DEER ANNA

(DanCan Music / The Orchard)

Die Hamburger Songwriterin Deer Anna singt konsequent auf Englisch – weil sich auf Deutsch immer alles so ernst anhöre. Nun ist das, worüber die Gute auf ihrem Debütalbum singt nicht unbedingt lustig – denn es geht hier um Albträume, Depressionen, Neurosen und Isolation auf der einen Seite und die übermächtige Welt der Gefühle auf der anderen. Aber natürlich wird einem dabei schon mal schwindlig – das erklärt den Titel der Scheibe. Andererseits hat Anna eine ganz subtile Art des Humors. Das fängt bei ihrem wortspielerischen Projektnamen an und hört beim Eskapismus von Tracks wie „In The Clouds“ noch nicht auf. „I Love This Life But I Hate Myself“ bringt sie dieses Durcheinander in dem Song „Never Awake“ auf den Punkt. Musikalisch orientiert sich Anna an ihren ähnlich vorbelasteten Kolleginnen wie z.B. Elena Torra von Daughter oder Phoebe Bridgers (bei deren Hamburger Konzert sie die ganze Zeit durchgeweint habe – die die anderen therapiebedürftigen Fans auch). Darüber singt sie jedenfalls in dem Song „Crying At A Concert“. Bei diesem Song kommt sie ihrem Vorbild auch musikalisch näher und lässt das Arrangement nicht nur rockig explodieren, sondern auch mit Bläsern anreichen. Das Ganze ist dann melancholischer Selbstfindungs-Indie-Pop der Extraklasse – allerdings ohne die Empowerment-Aspekte, die heutzutage fast schon üblich sind. 4

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