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BEVERLY KILLS

Der Finger im Kaleidoskop

BEVERLY KILLS

Wer nach dem schwedischen Dreampop-Postpunk-Ensemble Beverly Kills im Web sucht, der braucht schon ein wenig Geduld. Immerhin gibt es eine deutsche Hardrockband aus Remscheid, einen australischen Drag-Clown, einen Club in München und einen Streetwear-Shop in L.A., die allesamt den Namen Beverly Kills tragen. Und so haben sich Alma Westerlund, John Sonsén, Viggo Mattsson und Hampus Höggren dann den Zusatz „forever“ in ihre Social-Media-Links eingebaut um die Auffindbarkeit auf Google & Co. etwas zu erleichtern. Musikalisch gibt es da weniger Identifikationsprobleme, denn das Quartett aus Göteborg hat sich einen attraktiven Mix aus britischem Dreampop und Shoegaze, amerikanischem Postpunk, Psychedelia und Krautrock ausgesucht, um Alma's leicht surreale Lyrics mit einer lebendigen (und stylischen) musikalischen Basis zu unterfüttern.

Wie ist das Projekt Beverly Kills denn entstanden?

"Wo soll man da anfangen?“ überlegt Alma Westerlund, „also ich und unser Gitarrist John Jonsén haben uns bei einem Festival im Norden Schwedens kennengelernt. Zu der Zeit kannten wir uns noch nicht und ich spielte auch in einer Dreampop-Band – während John und die anderen zusammen in einer anderen Band waren. Als ich dann nach Göteborg zog, haben wir angefangen zusammen Musik zu schreiben und es machte dann Sinn, unsere beiden Projekte miteinander zu verbinden."

Wonach suchen Beverly Kills denn, wenn sie einen Song schreiben? Beispielsweise ist es ja eher ungewöhnlich, dass in ihrem musikalischen Setting mit konventionellen Songstrukturen, Melodien und Refrains gearbeitet wird.

„Also ich suche immer nach etwas, das kleben bleibt“, überlegt John, „etwas, an das Du Dich erinnern kannst. Eine Melodie, eine Basslinie, eine Hookline – irgend etwas um das herum wir den Rest des Songs aufbauen können. Wir haben schon mit Songstrukturen gearbeitet – aber wir haben uns entschlossen eher in der Richtung A und B im Wechsel zu arbeiten.“ „Ja, denn wir können Songs in dieser Art recht einfach schreiben – und das finden wir schön“, gesteht Alma.

Was will uns denn der Titel des Albums „Kaleido“ sagen? Dabei geht es doch bestimmt um ein Kaleidoskop, oder? Bezieht sich das vielleicht auf die verschiedenen Facetten, die die Band musikalisch zu bieten hat?

„Da geht es eher um ein Konzept“, verrät Alma, „als kleines Kind hat mir mein Vater mal ein kleines Kaleidoskop geschenkt, in dem ein kleines Loch in der Mitte war. Meine Mutter warnte mich dann, nicht meinen Finger da reinzustecken. Ich konnte dann aber nicht widerstehen und habe meinen Finger natürlich doch reingesteckt, nachdem ich eine Weile reingeschaut habe und bin dann darin stecken geblieben. Mein Vater musste das Ding dann aufschneiden, damit ich den Finger wieder rausbekommen konnte – und das war natürlich schrecklich. Ich kann mich aber auch noch daran erinnern, dass ich das, was ich durch das Kaleidoskop gesehen hatte, wunderschön fand. Als wir also mit dem Album fertig waren und nach einem Titel suchten, kam ich auf das Kaleidoskop zurück – weil die Arbeit daran zwar viel Spaß gemacht hatte aber auch sehr anstrengend gewesen war."

„Und weil wir nicht widerstehen konnten unseren Finger hineinzustecken“, meint John, „wir haben uns gedacht: Oh – das müssen wir einfach machen. Es fühlt sich einfach zu gut an, es nicht zu versuchen."

Ging es auch darum, Grenzen zu verschieben?

„Ja, ich denke schon“, bestätigt Alma, „wir haben zwar nicht direkt darüber gesprochen, aber ich denke schon, dass das unser Ziel war."

Gibt es denn bereits jetzt einen Plan für die musikalische Zukunft von Beverly Kills?

„Darüber habe ich mich gestern erst mit unserem Promoter unterhalten“, meint Alma, „und ich habe festgestellt, dass wir tatsächlich gar keinen Plan für die Zukunft gemacht haben, weil wir so viel Zeit und Mühe da reingesteckt haben, dieses Projekt auf die uns bestmögliche Art gestalten zu können. Wir arbeiten aber gerade an neuen Songs und die gehen in zwei Richtungen, würde ich sagen: Einerseits mehr in die Indie-Pop-Richtung und andererseits haben wir experimentellere Club-Sachen. Wir haben auch neue Synthesizer, die wir ausprobieren möchten. Ich denke aber nicht, dass wir noch mal ein so allumfassendes Album wie 'Kaleido' machen werden."

Aktuelles Album: Kaleido (Welfare Sounds)

Foto: Ullrich Maurer

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