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LUCY KRUGER & THE LOST BOYS, MARIE RAUSCHEN

17.10.2020 Zakk Düsseldorf

In Pandemie-Zeiten ist alles ein wenig kleiner: Für ihren Auftritt in der preisgekrönten „Fem Pop“-Konzertreihe im Düsseldorfer Zakk ersetzt Lucy Kruger ihre Lost Boys durch eine einzige Dame, aber trotzdem kann die inzwischen in Berlin heimische Südafrikanerin mit ihren düster funkelnden Slowcore-Perlen vom ersten Ton an begeistern. Nach einem feinen Supportset der Lokalmatadorin Marie Rauschen, die mit ihren Schwermut-getränkten Akustik-Balladen und poetischen Texten der Konkurrenz auf dem Terrain des traurigen Selbstfindungs-Folk eine Nasenlänge voraus ist, steht Kruger die Freude, nach langer Konzertpause endlich wieder vor Publikum auf einer Bühne zu stehen, förmlich ins Gesicht geschrieben. Mit der Niederländerin Liù Mottes an ihrer Seite, die mit Stromgitarre und vielen Effektgeräten dezent, aber erstaunlich effektiv atmosphärische Akzente setzt, interpretiert Kruger ihre „Schlaflieder für die Ruhelosen“ auf der in bunte Farben getauchten Bühne im Zakk-Saal wuchtig-intensiv – und ist davon offenbar selbst ein wenig überrascht. „Kannst du bitte meine Gitarre im Monitor etwas leiser machen?“, fragt sie den Mann am Mischpult nach ´Mary´. „Ich mache mir gerade selbst ein wenig Angst.“ Auch sonst gibt sie sich zwischen ihren langsam schwelenden, psychedelisch umspülten Folk-Songs deutlich humorvoller und weniger introvertiert als sonst. „Jetzt kommt ein weiterer meiner Dance-Hits“, sagt sie augenzwinkernd vor der Gespensterballade ´Digging A Hole´, und als sich ihr Gitarrengurt und ihr Kleid nicht so recht verstehen wollen, grummelt sie: „Ich glaube, meine Gitarre will mich unbedingt ausziehen. Das ist so unangemessen!“ Leicht verschroben oder einfach nur liebenswert? Lucy Kruger ist an diesem Abend beides.


Weitere Infos: › www.facebook.com/LucyKrugerOfficial/


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