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QUICKSILVER

V.A.

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Obschon die Welt schon übervoll von guten und schlechten Beispielen ist, werden unverdrossen PopRockplatten produziert, aktuell z.B. die der neuseeländischen PHOENIX FOUNDATION, die sich mit "Friend Ship" (Memphis Industries) vor dem streichersatten BreitwandSchmachtSound der späten Stranglers verbeugen (inkl. Gastauftritt von Nadia Reid!). Einen Extrapunkt gibt’s für das schöne WortSpiel im CD-Titel. 3
Auch NICHOLAS MERZ zeigt beim CD-Namen-Aussuchen feinen Humor: "God Won’t Save You, But I will" (Aagoo). Wer’s (folk)rockig und mit DIY-Attitude, wortgewandt und dezent verzweifelt mag, ist hier durchaus richtig. 3
Der PHONOBOY Christian Höck versucht’s nach frankophonem ChansonPunk auf "Love And Let Die" (1969ok!) mal rein auf Englisch und mit einer ziemlich netten AmericanaFolkPop-Version. 3
Zumindest bei den schnelleren Stücken von "Absolute Boys" (Sandwich Kingdom) hatte ich das nostalgische Gefühl, olle Uwe Niels von Geyer hätte seine (Ost)Berliner Vision (deren "No Popstars"-Tape auch nach über 30 Jahren noch prima ist) angesichts des kurzen kommerziellen Erfolgs der Magdeburger Scycs (der aber auch schon über 20 Jahre zurück liegt) zu einer weiteren Platte voller romantisch-synthetischen DreamPops überredet. Dabei kennen die kalifornischen SOFT PEOPLE ganz bestimmt keine der beiden Bands. 3
Ich wäre mir auch nicht sicher, ob Melissa Guider aus New Orleans die tschechischen Etheral/Shoegaze-Götter The Ecstasy Of Saint Theresa kennt, Miranda Sex Garden oder This Mortal Coil vielleicht schon eher. Was aber völlig egal ist, solange sie als MJ GUIDER weiterhin dieses Erbe durch ihre riesigen Hallräume und Distortion-Kammern führt und so wunderbare NoiseGothicPop-Platten macht wie jetzt gerade mit "Sour Cherry Bell"(Kranky). 4
Leider wurden die Franzosen von INDOCHINE hierzulande noch nie nicht angemessen wahrgenommen, dabei macht die Band seit den frühen 80ern mit internationalem Erfolg Musik. Oft verzerrend, nein sogar völlig falsch als Frankreichs Depeche Mode abgetan, zeigt die 2CD-Werkschau "Singles Collection (2001-2021)"(Sony), dass massenkompatible Musik nicht zwangsläufig langweilig sein muss. Eine weitere Doppel-CD mit einer Übersicht über das (fast noch interessantere) Frühwerk ist für November angekündigt. 4
Bon Iver hat mich nie so richtig angesprochen, mich erinnert manches auf "Talk", dem Debut von WHOISLEWANSKI eher an den schmachtenden Sound der späten Blumfeld-Platten, den dieses Duo aus der oberbayerischen Provinz locker mit einer gelungenen übersynthetischen 80er-KlangÄsthetik und massivem, aber niemals lästigem Autotune-Einsatz vermischt. 3
Mit POSE DIA werden wir etwas experimentierfreudiger. Pose Dia heißt so, weil die Großtante von Helena Ratka in den 1920ern Tänzerin war. Aha – und diese Großtante hat Hausmusik betrieben, wovon ein "altes Band" zeugt: "Sie sang auf ähnliche Weise wie ich heute." Mal egal, wie in den 20ern private Tonbänder entstanden sein sollen, die Großnichte spürt auf "Front View" nicht nur der singenden Tänzerin nach, sondern auch den Heerscharen von minimalistischen HeimKlangForschern, die in den 80ern allerorten ihre Versionen von Haus(bzw. Kinderzimmer)musik auf (nun wirklich) Tonband bannten. Blubbernd scheppernde Konstruktionen mit flackernden Sequenzerlinien, knatternden Bassläufen und beharrlichem Beat. 4
SoloProjekt und seltsamer Name passt auch für SORBET. Das Halbgefrorene kommt von Chris W Ryan, der nicht nur hier, sondern auch beim Robocobra Quartett singt und trommelt. Seine "Life Variantions"-EP enthält drei tracks, die klingen, als hätten gestandene KrautRocker ProTools entdeckt und damit versucht, eine PostPunk-Platte zu produzieren. Mir gefällt das. 4
