JAZZJANZKURZ
Zuerst wollen wir "Den Himmel malen"(Majorlabel). So heißt das neue Hörstück von KAI-UWE KOHLSCHMIDT, der sich hier der Aufarbeitung der Stasi-Akten des Malers Hans Scheuerecker widmet. Jener hatte in deren Anfangsjahren Kohlschmidts Band Sandow bei seinen Performances spielen lassen (Malerei wie Musik konnten allerdings nicht mit ähnlichen Projekten in K-M-Stadt oder Berlin mithalten) und gerierte sich als Cottbuser Boheme-Star. Der wachsame Staat war immer dabei und das bietet nun den Stoff für ein in ungewöhnlicher Umgebung, nämlich auf einer Segelyacht aufgenommenes Hörspiel. Wind und Wasser, Übelkeit und Geilheit, alte und neue Befindlichkeiten: zwischen Endlichvorallemwegfahren und Nichtausweichenkönnen ergeben sich interessante Spannungen. Kommt inkl. gelungener making-of-DVD. 4Musikalisch sanft und handwerklich perfekt ist "#Jazz"(Broadview Music/edel) vom ALEXANDER PAEFFGEN TRIO. Ein zwar wenig wagemutiges, aber doch schönes, im besten Sinne traditionelles p-b-dr-Album. 3
In gleicher Besetzung spielt das BRAD MEHLDAU TRIO "Blues And Ballads"(Nonesuch/Warner). Bass und drums erden hier das spielerisch die einzelnen Themen (u.a. von Cole Porter, Charlie Parker oder auch Lennon/McCartney) deklinierende Klavier souverän. 4
KLAUS GESING, BJÖRN MEYER und SAMUEL ROHRER lieben ebenfalls das Sanfte. "Amiira"(Arjunamusic) lebt vom facettenreichen, aber niemals anstrengenden Klarinetten- bzw. Saxophonspiel Gesings, unter das sich gelegentlich auch (ganz dezente) elektronische Klänge mischen. 4
Man darf sie nicht mit dem gleichnamigen norwegischen Projekt verwechseln, auch Aki Ishiguro (git), Peter Schwebs (b) und Rodrigo Recabarren (dr) spielen unter dem Namen MURAL. Ihr "s/t"-Debut(Berthold Rec.) enthält harmlos-harmonische E-Gitarren-Figuren auf klassischem Rhytmusfundament, die bestenfalls als gelungene Hintergrundbeschallung durchgehen. 2
Deutlich spannender, ohne experimentell zu sein, ist "What Do You Mean?"(In+Out Rec.) von MAX HACKER an Saxophon, Altflöte und Baßklarinette. 5 eigenen Stücken stehen hier 4 sehr gelungene Coltrane-Interpretationen gegenüber (besonders schick die Flötenfassung von "Equinox"). 4
TOMAS SAUTER (b) RALPH ALESSI (trp) LUZIUS SCHULER (keys) DOMINK BURKHALTER (dr) geben den "Mind Reader"(Catwalk). Der Sound ist hier elektrisch(er), der Bass fett(er), die Trompete präsent(er), was vielleicht für Aufmerksamkeit sorgt, Feinheiten aber auch etwas unterdrückt. 3
Der Flügelhorn/Trompete-Spieler PAOLO FRESU ist einem ähnlichen Klangideal verpflichtet, erlaubt sich und OMAR SOSA auf "Eros"(Tuk Music) aber einige Freiheiten mehr. Der auch in diesem Kontext erstaunlich passende Gesang von Natacha Atlas (die man zumindest von Transglobal Underground kennen sollte) weitet den Horizont der zwischen Softjazz, Latin (Jaques Morelenbaum steuert wieder seine Cellomelodien bei) und klassischen Improvisationen changierenden Stücke. 4
Auch ein Solo-Cello muß nicht nerven, das beweisen DANIELA SAVOLDIs "Trasformazioni"(Millimetre). Weit entfernt von romantischem Schönklang erkundet die Italienerin neue Wege zwischen Freier Musik, Klassik, Jazz und sogar Folklore. Dabei vertraut sie neben instrumentalem Können auch auf elektronische Verfremdungen und synthetische Zugaben. 4
FuzzFunk und ProgRock spielt das WORLDSERVICE PROJECT auf "For King & Country"(Rarenoise Rec.) im legendären Knitting-Factory-PunkJazz-Sound. Egal ob über Synth oder Sax, hier brüllen die Posaunen, die drums laufen Amok und der Bass bewahrt das Ganze knapp vor'm Platzen. Schnell, aber nicht banal, virtuos ohne frickelig zu sein und immer sehr sehr heftig! 4
LITTLE ANNIE vergräbt sich auf "Trace"(Tin Angel/Indigo) ohne postmoderne Distanz, wohl aber unter Zuhilfenahme moderner Sounds in die Vaudeville/Cabaret-Ästhetik der 20er Jahre, interpretiert wundervoll den "India Song" (ist das zu Beginn Duras' Stimme?) und erzählt schauerliche Geschichten zu mahlenden Elektrosounds ("Bitching Song"), an die sich nahtlos schmierige Barjazzklänge anschließen. Vieles davon hat sie sicher im Durtro-Current93-Umfeld aufgeschnappt, mit dieser CD gelingt ihr aber ein sehr eigenständiges statement. 5
Fear No Jazz
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