MAX GOLDT

(Hörbuch Hamburg)

Nachdem Onkel Max anno 2019 mal kurz pausiert hatte (dafür gab’s in jenem Jahr ja bei Tapete die wundervolle 6-CD-Box mit einer Rückschau auf sein musikalisches Gesamtwerk), setzt er nach "Die Toilette bleibt weiß" von 2020 nun – rechtzeitig vor den dunklen Herbst- und Wintertagen - die liebgewonnene Tradition einer Doppel-CD mit Sprechtexten unterschiedlichsten Alters (und ja! - auch unterschiedlicher Qualität) fort. Was die 2021er Ausgabe besonders und auch für eine Käuferschaft jenseits der Ultras unter den MG-Fans höchst interessant werden lässt, ist ein von einer verrauschten Kassette rekonstruiertes Tondokument aus dem Jahr 1987. Goldt kündigt jenes wie folgt an: "Produziert wurde dieses Hörbuch vom Herbst 20 bis Frühjahr 21, also während des zweiten Corona-lockdowns und aufgrund gecancelter Auftritte fehlten aktuelle Lesungsmitschnitte. Allein um der lieben Abwechslung willen möchte ich diesen Mangel mit kurzen Ausschnitten aus einer uralten Kassettenaufnahme wettmachen." Auf jener ist etwas archiviert, das MG als "minimales Partikel ostdeutscher Counter Culture" bezeichnet, nämlich sein erster – selbstredend illegaler – Auftritt in der DDR. Am 18.09.87 las der schon damals auch im Osten nicht nur wegen Foyer des arts hochverehrte WorteDrechsler in der Wohnung des Galeristen Jörg Deloch im Hinterhaus der Schönhauser Allee 50 in Berlin. Zwischen Stimmengewirr, Gelächter und U-Bahn-Quietschen säuselt und schnarrt der Autor u.a. die heute wohlvertrauten, seinerzeit aber taufrischen Texte "Einmarsch der Hauptstädterinnen" und "Minister Streifchen" sowie den immer wieder wundervollen "Monolog des morganatischen Maurers" – tontechnisch ein Desaster, aber zweifellos ein echtes Zeitdokument. Auf CD2 erwartet uns dann u.a. ein Wiedersehen, äh, -hören mit Nicole Okaj im legendären "Rille ralle ritze ratze"-Text (mit dem unsterblichen, nicht nur in meinem engen Umfeld zum Standardrepertoire gehörenden Ausruf "Huch! Damenbinden!") und einer schönen (Zeit)Reisebeschreibung von 2019 namens "Mit Fjutscherinchen in die Mittelfrist". Es bleibt dabei: Goldt hören ist wie Goldt lesen – nur noch besser!
Weitere Infos: › www.hoerbuch-hamburg.de/hoerbuecher/goldt-geniess-deinen-starrsinn-an-der-biegung-des-flusses-6015