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QUICKSILVER

V.A.

Als im Frühsommer alle Welt wegen der gelockerten Corona-Maßnahmen (etwas) aufatmete, tauchte ich aus vielerlei Gründen in einen persönlichen LockDown ab. Nun wollen wir uns langsam wieder an die guten der alten Gewohnheiten herantasten - deshalb hier ein erster Versuch der kolumnenhaften Aufarbeitung sich auf meinem Schreibtisch stapelnder (mehr oder weniger gelungener) Musik-Erzeugnisse. Wegen der Sommerpause sind es gar nicht sooo viele, weshalb wir heute mal nicht in Rock/Pop und Experiment/Jazz unterscheiden wollen (was ja bekanntlich sowieso Quatsch ist). "New Constellations" (Drabant) scheint mir der perfekte Einstieg, denn nicht nur privat, auch politisch (gerade war Bundestagswahl) und auch musikalisch gibt es allerorten neue Konstellationen. Das norwegische Trio FALKEVIK um die charismatische Sängerin Julie Falkevik Tungevåg ignoriert die oben erwähnten Schubladen denn auch komplett, die Rhythmik kommt aus dem Rock, das verträumte Piano hat seine Wurzeln im Jazz und die Stimme gehört einer verkappten FolkSängerin. Weil aus Norwegen technisch und musikalisch über jeden Zweifel erhaben. 4 Ganz anders zwei Produkte aus dem Hause Crocodile Tears: STEINE ist ja zunächst mal ein Super-Bandname, gerade wegen des Verzichts auf den Artikel. Was Harald Wissler (Stimme, Orgel und Geige) und Mario Schulte (Stimme, Gitarre und Bass) da mit einigen nicht namentlich genannten Gästen auf "Was ist gut?" veranstalten ist aber leider eines nicht: nämlich gut. Die die großen Fragen dieser Welt verhandelnden Texte strotzen von bemühter Lustigkeit und musikalisch ist das drumcomputer-Kleinkunst. Kleinkunst kann gut sein, muss aber nicht. 2 Leider auch nicht viel besser sind die "Skulpturen für die Flaschenpost"(beide Crocodile Tears), die Christian Schulte (ist das der Bruder vom Steine-Mario?) aka. DOC SCHOKO (ja, der hat auch schon auf ZickZack und Staatsakt veröffentlicht und nicht alles war schlecht!) gebastelt hat, wegen Corona ganz alleine mit Sangesfreundin Kristina Keller. Die Musik ist hier etwas(!) stringenter, aber die Texte bleiben (überraschend) schwach und vorhersehbar. 2 Viel cooler ist die 22 1/2 Minuten-EP "Cuntry Covers Vol. 1" (Sup Pop) von BRIA. Das ist ein Duo aus der kanadischen Indie(Rock)Szene, bestehend aus Bria Salmena (Gesang und alle möglichen Instrumente) und Duncan Hay Jennings an der jaulenden Gitarre, die hier ihrem heimlichen Country-Affen reichlich Futter geben. Aber die Platte heißt ja nicht umsonst "Cuntry Covers" – das o hat keiner vergessen, sondern ein bisschen verrucht und verschroben sollte es schon sein, wenn man über die "Green Rocky Road" in den Sonnenuntergang rollt. Ein wenig Tarantino-sleazyness und unterschwellige Riot-Girl-attitude machen diese kurze Scheibe zum echten Erlebnis. 4 DAS LUNSENTRIO besteht aus nicht un-prominenten Musikanten (recherchieren Sie gern selbst!) und weiß "69 Arten den Pubrock zu spielen" (Tapete). Man persifliert sehr ernsthaft KneipenFolk, re-interpretiert das von Bots bekannte "Weiche Wasser", kommt aber auch mit einer wundervollen Verbeugung vor den Erkenntnissen von FSK: "Reggae für Peter-Paul Zahl". Man kann jetzt noch ganz viele Referenzlinien verfolgen ("reiß dich zusammen und denk an James Joyce!"), aber am besten hört ihr euch das mal selbst an, es lohnt! 4 Auch die schlicht "III" (RareNoise) betitelte 3. CD des ungarischen NoiseJazzRock-Trios JÜ hat ihre Stärken. Verstärkt durch die Gäste Dóra Györfi (die Sängerin hat sich viel mit Gamelan befasst) und Bálint Bolcsó (ein Elektroniker, der eines seiner Kassettenalben "A Huge Ever-Growing Pulsating Sound That Rules From The Center Of Lumen" nannte und schon deshalb gut sein muss) frönt man hier gleichermaßen ausgiebig mystischem AvantSpeedDoom und filigranem ElektroBreakJazz. Ihre strukturellen Wurzeln haben die meisten Stücke in traditionellen javanesischen Songs – wirklich interessant. 4 Wesentlich gediegener, aber auch alles andere als langweilig ist "This Way" vom KÄMMERLING QUARTETT. Die Brüder Bernd (p) und Roland (tp, flh) Kämmerling spielen auf der von Bassist Fritz Roppel und Christoph Freier an den drums gelegten Grundlage ein sehr angenehmes und elegantes set aus eigenen Stücken und (freien) Adaptionen von Volksliedern, einem Chopin-Prélude und zwei Gershwin-Standards. 4 Eine ähnliche Baustelle bedient TOBIAS WEINDORF auf seiner neuen CD "Parable" (beide JazzSick). Begleitet von Altsax-Virtuosin (und Lebensgefährtin) Kristina Brodersen, Christian Ramond am Bass und Schlagzeuger Peter Weiß lässt er seinen Klavierläufen alle nötige Freiheit (ganz superb z.B. das Solostück "Finn"). Die braucht er auch, denn mit Joey Cape hat er bei drei Stücken eines seiner Jugend-Idole zu Gast. Der Lagwagon-Sänger zeigt hier, dass er nicht nur HardCore kann, sondern auch einfühlsamen Jazz und zugleich verneigt sich die Kapelle u.a. vor dem großen Kenny Wheeler. Gegensätze united. 4 Von Köln nach Berlin: ULI KEMPENDORFF’S FIELD legt mit "Someone Talked" auch eine neue CD vor. Mit neuer Besetzung (der brillante Vibraphonist Christopher Dell, Peter Bruun am Schlagzeug und Kontrabassist Jonas Westergaard) spielt TenorSaxMann Kempendorff ein herausforderndes ImproSet, bei dem gerade das Wechselspiel von weichen VibraphonSounds und wilden SaxLinien fasziniert. "Pm & Cc" weist anfangs in Richtung EchtzeitMusik, wird dann aber vom Vibraphon aufgefangen; "Dresden" swingt auf ganz eigene Weise und "Argh" ist kein Verzweiflungsschrei, sondern eine sensible BeinaheBallade. Das alles und auch das durchaus nicht als bloße Begleitung zu verstehende Miteinander von dr und b ist wirklich großartig. 4 Karsten Zimalla



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