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LÙISA

1000 Sachen mehr

LÙISA

Natürlich ist der Titel des dritten Albums der Wahlhamburger Songwriterin Lùisa auch im metaphorischen Sinne gemeint – aber auch und vor allen Dingen musikalisch präsentiert sich Lùisa mit „New Woman“ denn auch in Bezug auf ihr neues Material als neue Frau. Nicht nur, dass sie sich hier erstmals mit Produzent Tobias Siebert (And The Golden Choir) zusammentat um in dessen Berliner Hinterhof-Studio ein geeignetes, organisches Sounddesign für ihre neuen Songs auszuarbeiten – auch kompositorisch und performerisch legt Lùisa im Vergleich zu den beiden Vorgängeralben eher noch vorsichtig konzeptionierten Alben tüchtig zu. Und zwar, indem sie sich – entgegen der üblichen Prinzipien von Indie-Musikerinnen, die diesbezüglich ja oft von ihrem Credibility-Bedürfnis gebremst werden – ziemlich offensiv der Popmusik und deren charmanten Möglichkeiten gegenüber öffnet. Außerdem erfährt der interessierte Hörer auf diesem Album indirekt auch noch so einiges über die Person Lùisa, denn die scheut sich nicht, in ihren Songs tief in die eigene Psyche einzutauchen.

Betrachtet Lùisa die Dinge eigentlich immer aus der eigenen Perspektive – oder erzählt sie auch mal „andere“ Geschichten?

„Auf jeden Fall“, führt sie aus, „das bin nicht immer ich in meinen Songs. Bei Stücken wie 'Into The Void' nehme ich zum Beispiel eine Rolle an, die ich in dieser krassen Form so noch nicht erlebt habe. Es geht um Elemente, die ich zwar erlebt habe, die ich dann aber für diese Rolle viel gruseliger verdichte, als sie eigentlich gewesen sind. Das ist ein bisschen wie Bilder aus einem Horrorfilm in meinem Kopf. Ich nehme ganz oft Bilder, die ich so noch nicht erlebt habe und verwurste die mit eigenen Erfahrungen. Sonst würde ich ja immer nur so Songs schreiben wie: 'Und dann bin ich nach Köln gefahren und habe dort ein Konzert gespielt und es war schön'. Da nehme ich dann lieber doch Bilder, die ich mir ausgedacht habe, um das interessanter zu machen."

Na ja – man kann ja als Songwriter sein Seelenleben auch nicht 1:1 wiedergeben.

„Ja genau“, ergänzt Lùisa, „und es ist ja auch so, dass man sagt, dass man 1000 Seelen in sich hat. In meinen Songs zeige ich Teile von mir – aber trotzdem bin ich ja noch 1000 Sachen mehr.“

Produziert wurde das Album von Tobias Siebert – der sich auf eine Empfehlung von Enno Bunger selber an Lùisa gewandt hatte. Tobias ist dabei darauf spezialisiert, elektronische und organische Elemente so miteinander zu verweben, dass sich am Ende alles organisch anhört.

„Ja, genau“, bestätigt Lùisa, „das war mir auch wichtig. Ich schreibe die Songs ja immer mit einem Instrument – meistens der Gitarre. Dann mache ich ein Demo von dem Song und überlege mir schon einen Groove dazu. Dazu suche ich mir dann aber meistens schon einen Drummer und einen Bassisten, die das dann einspielen können. Das läuft dann bei mir zusammen und ich sitze dann wie die Wildgewordene vor den ganzen Spuren und arrangiere das dann. Dann bin ich mit den ganzen Spuren zu Tobi und wir haben dann diese Spuren nacheinander ersetzt. Teilweise war es so, dass dann Tobis Ideen noch total geil on top kamen – aber ich habe die Sachen schon vorproduziert mitgebracht.“

Was ist denn das songwriterische Ziel von Lùisa – mal ungeachtet des zugrundeliegenden Prozesses? Was zeichnet einen guten Song aus?

„Ein ganz krasses Gefühl rüberzubringen“, meint sie sehr bestimmt, „ich finde aber ganz schwer zu sagen, was das ausmacht. Es gibt zum Beispiel Hip Hop Songs, deren Struktur ich gar nicht verstehe, die mich aber extrem packen. Wenn es eine verdichtete Atmosphäre gibt, die durch die Musik so stark ist, dass sie einen in der Wahrnehmung der Welt so heftig beeinflusst, dass man alles erst mal stehen und liegen lässt oder man kommt in einen Geisteszustand, der ganz anders war, als vor ein paar Minuten, dann ist das ein guter Song.“

Es gibt ja auch weise Kollegen die sagen, Musik müsse den Hörer auf irgend eine Weise transportieren.

„Ja genau“, meint Lùisa, „das ist dann wie Magie. Wenn ich mal ganz strukturell denke, dann meine ich, dass ich in einer Phase bin, wo ich einen guten Refrain mag – alles, was einen 'hooky' ein bisschen 'catched'. Es kann aber auch sein, dass ich bei der nächsten Scheibe dann wieder in eine andere Richtung gehe. Meistens ist es aber so, dass ich einen Song gut finde, wenn ich den Kopf ausschalte.“

Aktuelles Album: New Woman ( ) VÖ: 07.05.


Weitere Infos: www.facebook.com/listentoluisa Foto: Ullrich Maurer

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