
Nach Köln kommen Alex Köck und Steffi Widmer sowieso immer gerne. Nicht nur weil sie hier mit ihre treuesten Fans haben und schon lange bevor sie mit ihrer ersten LP „Anaana“ so richtig durchstarteten in der Domstadt aufgespielt haben – sondern weil sie sich hier als Künstler und Menschen willkommen fühlen und die „Drink doch eine met“-Mentalität der kölschen Szene sehr zu schätzen wissen. Wie um das noch mal zu unterstreichen stimmte das Publikum im ausverkauften Gloria dann auch spontan den alten Bläck Fööss-Hit an, als Alex zum wiederholten male auf diese Gemengelage hingewiesen hatte.
Dass das Gloria ausverkauft war, freute Alex und Steffi sicherlich auch – aber darum ging es an diesem Abend sicherlich nicht, denn die ganze Tour zum neuen Album „One More Trip Around The Sun“ stand unter dem Motto „Bodenständigkeit“. Wie Alex und Steffi bereits bei den Gesprächen zum neuen Album dargelegt hatten, wollten Cari Cari mit diesem Projekt demonstrieren, dass ihnen daran gelegen sei, eher ihre Zufriedenheit mit dem bislang erreichten auszudrücken, als zu versuchen, noch mal eins draufzusetzen. Das war dann auch mit der Grund, warum das Konzert nicht in einer größeren Halle angesetzt worden war, denn Cari Cari ist es wichtig, den direkten Bezug zu den Fans nicht etwa zugunsten einer größeren Popularität aufzugeben.Als Support-Act hatten sich Cari Cari die junge Berliner Band Headjet mitgebracht, die ihre Aufgabe als „Anheizer“ mit einer gehörigen Prise Nonchalance schon sehr ernst nahmen. Leon, Calle, Matteo und Lenny hatten jedenfalls keine Mühe, das Publikum für ihren mitreißenden, deutschsprachigen Indie-Pop-Mix nach klassischen Vorbildern zu begeistern und zum Mitmachen anzuregen. Dabei griffen die Jungs auf das gesamte Repertoire an stadienreifen Rockstar-Posen zurück. „Das machen wir jetzt wie bei Saitün“, meinte Frontmann Leon als sich die Musiker gar spielend auf den Boden legten (freilich, ohne sich dabei zu küssen, wie das die Jungs von Saitün tun). Was bei anderen vielleicht abgeschmackt gewirkt hätte, kam bei Headjet authentisch rüber – nicht zuletzt deswegen, weil die Jungs aber auch wirklich jede Menge Riff-orientierter, munter groovenden Rausschmeißer wie „Rücken an der Wand“ - und gerade neu „Aperol Chick“ - im Gepäck haben, die den ganzen Aufwand auch rechtfertigen.
Die einzige Konzession, die Cari Cari an den wachsenden Zuspruch auf größeren Bühnen gemacht haben, ist der Umstand, dass Steffi nicht mehr wie früher den Großteil der Show hinter dem Drumkit verbringt, sondern von Anfang an zusammen mit Alex mit einem Keyboard Podest auf der Bühne steht, während zugleich Tour Drummer Ivo Thomann die Rhythmus-Arbeit übernimmt. Der Umstand, dass dieser sehr viel straighter und technisch sauberer als die trommelnde Autodidaktin spielte, war dabei nicht unbedingt von Vorteil, denn straight und technisch sauber wollen Cari Cari ja nun wirklich nicht sein. Das zeigte sich dann, als Steffi mitten in dem neuen Song „Nana“ selber ans Drumkit wechselte – und sofort war wieder der althergebrachte Polter-Faktor im Spiel, der gerade zu Beginn der Cari Cari Laufbahn für Aufhorchen gesorgt hatte.
Für die Tour hatten Cari Cari ein neues, elektronisches Backdrop im Gepäck, das effektiver genutzt werden konnte, als das ältere analoge – ansonsten blieb aber eigentlich alles im gewohnten Rahmen. Während Alex als wirbelnder Gitarren-Derwisch die Animation des Publikums übernahm, war die Aufgabe von Steffi als croonende Frontfrau deutlich dominanter als früher. Auch die Gründungsgeschichte von Cari Cari wurde anlässlich des Tracks „Dear Mr. Tarantino“ wieder bemüht. Insgesamt war die Show dann etwas lebhafter als bislang gewohnt. So nutzten sowohl Steffi als auch Alex den hinter dem Drumkit aufgebauten, riesigen Gong für dramatische Einlagen und für Steffis Diegeridoo-Einlagen gab es ein kleines Podest vor dem Backdrop. Auch den Ur-Blues, mit dem die ganze Sache angefangen hatte, gibt es heute noch – obwohl die Songs ansonsten heutzutage auch schon mal poppiger und psychedelischer ausfallen als früher und – wie z.B. auch bei dem neuen Track „Schmetterling“ eher von Krautrock & Co. als vom Blues inspiriert scheinen. Ansonsten gefiel es insbesondere Alex, sich angeregt mit dem Publikum zu unterhalten, den Bläck Fööss Song zu singen und anlässlich von Tracks wie „No War“ oder „Bad News“ auch mal politische Themen anzusprechen. Insgesamt war das dann eine Show, wie wir sie von Cari Cari kennen und lieben; und das soll keine Kritik sein, denn langweilig wurde das – obwohl jetzt nichts weltbewegend Neues zu beobachten war - zu keiner Sekunde.
Weitere Infos: https://caricariragazzi.com/