
Nachdenkliches zum Wohlfühlen gibt es an diesem Sonntag zwischen Kaffeetrinken und „Tatort“ im ostwestfälischen Langenberg: Musikalisch sind Staring Girl an diesem Nachmittag auf den Spuren amerikanischer Singer/Songwriter-Giganten wie Jackson Browne, Neil Young oder auch Wilco unterwegs, und immer wieder fühlt man sich auch an Nils Koppruch und Gisbert zu Knyphausen erinnert, wenn Mastermind Steffen Nibbe zum handgemachten, aber deshalb nicht übermäßig rustikalen Folk-Rock-Backdrop seiner Mitstreiter - Gunnar Ennen (Gitarre, Lap-Steel, Keyboards, Bass), Jens Fricke (Gitarre, gelegentlich Bass) und Frenzy Suhr (Bass, gelegentlich Gitarre) und Lennart Wohlt (Schlagzeug) - mit feinsinnigen Worten stimmungsvolle Bilder malt, die deshalb so zu Herzen gehen, weil er die Inspiration dafür oft mitten aus dem Leben pflückt. Fast zwei Stunden stehen Staring Girl im KGB auf der Bühne, aber trotzdem gibt es keine Längen, denn auch wenn sanfte Melancholie der Default-Modus für Staring Girl ist, gibt es doch viel zu entdecken, wenn die fünf mit den Kontrasten von Licht und Dunkelheit spielen. Was Nibbe in seinen Liedern verhandelt, ist zumeist nicht außergewöhnlich, besonders ist allerdings seine Gabe, Alltägliches aus ungewohnten Blickwinkeln zu betrachten und seine Erkenntnisse in poetische Zeilen fließen zu lassen, mit denen er betont unaufdringlich die Hand austreckt und sein Publikum einlädt, ihn ein Stück weit auf seinem Weg zu begleiten. Mit ´Menschen in Geschichtsbüchern´ gibt es sogar eine leise Hymne auf das Nichtstun, bevor das psychedelisch umwehte ´Die Liebe ist von allem das Größte´ mit einem packenden Solo von Fricke glänzt und der Titelsong der aktuellen LP ´Schräg fällt das Licht´ Nibbes „persönliches Weltwunder“, die Geburt seines Sohnes, als Ausgangspunkt nimmt. Dass ob der frühen Auftrittszeit auch einige Familien mit kleinen Kindern im Saal sind, freut ihn da ganz besonders. Auch ´Endhaltestelle´, das am Schluss des regulären Sets steht, ist spürbar persönlich gefärbt: Nibbe erinnert sich hier an die Erfahrungen mit seiner ersten Band im Teenageralter und Ennen steuert augenzwinkernd ein absichtlich amateurhaft übermotiviertes Gitarrensolo bei, schließlich heißt es im Song: „Wir gründen eine Band und lernen erst danach, die Instrumente zu spielen.“ Es war ein Fest für Fans des intelligenten Songwritings!
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