
Dass Konzerte je nach Stand der Ticket-Vorverkaufszahlen mal hoch- oder auch runterverlegt werden, ist keine Seltenheit – dass das gleich mehrmals in unterschiedliche Richtungen geschieht, innerhalb ein und derselben Location passiert und überhaupt in dieser Weise möglich ist, dagegen schon. Masha Qrellas Auftritt war ursprünglich im zakk Club angesetzt, wurde zwischenzeitlich für die Kneipe angekündigt, um am Ende dann aber doch im Club stattzufinden.
Eröffnet wurde der Abend von fastmusic, einem Musiker aus Leipzig, der bei seiner Anreise mit dem Zug drei seiner vier Anschlüsse verpasst hatte. Darum war er neun Stunden unterwegs gewesen und erst relativ knapp vor Konzertbeginn im Zakk angekommen – kein Wunder also, dass er etwas ‚durch‘ zu sein schien, was aber auch Teil seines Gesamtkonzeptes gewesen sein könnte: Frisur- und pullovertechnisch waren hier gewisse visuelle Anleihen an Kurt Cobain festzustellen, während es sich bei der dazugehörigen Musik um detailverliebten Indietronic mit teilweise verhuschtem Gesang handelte. Das war äußerst hörenswert und vom gesamten Vortrag her sehr sympathisch.Gleiches galt für die Berlinerin Masha Qrella, die anschließend unterstützt von zwei Musikern die Bühne betrat und ihr Set mit „Wut und Glück“ aus dem jüngst veröffentlichten Album „Songbook“ begann. Diese Zusammenstellung von (überwiegend) Coverversionen nahm im Konzertverlauf zwar naheliegenderweise großen Raum ein, wurde aber durch zahlreiche Songs aus Mashas Backkatalog sinnvoll ergänzt, darunter auch einige Titel aus dem wunderbaren Album „Woanders“, auf dem die Künstlerin 2021 Texte von Thomas Brasch vertont hatte. Etwas schade: Während des gesamten Abends sorgte ein penetranter Scheinwerfer dafür, dass es auf der Bühne nahezu taghell war – das störte vor allem bei Tracks wie dem technoiden „Geister“, das eigentlich perfekt in einen düster vernebelten Club passen würde – aber zum Glück kann man ja jederzeit die Augen schließen und sich das richtige Ambiente einfach herbeidenken.
Im Gegensatz zu diesem kleinen Manko ließen Sound und Songauswahl wenig Wünsche offen. Bemerkenswert war und ist, wie es Masha im Studio und auch live gelingt, fremde Songs zu ihren eigenen werden zu lassen, egal ob im Falle von Manfred Krugs „Um die weite Welt zu sehn“, Saint Etiennes „Heart Failed (In The Back Of A Taxi)“ oder Whitney Houstons „I Wanna Dance With Somebody“. Im Zugabenblock überraschte Masha dann noch mit der Tourpremiere von „Nun lauft schon ihr Kleinen“, einem Kleinod von ihrer aktuellen Platte. Auch wenn dieser intime Moment sehr gut zur gewählten Location passte, ist dieser tollen Künstlerin von Herzen zu wünschen, dass bei ihrem nächsten Besuch in Düsseldorf kein Weg mehr an einer Verlegung in die große Halle des zakk vorbeiführen wird.
Fotos: © Achim Fischelmanns
Weitere Infos: http://mashaqrella.de/