Noch etwas gesteigert wird der Genuss, wenn der liebe SCHLAMMPEITZIGER "Ein Weltleck in der Echokammer" (alle Bureau B) entdeckt. Aber Stop! - wo, wenn nicht hier wird sprachgespielt und deshalb gleich zu Beginn klargestellt "Ich hab’ zu viel an der Welt geleckt!". Dazu zuckelt ein verspulter ElektroKlimperDub so relaxt durch die Hallschleifen, dass es die reine Freude ist. Es folgen noch sieben weitere nette (aber unbedingt durchdachte!) Bastelarbeiten zwischen Funk und ElektroPop. Wir tanzen die "Hüftgoldpolka" durch die reverbs der "Rappelvolle Leere" – so schön! 5
Klangverwandt sind jene Stücke auf "Minor Planets" (Marionette), die nicht von esoterischen, freijazzigen oder sonstwie abseitigen Bläsereien geprägt sind. TWINKLE3 verknüpfen freundlich groovendes ElektronikGebastel mit improvisierten Shakuhachi-Sounds – nicht ohne Charme. 4
Genau wie die KubikZwinkerer ist MAMMAL HANDS ein Trio. In Norwich beschäftigt man sich mit der Verknüpfung von sanftem MinimalSax, nettem KlavierKlimpern und dezenter Schlagwerkerei. "Captured Spirits" (Gondwana) ist ein schönes, an manchen Stellen sogar etwas zu nettes Album, das sich aus der Flut von "Neoklassik"-CDs trotzdem angenehm heraus hebt. 4
Hinter dem lustigen Projektnamen PINKCOURTESYPHONE steckt der umtriebige SoundKünstler Richard Chartier, dem man zum prächtigen Titel seines jüngsten Werks gratulieren muss: "Leaving Everything To Be Desired" (Room40) ist aber musikalisch dann doch nicht viel mehr als ordentliches Waber-Elektronica-Handwerk. Im Titeltrack finden sich sogar ein paar Schnipsel deutscher Sehnsucht: "...dass mich jemand streichelt. Und küsst.". 3
Cut! - Obwohl das was jetzt kommt, zwar ganz anders, aber auch schön ist. Die Londonerin ESBE nimmt mit "Saqqara" (New Cat) die Spuren auf, die Dead Can Dance vor 35 Jahren gelegt haben. Berückender ZartGesang zu schwebenden ancient-grooves, die sowohl von Alter Musik wie von nahöstlichen Ideen beeinflusst sind. Eine gelungene Mischung von Melismen und SufiSounds, ElektroAthmo und WorldBeat mit ägyptisch-mystischem Überbau. 4
Noch näher an die transzendenten Wurzeln gehen die 3 Stücke, die MeisterSänger USTAD SAAMI auf "Pakistan Is For The Peaceful" (Glitterbeat) präsentiert. "produced 100% live at the master’s rooftop home in Karachi" entfaltet sich hier – begleitet von seinen vier Söhnen an Tamburas, Tablas und Harmonium – die Kraft und Eindringlichkeit einer der letzten authentischen Qawwali-Stimmen. Sufistisches Versinken in die Lobpreisung Gottes – voller Hingabe, aber absolut friedlich! 4
Wer statt betörender Trance lieber sprühende Fröhlichkeit erleben möchte, darf gern "Everybody Got Agenda"(Soledad Prod.) vom vielköpfigen und ganz in der AfroBeat-Tradition eines Fela Kuti stehenden Projekt BANTU aus Lagos versuchen. "Freedom"-Sprechchöre von einer Demo treffen auf blitzblanke Bläsersätze und extrem groovende vocal-parts. WorldDisco voller Funk, Yoruba und Highlife, manchmal sogar mit einigen sogar rap-lines – kurz: extrem tanzflur-orientierte PartyMusik! 4
Die aus den legendären Biermösl Blosn entstandenen WELL BRÜDER spielen seit Jahrzehnten immer wieder gern an der Seite von GERHARD POLT und sind zugleich den Toten Hosen freundschaftlich verbunden. Deshalb begleiteten Kuddel, Andi, Breiti und Co. die bayerischen Volksmusikanten sicher gern bei einigen Stücken ihres Jubiläumskonzerts. "Gerhard Polt und die Well Brüder 40 Jahre" (JKP) ist der (etwas zu?) schlichte Titel der zugehörigen CD, wobei ich mich mit der hier herrschenden, zuweilen arg altbackenen "Politisches Kabarett"-Atmosphäre trotz aller Freude am subversiven-konkreten Umgang mit dem musikalischen Brauchtum schwer tue. 3
Die Österreicherin ISABEL FREY eröffnet ihre CD "Millenial Bundist" (Beste! Unterhaltung) mit einer zarten Fassung des Arbeiterlieds "In Kamf". Es folgen weitere gitarrengetragene jiddische Revolutionslieder, die im trotz der grazilen Stimme voller Leidenschaft vorgetragenen (und bei progressiven Wienern wohl zu einer Art Protesthymne gewordenen) "Daloy Politsey/Nieder mit HC" kulminieren – hier kommt Isabel Frey der klaren und zugleich griffigen Sprache eines Hannes Wader ganz nahe. Kämpferisch, bewusst und feministisch – ein tolles Album. 5

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