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SARAH BLASKO & SLOW LEAVES (25.04.25, Helios 37 Köln)

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Auch die Karriere der australischen Songwriterin Sarah Blasko war – zumindest auf der internationalen Ebene – effektiv von der Pandemie ausgebremst worden. Zwar hatte die Gute 2018/2019 noch ihr sechstes Album „Depht Of Field“ veröffentlichen und eine Tour absolvieren können, jedoch mussten sich folgende Aktivitäten auf ihren Heimat-Kontinent beschränken (wo sie während der Pandemie einige Solo-Konzerte vor ausgesuchten Zuschauern gab und den Live-Streaming Event „As Day Follows Night 10th Anniversary“ absolvierte). In Europa war sie indes 8 Jahre nicht mehr auf Konzertreise gewesen und war aus diesem Grund äußerst erfreut darüber, nun wieder mit ihrem aktuellen Album „I Just Need To Conquer This Mountain“ aufspielen zu können – und so zumindest die Fans von früher auch im Kölner Helios 37 begrüßen zu können.


Für einige der Shows ihrer Konzertreise (die für sie bereits im letzten Jahr in Australien begonnen hatte) hatte sie sich mit dem kanadischen Songwriter Grant Davidson – a.k.a. Slow Leaves – zusammen getan, der als „Anheizer“ einige Stücke seiner aktuellen LP „Meantime“ spielte (die er seiner Frau gewidmet hatte). Die Sache ist dabei die: Grant Davidson ist ein begnadeter Songwriter und Gitarrist, der ein bisschen zu sehr mit seinem angespannten Verhältnis zum Lebensglück kokettiert. Was damit gemeint ist, ist folgendes: Seine Songs strotzen geradezu vor angenehm ausgeglichenen Melodien, attraktiven Hooklines, zugänglichen Refrains und catchy Grooves, die zwar allesamt sortiert zwischen Dur und Moll hin und herpendeln, aber niemals in der Art von Misanthropie stecken bleiben, die Davidson als Performer immer wieder mit seinen Anekdötchen zu insinuieren sucht. So wird er nicht müde zu behaupten, dass er längst nicht so traurig und sentimental wie das seine Musik nahelege und im richtigen Leben ausgeglichen und glücklich sei – was man ihm aber nicht so recht abnehmen mag. So räumt er mit seinem Schlüsseltrack „Happy All The Time“ gar ein, dass ihn Menschen, die überwiegend glücklich zu sein scheinen, ihn eher irritieren. Kommt man mal über diesen Widerspruch hinweg, ist ein Slow Leaves Konzert – auch im Solo-Setting – auch immer eine lohnende Angelegenheit. Zumindest was die Musik betrifft. Wie üblich war es im Helios 37 wieder mal so dunkel und vernebelt, dass man die Künstler auf der Bühne – wenn überhaupt – nur als zombiehafte Schattenrisse wahrnehmen konnte.

Das galt auch für Sarah Blasko und ihre dreiköpfige Begleitband – weswegen wir auch gleich zur Musik kommen können. Hier hatte sich Sarah überlegt, zunächst das ganze neue Album „I Just Need To Conquer This Mountain“ zu spielen – und danach einige Favorites von ihren älteren Scheiben als subjektives Best Of nachzulegen. Dieses Set-Up wird ja nicht von allen Konzertgängern gut geheißen – war aber in diesem Fall mehr als angebracht, denn auf dem weitestgehend (jedoch nicht vollständig) autobiographisch geprägten Album, erzählt Sarah Blasko die Geschichte ihres Lebens nach. 

Eingerahmt von den beiden Tracks „The Way“ und „Divine“ - die ihr Verhältnis zur Religion zum Thema machen (was für sie als Resümee dazu führt, das Göttliche nicht im Afterlife sondern im irdischen zu suchen) beschäftigt sich Sarah Blasko insbesondere mit ihrer Vergangenheit, dem kappen alter Verbindungen und und der vergeblichen Flucht vor ihren „rücksichtslosen Emotionen“. Abgerundet wird das Set mit einer Hommage an den verstorbenen Tour-Techniker Greg Weaver, dem sie den Song „Dream Weaver“ widmete. Bei dem als Duett angelegtem Song „Goodbye“ kam dann noch ein Mal Grant Davidson hinzu. Der zweifelsohne emotionalste Song des Albums - „To Be Alone“ - schildert das Zerbrechen ihrer Ehe mit dem Dichter Cameron Semmens und ihren Weg zu neuem, persönlichen Glück, als Mutter zweier Söhne und Partnerin ihres neuen Ehemanns Dave Miller. Harter Toback also, dessen emotionalen Gehalt Sarah Blasko auch bei dieser Performance mit fast schon disparater gesanglicher Intensität von sirenenhafter Qualität auslebte. 

Auf der LP-Produktion werden die Arrangements von opulenten Chor-, Bläser- und Streicher-Arrangements begleitet. Da so etwas auf einer Club-Tour ja schlecht realisiert werden kann, hatte Sarah stattdessen ein Mellotron mitgebracht, auf dem sie dann – meist einhändig – die entsprechenden Parts spielte, während sie in der anderen das Mikro hielt (oder soll man sagen: Sich daran fest hielt?) und sich mit geschlossenen Augen in die Emotionalität ihres Materials hinein steigerte. Trotz der zuweilen demonstrierten hymnischen Opulenz gehört das neue Album, das Sarah als Indie-Künstlerin ohne reguläre offizielle Promotion veröffentlichte, zu ihren geradlinigsten Produktionen. Alle Stücke werden getragen von Piano- (und in dem Fall Mellotron)-Arrangements, so dass eine Gitarre überhaupt erst zum Einsatz kam, als Sarah zum „Greatest Hits“-Part kam und Songs wie „All Of Me“ oder „We Won't Run“ bzw. „No Turing Back“ aus der Frühzeit spielte. 

Besonders viel Showmanship kam dabei nicht zum Tragen – da war die die Intensität des Vortrages vor – aber gelegentlich nahm Sarah den Applaus des Publikums mit einem Lächeln und einem angedeuteten Hüftschwung entgegen. Wie es der Teufel wollte, fand das Konzert an einem der für diesen Sommer offensichtlichen Spontan-Hitzeschock-Tagen statt, so dass Sarah verwundert feststellte, dass es ja in Köln genauso heiß sei, wie im Australischen Sommer. 

Eine Zugabe gab es nicht – aber nach der Show boten Sarah und auch Grand Davidson Merch (zu erstaunlich zivilen Preisen) an. Interessanterweise hatten beide Acts rechtzeitig zur Tour neue Releases vorzuweisen: Während Grant Davidson sein Album „In Solitude, For Company“ (auf dem er seine Lieblingstracks zusammen mit seinem Bassisten Rejean Ricard im Solo-/Duo-Format neu eingespielt hatte) für die Tour als Vinyl-Edition aufgelegt hatte, gab es Sarah's Live-Mitschnitt des Albums „I Just Need To Conquer This Mountain“ vom Februar 2025 nur als digitale Version. Wie dem auch sei: Die Fans kamen bei dieser Show so oder so auf ihre Kosten.

Weitere Infos: https://www.sarahblasko.com/


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