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ANTJE RÁVIK STRUBEL

Blaue Frau

(Fischer; gebundene Ausgabe; 432 Seiten; 24,00 Euro)

Was hält ein Mensch aus, wenn bereits Kindheitserlebnisse gespickt von Gewalt und Betrug zu posttraumatischen Erlebnissen führen? Wie kann eine kindliche Seele diese Komplexität des Geschehens integrieren und illuminierendes den Lebensspuren hinzufügen? Diese zentralen Punkte sind es, die dieses Plädoyer für weibliche „Selbst“- Bestimmung zu einem außergewöhnlichen Lesegenuss werden lassen. Die Protagonisten Adina, die ihre ersten vergänglichen Spuren im Riesengebirge hinterließ, um ihr Glück in der Ferne (zunächst in einem Berliner Sprachkurs), in der Uckermark versucht. Unsichtbar, unbemerkt verdrängt sie ihren eigenen sexuellen Übergriff. Verängstigt und allein versucht sie das Erlebte zu verarbeiten. Scheitert, da niemand den Ernst der Lage erkennt. Ihr inneres Exil wird immer größer. Geradezu grotesk erscheint die Liebe zu einem EU-Abgeordneten, da dieser sich für die EU-Menschenrechte stark macht. Unsichtbar schleicht sich das Leben ungleich, ungeheuerlich und auch unzumutbar gleichgültig durch die Seiten hin zur Normalität des Daseins. Ein Bewusstsein, dass das normal sein kann, hinterläßt Traurigkeit und Wut im Lesenden. Denn diese Normalität ist es, die das Sein am Rande des Bewussten das Menschliche in den Abgrund zieht. Das Einzige, das dieses zu erhellen, zu durch lichten vermag, ist Liebe. Liebe die so rein ist, das die Gewissheit, dass alles vergänglich ist, der Trost auf ein Leben danach möglich macht.
Weitere Infos: https://www.fischerverlage.de/spezial/antje-ravik-strubel-blaue-frau?utm_source=google&utm_mediu


November 2021
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