ist so allgegenwärtig. Das wird besonders deutlich, wenn sie ihren heimlichen Hit "Hard Drive" mit einem völlig neuen Text singt, weil sie nach der erneuten Wahl von Donald Trump zur ursprünglichen Version den Zugang verloren hatte, oder "Halley" bei der Zugabe als leise Akustiknummer begleitet allein von Davis (der den Song auch geschrieben hat) interpretiert. Der Mut zur Verletzlichkeit, der in klugen Beobachtungen ihrer poetischen Texte immer wieder hervorlugt, spiegelt sich auch in den Ansagen zwischen den Liedern wider, mit denen sie freimütig Einblicke in ihr Leben an der Upper West gewährt, ganz egal, ob es um den Wellnesstempel bei ihr um die Ecke geht, der ihr neues Instrumentalalbum "My Light, My Massage Parlor" inspirierte, oder die Kämpfernatur ihrer Mutter geht, die gleich mehrfach lebensbedrohliche Krankheiten zu überstehen hatte. Nach 80 herzzerreißend schönen Minuten endet dann ein Konzert, das Herz und Kopf gleichermaßen beglückt.
Weitere Infos: www.cassandrajenkins.com