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JAZZJANZKURZ

V.A.

Spannend ist ja meist jene Musik, die sich den Kategorien entzieht, die aus einem wie auch immer gearteten fluiden Zwischenreich stammt. Wie etwa "Umbra"(Hubro) vom norwegischen Trio LUMEN DRONEN. Ist das PostRock als Ambient oder doch World Music als Jazz? Stoische beats, zarte Gitarrenmelodien, gewaltige Riffs, hardanger-fidel-drones, vertrackte percussions – hier regiert stille Vielfalt. 4 Wie auch bei einem Zwischending aus World, Neuer Musik, Jazz und Elektronik namens "Wa"(Everest). Die Palästinenserin KAMILYA JUBRAN (voc, oud) inszenierte diese hochkomplexe "Suite" mit dem Schweizer WERNER HASLER (tp, electr.) als 45minütige, einiges an Konzentration verlangende "one-track"-Mischung aus elektronischen Verfremdungen, arabischen Texten (oft nur Wortfetzen), Oud-Improvisationen und rel. schmalen Trompetenschichten. 4 KATARIIN RASKA & CHRISTIAN MEAAS SVENDSEN loten mit Kontrabass und estnischem Dudelsack (Torupill) die Grenzen der Freiheit auf andere Weise aus. "Finding Ourselves In All Things"(Nakama) hat buchstäblich zwei Seiten: zunächst schmelzen in hysterischem Pfeifen, Trillern und Tröten 14 Minuten lang Schmetterlinge, dann hat man 19 Minuten Gelegenheit, zuzuhören, wie sich Berge mit tief(sinnig)em, meditativem Brummen, Schaben, Dröhnen lieben. 3 Es bleibt komplex: Elina Bry rezitiert zu 7 ineinandergleitenden feingliedrigen ElektronikImprovisationen von ESPEN SOMMER EIDE lange Passagen aus Virginia Woolfs Roman "The Waves"(Sofa). Zwischen ruhendem Lärm und gröberen Collagen entwickelt diese Textverschränkung große Kraft. 4 Als MME DUO gehen zwei ebenfalls sehr Sprach-affine Kölnerinnen daran, dadaistische Wortverdrehungen, klappernd-hallende loops und diverse SynthSchurpsereien zu "awholerunboom"(Makiphon) werden zu lassen. "Gertrude Stein had gone electric". 3 Die Kölner SOMMERPLATTE ist viel zugänglicher. "3"(Frutex Tracks) stammt aber doch aus einer Übergangszone, nämlich jener zwischen Dancefloor, Jazz, Prog und Knöpfchendrehen. 3 Das ESSEN JAZZ ORCHESTRA tritt in klassischer Big-Band-Besetzung an, spielt sich auf "Road Works" aber schnell von allen Erwartungen frei. Mal sensible Bläser, mal die große Geste; mal suchendes Tasten, mal festes Zupacken: v.a. das titelgebende Triptychon nutzt die Ressourcen sehr geschickt aus, aber auch die auf CD2 versammelten Stücke zeigen Big-Band-Jazz von einer ganz anderen Seite. 4 Mit Kornett, Gitarre, Drums und Kontrabass ist das JEFF PLATZ QUARTETT zwar schmaler, keineswegs aber ideenärmer besetzt. Ihre "Theory Of Colors"(beide Umland) ist fast wie die von Johannes Itten: durchdacht, aufregend, streitbar, modern. Und sehr frei! 4 Aus "Umland"-Zusammenhängen kennen wir die Saxophonistin LUISE VOLKMANN, die ihre sensiblen KlangErkundungen auf "Autochrom RGB"(Nwog) mit b-dr-Begleitung weiterführt und ihnen so schöne Namen gibt wie "Blauer Rost" oder "Pfeifen lernen in Kopenhagen". 4 "Post Free Jazz" nannte jemand treffend die Musik von FOSTERCHILD. Der sax-tr-p-b-dr-5er balanciert auf "Dear Earthling"(ILK) trittsicher zwischen EchtzeitImpro und Komposition. 3 Mit Flöte (+effects) und Klavier (+voc) eher ungewöhnlich besetzt entstand "The Hawk"(flavoredtune): OLIVIA TRUMMER und HADAR NOIBERG spielten ihre Stücke impressionistisch verträumt, aber weit weg vom Kitsch, live bei Kaffee und Kuchen auf der schwäbischen Alb. 3 Freundlich-modern (und ein klein wenig harmlos) sind auch die "Organic Machines"(Cristal) von POL BELARDI'S FORCE. Netter Melancho-Wohlfühl-Jazz mit gelegentlichen RockGrooves. 3 Das GEOFF GOODMAN QUINTET sucht mit g-cl-ts-b-dr "The Opposite Of What"(enja). Ob schnell oder langsam, klassisch oder modern, pathetisch oder chaotisch - man beherrscht das Improvisieren/Harmonisieren perfekt, ist aber auch dicht an "musician's music". 3 Als eine der ersten spielte im Rahmen der gerade erfundenen NDR-New-Jazz-Reihe 1975 Dave Liebmans Combo LOOKOUT FARM (mit Richie Beirach am Klavier) "At Onkel Pös Carnegie Hall"(beide Jazzline) neben 3 Liebman-Stücken gleichermaßen frisch und wild auch Sinatra und Coltrane. Vor Letzterem verneigte sich 1979 an gleicher Stelle auch das WOODY SHAW QUINTET und eröffnete sein gelungenes Mainstream-Set mit einer fast 1/2stündigen Fassung von "Some Other Blues". 4/3 Extra smooth kommt uns das SNORRE KIRK QUARTET mit STEPHEN RILEY (ts). Ihre "Tangerine Rhapsody"(Stunt) ist schon beinahe klebrig süß, hat aber doch das gewisse "Etwas". 4 Eben jenes fehlt mir an "The New York Session"(Herzog) von DAVID ROSE. Ein deutscher SemiCrooner singt sich im vintage-setting durch das American Songbook. Kann man machen, braucht aber keiner. 2 Da lieber die schwindelerregenden Fingerflitzereien von LULO REINHARDT & DANIEL STELTER, die ihren Akustikgitarren "Live At Neidecks No.3"(DMG) über eine Stunde lang feinste Gypsy-, Latin- und Flamenco-tunes entlockten. 3 KOSCHITZKI/PEREIRA sehnsüchteln gekonnt zwischen MPB und Pop. Das taten Getz/Gilberto zwar schon vor 55 Jahren, aber schlecht ist dieser "Brasilien Blues"(GLM) nicht. 3 Der "Cuban Jazz Report"(Stunt) von ELIEL LAZO, YASSER PINO, RAUL PINEDA und CARAMELO DE CUBA bezirzt ebenso mit old-school-Cubanismo, zarten Soli vom quirligen Klavier oder den lebhaften drums und einem sehr prägnanten Kontrabass. 3



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