
(Hanser, 335 S., 26,00 Euro)
Indogermanisch. Schon mal gehört? Vielleicht sogar Proto-Indoeuropäisch? Und das ohne ein sprachwissenschaftliches Studium absolviert zu haben, nur so aus Interesse? Ja? Dann verdient dieses Buch ganz sicher Deine/Ihre Aufmerksamkeit. Denn die Britin Spinney fasst hier in populär¬wissen¬schaft¬licher Form die aktuellen Erkenntnisse zur Entwicklung jener Sprachfamilie zusammen, zu der die Muttersprachen fast aller Europäer und die von beinahe der Hälfte der Weltbevölkerung gehören. Denn ob nun Isländisch, Griechisch, Russisch, Farsi oder Sanskrit – am Ende entstammen alle diese Sprachen einer gemeinsamen Wurzel. Jene wird in der Zeit um 5000 vor heute vermutet, als – wie archäologische und paläogenetische Untersuchungen bestätigen – Menschen aus der Kurgan-Kultur der Jamnaja begannen, aus ihrer Heimat zwischen Schwarzem Meer (die Steppen der heutigen Südukraine) und NordKaukasus nach Westen (Donauleute) und auch nach Osten (bis ins Tarimbecken - Tocharer) zu wandern. In der Einbeziehung der jüngsten Erkenntnisse benachbarter Wissenschaften (insbesondere die Genetik konnte hier in den letzten Jahren helfen, geisteswissenschaftliche Hypothesen auf naturwissenschaftlicher Grundlage zu verifizieren) liegt eine der Stärken dieses Buchs. Allerdings ist Spinneys Stil zwar durchaus verständlich, manchmal aber recht sprunghaft und zuweilen etwas verwirrend. Auch hätte ich mir eine konsequentere Darstellung konkreter Entwicklungslinien anhand ebenso konkreter Beispiele gewünscht – gern auch über die hier in Einzelkapiteln zeitlich und örtlich getrennt betrachteten EinzelZweige des Indoeuropäischen hinweg. Dennoch: ein so gebündelter und allgemeinverständlicher Überblick über den aktuellen Stand der (sprach)historischen Forschung fehlte bislang – was das Buch zu einer spannenden Lektüre für alle an Sprache und (Vor)Geschichte Interessierten macht.Weitere Infos: www.hanser-literaturverlage.de/buch/laura-spinney-der-urknall-unserer-sprache-9783446282452-t-5523