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MARIA BARANKOW / CHRISTAN BARON (HRSG.)

Klasse und Kampf

(Claasen, 220 S., 20,00 Euro)

Kein Theorie-Reader, sondern eine Anthologie sozialer Praxis ist dieses Buch. Und doch auch Anleitung zum selbsttätigen Handeln, denn die oft autobiografischen Schilderungen von Ungerechtigkeit im selbstzufriedenen Deutschland transportieren im Subtext auch die Möglichkeit von Veränderung – wenn auch recht schüchtern und selten konkret. Ob nun als ernüchternde Aufstiegsstory (Lucy Fricke) oder als düstere Analyse der finanziellen Situation einer Bachmannpreisträgerin (Sharon Dodua Otoo) – die 14 in diesem schön gestalteten Buch versammelten Texte machen wütend. Der "Schinkennudel"-Expressionismus von Bov Berg erzählt ein Klassismus-Drama in Bayern, Clemens Meyer kokettiert einmal mehr gekonnt mit GangsterGrusel und GewaltNervenkitzel, andere Autoren zeichnen die Komplexität und Kompliziertheit ihrer Herkunft samt der daraus resultierenden Diskriminierungserfahrungen nach. Mal mit Wut, mal mit Stolz, stellen sehr unterschiedliche Biografien und Erfahrungen auch die Machtfrage – selbst in einem so intimen (und stilistisch besonders gelungenen) Text wie "Plastikteile" von Anke Stelling, der mit diesen grandiosen, die ganze empörte Hilflosigkeit in passende Worte kleidenden Sätzen endet: "Das klingt schön, ja, doch ich sage: Fickt euch. Fickt euch, Haltet die Fresse und Wagt es nicht. Wagt es bloß nicht, was auch immer. Das hier ist längst nicht vorbei."
Weitere Infos: › www.ullstein-buchverlage.de/nc/buch/details/klasse-und-kampf-9783546100250.html


Juli 2021
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