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QUICKSILVER

V.A.

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Mit warmem DigiDub in den herannahenden Frühling: DRIFTMACHINEs "Spume & Recollection" (Umor-Rex) ist eine feine Kollektion von vier 10-Minütern, die im HallRaum um heiter schunkelnde RechnerDubBeats eine gleichfalls sehr (ohren)freundliche SynthWelt aufspannen. Entspannt und entspannend, ohne auch nur eine Sekunde langweilig zu sein. 4
Und auch prächtigen old-school-IndiePop in wirklich klassischer Bauform bringt uns der (den?) Frühling. Nämlich dann, wenn Modesty Blaise (der bescheidene Blaise (Pascal?)?) aus Bristol "The Modesty Blaise"(From Lo-Fi to Disco!) anstimmen. Eine ElektronenOrgel hier, ein Honky-Tonk-Klavier dort, da ein Bass-Saxophon oder eine Trompete - niemals zu vordergründig, aber immer als perfekt-zartes Dekor zu den in flottem Groove quirlig perlenden Gitarren samt herrlich arglosem Satzgesang. Und natürlich Streicher nicht zu knapp. Großartig auch die Texte, die wie weiland in den 80ern ironisch mit den stylishen 60ern oder den fortschrittseuphorischen 50ern spielen: "And then we fly among the stars / with our atomic-powered cars / and drink a Pink Champagne on Mars"! Die Jungs haben passenderweise einige Singles für Apricot in der Diskographie (aber das ist 20 Jahre her!) und wären auch bei Marina nicht fehl am Platze. 5

