
Es ist ein Konzert, das ebenso kurz wie großartig ist: Horsegirl bringen bei ihrem Auftritt in Hamburg das Kunststück fertig, in ihren Songs keinen Ton zu verschwenden und trotz eines bisweilen fast schon skeletthaften Sounds den Pop-Appeal von Songs wie "Where'd You Go?", "Julie" oder "2468" ganz besonders hell erstrahlen zu lassen. Aus dem Echo der DIY-Indie Pioniere Television Personalities oder Swell Maps, einer Lo-Fi-Ästhetik, die beseelt ist von den frühen Guided By Voices, einem unwiderstehlichen Motorik-Beat, der in Richtung Stereolab deutet, und augenzwinkernder "Ba-Ba-Ba"-Eingängigkeit, die auf ein Faible für die Girl Groups und den Bubblegum-Pop der 60er verweisen, zaubern Nora Cheng (Gesang, Gitarre, Baritongitarre), Penelope Lowenstein (Gesang, Baritongitarre, Gitarre) und Gigi Reece (Schlagzeug, Gesang) kleine Ohrwürmer, die zu Herzen gehen und in ihrer brillanten Simplizität den Menschen im Publikum praktisch vom ersten Ton an ein Dauerlächeln ins Gesicht zaubern. Bei den Rückgriffen auf das 2022er-Debütalbum "Versions Of Modern Performance" wie "Option 8" oder "Anti-Glory" wird es auch mal ein wenig lauter, mit den Liedern aus dem aktuellen, an dieser Stelle zur Platte der Woche gekürten Album "Phonetics On And On" tauschen Horsegirl allerdings zumeist Indierock-Dringlichkeit gegen einen Sound ein, der eher melancholisch als aufrührerisch ist. "An album that feels like cool people making art together. Wonderful vibe. Great music", hatte ein Kommentator im Netz über die Platte geschrieben, und tatsächlich beschreibt das auch die besondere Atmosphäre im Molotow an diesem Abend sehr gut. Denn auch wenn Horsegirl zuletzt überall offene Türen eingerannt haben, hat man hier nie das Gefühl, es mit Shooting-Stars zu tun zu haben, die dem Ruhm nachjagen, sondern einfach mit drei liebenswerten Musik-Nerds, die zwar ganz offensichtlich smart genug sind, um auch anderweitig Karriere zu machen, aber sich offenbar nichts Schöneres vorstellen können, als gemeinsam auf der Bühne zu stehen. Trotz der knappen 45 Minuten Spielzeit: Schöner könnt es gar nicht sein!
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