
Dies ist alles, nur kein gewöhnliches Indie-Rock-Konzert. Bei ihrem letzten Auftritt vor Weihnachten unterstreichen Porridge Radio in Köln eindrucksvoll, dass sie derzeit das Maß aller Dinge sind, wenn es darum geht, das gesamte Gefühlsspektrum in Songs einzufangen, die zunächst trügerisch simpel anmuten, um sich am Ende zu mitreißenden Noise-Wogen hochzuschaukeln, deren Komplexität das perfekt eingespielte Brightoner Quartett trotz einer kurzfristig eingesprungenen, vom Blatt spielenden (!) Ersatz-Keyboarderin mit bemerkenswerter Lässigkeit meistert. Rastlos und eindringlich jagen Mastermind Dana Margolin und die Ihren durch ihr 75-minütiges Set, und im Handumdrehen ergreift die elektrisierende Atmosphäre auf der Bühne auch das Publikum. Von feingliedriger Fragilität zu brachialem Crunch, von Bright Eyes’scher Emotionalität zur kathartischen Wucht von PJ Harvey ist es für die Band mit den nicht selten betont düsteren Texten im brechendvollen Gebäude 9 oft nur ein Katzensprung. Der aufbrausende Sound findet auch optisch seine Entsprechung, denn immer wieder treffen sich Margolin, die sich eher schlecht ausgeleuchtet am Bühnenrand fast ein bisschen versteckt, und Bassist Dan Hutchins in der Bühnenmitte zum „Duell“, und ganz am Ende springt die Sängerin und Gitarristin sogar ins Publikum, um die letzte Nummer umringt von ihren Fans zu Ende zu spielen. Schade nur, dass die Band wenige Tage nach diesem unglaublich intensiven Auftritt in Köln ihre bevorstehende Auflösung verkündet hat. Aber Aufhören soll man ja bekanntlich, wenn's am schönsten ist.
Weitere Infos: www.porridgeradio.com