Durchaus zu empfehlen sind hingegen trotz genre-typischer "Waberei" die auf "Wah-Wah Whispers" (Bureau B) ver- bzw. gesammelten ElektronikEtuden von MICHEL BANABILA. Der mir bisher Unbekannte fabriziert schon seit den 80ern AmbientSounds im Geiste von Jon Hassells Fourth World Music, wobei ich neben dieser Info-Info auch auf die klangliche Verwandtschaft zu einigen Extreme-releases (z.B. Vidna Obmana, Jorge Reyes oder Mo Boma) hinweisen möchte. Keine historische Werkschau, sondern eine sehr stimmige Zusammenstellung vergleichsweise aktueller EinzelArbeiten (das meiste stammt aus den letzten 7 Jahren). 4
M.RÖSNER ist ein Australier, der nach längerer Musik-Abstinenz auf "No Lasting Form" eine gute halbe Stunde lang völlig frei von Rhythmik im engeren Sinn angenehm ereignisarme und doch sehr an- oder auch aufregende Klänge aus dem nebligen Grenzgebiet zwischen Strenge und Lieblichkeit offeriert. AvantAmbient für Misanthropen wie mich. 4
Geistesverwandt, nur noch etwas abstrakter ist "You Promised" vom ebenfalls australischen Elektroniker TODD ANDERSON-KUNERT. Langsame und manchmal auch etwas arg ausgedehnte Meditationen über minimalistisch ElektroTöne, inkl. dem obligaten Überbau aus Liebe und Selbstreflexion. 3
Nach langen Jahren bei Sub Rosa und u.a. auch einigen Tzadik-Platten veröffentlicht DAVID SHEA schon seit 2014 bei Room40. "The Thousand Buddha Caves" (alle Room40) heißt sein jüngstes Werk nicht ohne Grund, denn hier bimmeln die Tempelglöckchen, klingen die Klangschalen und gongen die Gongs, als gäbe es kein Morgen. EthnoAmbientSounds zwischen Entrückung und Erleuchtung. 3
Im "Empty Room" von DAVID GRANSTRÖM verschiebt sich das AmbientErlebnis leicht in Richtung SynthDrone. Die Stücke tragen so düstere Titel wie "Occultations" oder "Transience", wobei spätestens in den "Sapphire Visions" deutlich wird, dass diese sanfte Strenge zu weiten Teilen auch Gitarren-basiert ist. 3
Dem "First Man in the Moon" (beide Hallow Ground und nur als LP) huldigt Swans-Gitarrist NORMAN WESTBERG gemeinsam mit dem polnischen Kontrabassisten JACEK MAZURKIEWICZ. Weiche drones treffen auf knarrende BassSaiten – wobei weiterhin gilt: keine unnötige Hektik, aber auch kein aurales Erbarmen. 4
Erbarmen ist eine Vokabel, die im Wortschatz von Ester Kärkkäinen aka. HIMUKALT ganz sicher nicht vorkommt. "Between My Teeth" (The Helen Scarsdale Agency) ist der Vinyl-only-re-release einer 2018 auf einem obskuren griechischen Kleinstlabel erschienenen Kassette und was hier gefeiert wird, hat mich so schon vor 30 Jahren sehr begeistert: hochverzerrte Stimmfetzen und kreischende SchaltkreisKlänge, industrielle Düsternis und völlige sonische Mitleidlosigkeit ohne in bloße akustische Gewalt abzugleiten. Krach mit Kopf, sehr schön! 5
Mit dem italo-britischen Songwriter PIERS FACCINI verlassen wir die experimentellen ElektroWelten. Seine "Shapes Of The Fall" bieten zwischen hörenswertem Melancho-Cowboy-Sound, FolkTrance und WüstenBlues ("All Aboard" mit Ben Harper und Abdelkebir Merchane) jede Menge guter Unterhaltung. 4
Faccini gastiert auch auf dem neuen Album seines Labelmates BALLAKÉ SISSOKO. Auf "Djourou" (beide No Format) erweisen zur vom Meister kunstvoll gezupften Kora aber auch Vincent Segal (mit dem Sissoko gerade das schöne Album "Nocturne" veröffentlicht hat), Salif Keita und die FrankoRocker Feu!Chatterton ihren Respekt. Und Camille ist der Kora gar so sehr verfallen, dass sie einen an die HarfenLaute gerichteten Liebesbrief vertont. Besinnliche und allgemein verträgliche Exotik. 3
Dass WeltMusik erstaunlich gut auch in einer 70er Disko-Fassung funktioniert, beweist der in Lyon lebende Brasilianer JOÃO SELVA mit "Navegar" (Underdog). Man beginnt schon beim das Spektakel eröffnenden Titeltrack zwanghaft mit den Schultern zu wackeln und findet erst eine halbe Stunde später aus dem "durchdasZimmerSchweben" in die Realität zurück. Kool & The Gang auf Portugiesisch, "Grease" als Tropicalismo, Brazilectro mit messerscharfen VintageDiskoBläsern – nicht schlecht! 5
Wesentlich puristischer geht LARA MARTINS auf ihrem Debutalbum "Canção"(Artway) mit brasilianischen und portugiesischen Traditionen um. In gesunder Exaltiertheit drehen sich hier KunstLied, Fado und Tango Nuevo umeinander. Vier der Stücke stammen von Astor Piazzolla, aber es gibt auch einen hochinteressanten, aus 13 kurzen Liedern bestehenden Zyklus des brasilianischen Boulanger-Schülers Camargo Guarnieri (dies übrigens genau wie die beiden der Sängerin gewidmeten impressionistischen Stücke des jungen Portugiesen Daniel Bernandes als Weltersteinspielung!). 4
Und zum Schluss noch ein appetizer für weitere anstehende re-issues aus einer legendären Reihe, die nicht nur meine ganz persönliche musikalische Sozialisation in kaum zu überschätzender Weise (mit)geprägt hat: Mit "Made To Measure Vol.1"(MTM/Crammed Discs) eröffneten 1984 MINIMAL COMPACT, BENJAMIN LEW, AKSAK MABOUL und TUXEDOMOON eine so eigensinnige wie eigenständige und oft auch eigenartige musikalische Abenteuerreise. Die CD erscheint im Original-art-artwork, mit etwas lustlosen, dem Kenner wenig Neues mitteilenden linernotes und ohne jeden Bonus, ist aber trotzdem für jeden der weder das Original noch einer der bisherigen Wiederveröffentlichungen im Schrank hat, eine Art "must have". Und vielleicht sind die Damen und Herren in Brüssel ja bei den anstehenden Neu-Editionen klassischer MTM-Alben etwas großzügiger. Oder es taucht gar Material von den verschollenen bzw. nie fertig gestellten Katalognummern 09 und 11 auf? Wäre prima! 4

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