(Lübbe, 669 S., 36,00 Euro)
Wahrscheinlich gehörte ich zu den ganz wenigen Menschen, die zwar durchaus Buchhandlungen auch von innen kennen, aber doch noch nie ein Buch von Ken Follett gelesen haben. Doch weil mich das Thema interessierte und dem Waliser Erfolgsautoren (dem Vernehmen nach hat er er mehr als 200 Millionen(!) Bücher verkauft) der Ruf eines gründlichen Rechercheurs vorauseilt, habe ich mich trotz leichter Skepsis an seinen fast 700 Seiten starken neuen Wälzer gewagt. Und ich sage es gleich vorab: es war ein Fehler. Denn "Stonehenge" dreht sich um – hier mal in Folletts eigenen Worten - "Themen, die für Menschen in allen Epochen relevant sind: Liebe und Ehe, den Lebensunterhalt sichern, Gewalt und Krieg." Das ist tatsächlich ernst gemeint und bedeutet auch, dass die Folie "Steinzeitheiligtum" hier zwar nicht gänzlich bedeutungslos ist, aber keinesfalls im eigentlichen Vordergrund steht. Die Geschichte ist insofern austauschbar und hat wenig echten historischen Bezug. Auf der "Großen Ebene" und um sie herum leben unterschiedliche Völker (Hirten, Bauern, Waldleute) mit jeweils unterschiedlichen Vorstellungen zu Sexualmoral, Gesellschaftsstruktur, Ernährung und Arbeitsethos. Am "Heiligtum" (= Stonehenge) werden vierteljährliche Rituale gefeiert, deren Ablauf und tieferer Sinn aber kaum ausgeleuchtet wird. Die (technischen) Schilderungen des Steintransports sind da noch die am weitesten ins Detail gehenden. Liebe und Tod, Macht und Verlust, Gier und Großmut – alles so allgemeingültig wie beliebig. Helden und Schurken, Weise und Dumme, Tagträumer und Visionäre - damals wie heute. Man kann dieses Buch sicher gut zum Zeitvertreib lesen, wirklich etwas Neues erfahren wird man hier aber nicht – entscheidet also selbst.Weitere Infos: www.bastei-luebbe.de/Buecher/Historische-Romane/Stonehenge-Die-Kathedrale-der-Zeit/9783757701239
