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HAMISH HAWK (Köln, artheater, 17.01.2025)

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Geradliniger geht es nun wirklich nicht. Nachdem der schottische Songwriter Hamish Hawk im Sommer mit seinen Support-Slots auf den Touren von Villagers und Travis schon mächtig Werbung für sein neues Album „A Firmer Hand“ gemacht hatte (und dabei offensichtlich einen bunten Querschnitt an neuen Fans für sich begeistern konnte), legte er nun mit einer ausverkauften Headliner-Tour nach und präsentierte im Kölner artheater eine beeindruckend tighte und druckvolle No-Nonsense-Show mit der er nicht nur den Löwenanteil der Songs von „A Firmer Hand“ präsentierte, sondern auch einen soliden Querschnitt älterer Meisterwerke. Als Performer macht Hamish Hawk – und auch seinem Gitarristen und Songwriter-Kollegen Andrew Pearson - so schnell niemand etwas vor. Nachdem es nach einem kurzen Bowie-Intro vom Band zunächst in völliger Dunkelheit mit dem Album Opener „Juliet As Epithet“ (dem dann die vier weiteren Tracks des Albums folgten) noch etwas verhalten losgegangen war, gab es im Folgenden dann kein Halten mehr. Schnell stellte Hawk den Mikroständer beiseite und hielt sich im Folgenden nur noch am vordersten Bühnenrand auf, wo er in der Manier eines Gentlemen-Crooners auf die Zuschauer in der ersten Reihe einwirkte. Die waren dann aber auch die einzigen, die das auch sehen konnten, denn die Beleuchtungsdramaturgie im artheater war wieder mal destruktiv. Nochmal: Die musik wird nicht besser, wenn man nicht sehen kann, was auf der Bühne passiert. Aber zurück zum Programm: Während Hamish Hawk am Bühnenrand das Publikum zu animieren suchte und dabei Grimassen schnitt als gäbe es kein Morgen meht, wirbelte Andrew Pearson im Hintergrund wie ein Derwisch über die Bühne und ließ dabei so ziemlich keine Rockstar-Pose aus. Die restlichen Musiker – Bassistin/Backing Sängerin Lizzy Reid, Keyboarder John Crashman und Drummer Stefan Maurice versuchten erst gar nicht, dem Treiben Paroli zu bieten, sondern konzentrierten sich auf ihr Kerngeschäft. In der zweiten Hälfte der Show gab es dann noch ein paar ältere Rausschmeißer wie „Bridget St. John“, „Think Of Us Kissing“ oder Hawk's Signature Track „Bakerloo, unbecoming“ - aber auch weitere neue Stücke wie „Machiavelli's Room“ oder „You Can Film Me“. Nach einer guten Stunde war dann schon wieder alles vorbei. Das hatte unter anderem damit zu tun, dass es nachher noch Disco geben sollte (weswegen auch kein Support-Act gebucht worden war) – aber auch damit, dass Hawk & Co. die Songs allesamt im schnörkellosen Glam-Rock-Modus mit dem Fuß auf dem Gaspedal darboten – wobei das Tempo bei eher spannungsgeladenen Nummern wie „Big Cat Tattoo“ nochmal angezogen wurde, es aber keine wesentlichen Jam-Passagen gab. Interessanterweise gab es auf diese Weise keine besonderen Highlights – aber auch keine Filler. Das war dann einfach Hamish Hawk pur. Der Umstand, dass das alles im Kompaktformat dargeboten werden musste, führte dann dazu, dass Hamish bis auf ein paar Danksagungen an seine Band und das Publikum nichts zu erzählen hatte. Für die amüsanten Hintergrund-Stories, die er z.B. bei den Solo-Shows als Support bei der Villagers-Tour im letzten Jahr zum Besten gegeben hatte, blieb unter diesen Bedingungen einfach keine Zeit mehr. Dafür nahm sich Hawk nach der Show viel Zeit am Merch-Table mit den Fans abzuhängen. So richtig zu meckern gab es dann trotz des „Kurzprogrammes“ eigentlich nicht – zumal ja nun wirklich nicht jeder Konzertabend bis Mitternacht dauern muss.


Weitere Infos: https://hamishhawk.com/


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