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LAIBACH

We Forge The Future

(God Records)

Zu Beginn stellt ein grummelnder Kommentator zu den Klängen von Heintjes "Heitschi Bum Beitschi" klar: "Unsere Geschichte ist eine Geschichte der Kämpfen zwischen die Klassen." Nach wenigen Sekunden zersägt altehrwürdiger Industrial-Lärm das niedliche Intro aber in bluttriefende Scheiben und nochmal eine Minute später schält sich auch ein erster Beat aus dem zuckenden KrachKosmos. "Rdeci Molk + Siemens". Wer mit der Laibach-Diskografie vertraut ist, versteht schon nach diesen knappen Hinweisen: "We Forge The Future" ist ein "re-enactment", eine Verneigung der spektakulären Slowenen vor ihrem eigenen, nicht minder spektakulären, ästhetisch aber radikaleren juvenilen Selbst. Es war am 23. April 1983, als Laibach gemeinsam mit 23 Skidoo und Last Few Days im Rahmen der sonst eher akademischen Avantgardisten vorbehaltenen (12.) Musik-Biennale in Zagreb auftraten und was sich da zwischen Mitternacht und 5 Uhr morgens auf der Bühne der "Mosa Pijade" abspielte, war auch für die vergleichsweise kulanten JugoSozialisten zu viel. Man projizierte Filme auf nicht weniger als 10 Monitore (oder waren’s doch "nur" 8? Die PrimärQuellen erinnern sich unterschiedlich.) eine Collage aus PropagandaSchätzchen wie Milan Ljubics "Revolucija jos traje", Laibachschen ExperimentalVideos á la "Morte ai s’ciavi" und Super-8-Pornos (die Bilder im CD-booklet bieten zumindest einen ersten Eindruck dieser verstörenden Kombination). Der seinerzeit gerade mal 3 Jahre tote Nationalheld Tito überblendet mit einem steifen Schwanz? Geht gar nicht. Tumult, Polizei, Skandal - schon so früh hat Laibachs (später dann zur Perfektion geführte) VerunsicherungsStrategie der Überaffirmation ganz prima funktioniert. Eine Werkschau der NSK-Bewegung im Madrider Reina Sofía-Museum war der perfekte Rahmen für eine NeuSichtung dieser blasphemischen Großtat und so erinnerten sich Laibach am 26.11.2017 auf ihre ganz eigene Art an das Gewesene. Heintjes Schweiß in der rußigen "Tovarna C19" als "Triumph of the Will" (auch da passt der (sinngleiche) slowenische Titel "Zmagoslavje Volje" irgendwie besser); Lärm und Schönheit, totalitäre Kontrolle und subversive Unterwanderung: 2017 mit der gleichen Brachialität wie 1983, wenn auch in etwas anderem SoundDesign (der Lärm ist elektronischer). Es zuckt und schabt, es reizt und marschiert, etwas mehr als 36 Minuten lang, bis zum lustigen Outro "Tico Tico" (das scheint mir wirklich die Version des legendären SchlagerOrglers Klaus Wunderlich zu sein!), zu dem das Publikum brav klatscht. Echte KunstSkandale finden heute (wo)anders statt, Laibach/NSK sind aber immer noch gern dabei (z.B. als NordkoreaReisende, als BachSpieler, als ParteiFührer...). Mi kujemo budućnost. Wir schmieden die Zukunft. Seit 40 Jahren. Mit Macht. Mit Nachdruck. Mit Erfolg! 5
PS: Weil dieser Text aus den bekannten Gründen sowieso "nur online" erscheint und dort unser Platzproblem nicht ganz so groß ist, gestatte ich mir noch folgenden Hinweis: Das von Slobodan Kajkut hervorragend geführte Label God Records ist mitsamt seinem umfangreichen (Back)Katalog ausdrücklich zur Erkundung empfohlen, bietet es doch zwischen den Polen Morton Feldman, Philip Jeck, Susanna Gartmayer und Flying Luttenbachers jede Menge höchst Hörenswertes!
Weitere Infos: › www.godrec.com

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