interviews kunst cartoon konserven liesmich.txt filmriss dvd cruiser live reviews stripshow lottofoon

QUICKSILVER

QUICKSILVER

QUICKSILVER

Die Frühlingsluft stimmt auch den misanthropen Rezensenten milde, beginnen wir also mit den angenehmen (Neu)Erscheinungen dieses Monats: Als da wäre z.B. das norwegische Trio BUILDING INSTRUMENT, das auf seiner gleichnamigen Debut-CD eine reichliche halbe Stunde lang skandinavische Niedlichkeitsexzesse verbreitet, die auch die frühen Múm oder die ihnen folgenden Heerscharen isländischer Indietronicbands nicht besser dahinhauchen hätten können.4
Wesentlich weniger verhuscht, rein instrumental und insbesondere mit übersteuerten Klavieretuden wie "Low Genths" sehr überzeugend sind HÅKON STENEs "Lush Laments For Lazy Mammal"(beide Hubro/Grappa Musikforlag). Die meisten Stücke stammen vom britischen Neoklassiker Laurence Crane, eines auch von Gavin Bryars, und man wird sich die Namen Stene, Crane und auch den des Labels wohl merken müssen. 4
DONNA REGINA wenden sich mit "Holding The Mirror For Sophia Loren"(Karaoke Kalk/Indigo) ebenfalls an ein eher erwachsenes Publikum, ohne es an freundlicher Naivität fehlen zu lassen. Europäischer ElektronikPop, der nicht ohne Grund insbesondere in Japan sehr viele Fans hat, auch wenn die Eheleute Jansen sich hier ein klein wenig in der Wiederholungsfalle verfangen haben. 3
Japan? Das ist doch die perfekte Brücke zu COCONAMI, diesen ukulelespielenden Japanern aus München, deren dritte CD schlicht "San"(Trikont/Indigo) heißt und mit einem wirklich fantastischen Cover von Celentanos unsterblichem "Azzuro" beginnt. Danach geht es weiter durch Eigenes, Volksmusikalisches und Fremdes (u.a. Manchini, Sigl), ohne dass sich Coconami jemals verbögen oder über das verarbeitete Material lustig machen würden. Exciting Exotika galore! 4
SALT heißt das Projekt einer Sängerin aus Martinique (bzw. Paris), die mit einem Keyboarder aus Hannover (der sonst die Big Band des schlimmen Roger Cicero leitet) auf "La Solution"(Agogo/Al!ve) überraschend flott swingenden SoulPop der alten Schule macht. 3
Mit "Brazil"(Earto/Warner Classics) vom Streichervierer QUATUOR EBÈNE wird es dann ganz nostalgisch. Dank der starken Sängerin Stacey Kent und u.a. Bernard Lavilliers als Gast klingt sogar Stevie Wonders "I Can't Help It" wie Getz/Gilberto: Barjazz auf hohem Level. 4
Die Berliner 17 HIPPIES heißen nicht umsonst so (Trommler Großkopf und Gitarrist Lüül mit ihrer Ash Ra-, Kosmische Kuriere- oder Agitation Free-Vergangenheit sind Dauergäste), auch auf "Biester"(Hipster Rec./Soulfood) werden weltmusikalische Fundstücke in den für meine Ohren ja immer etwas zu weichgespülten, hier aber trotzdem ganz angenehmen Bandsound aus Bläsern, exotischer Perkussion und diversen Saiteninstrumenten eingebaut. 3
Der eben erwähnte Harald Großkopf spielte vor über 30 Jahren auch mal für JOACHIM WITT, der es heute noch immer musikalisch wie textlich zwielichtig und bemüht revoluzzerhaft (Ja! Heftige Elektronik! Hmm, SynthGitarren! Boa, geile Computerdrums!) versucht. "Neumond"(Oblivion/SPV) enthält ein Dutzend Beweise, wie überflüssig Musik sein kann. 1
Damit sind wir dann doch im musikalischen Mülleimer bzw. in "Elend und Verschwendung"(Believe/Soulfood) gelandet. Die KAPELLE HERRENWEIDE beweist, dass ihr CD-Titel wirklich Programm ist: ein leider völlig uninspirierter Bastard aus Balkan und etwas Punk, dazu ein wenig Folk, gepitchte Element-of-Crime-Melancholie und - ach eigentlich egal, weil wirklich langweilig. 1
Im "Garten des Alltäglichen"(Büro9 Music) ist es da nur wenig spannender. Auch wenn er heute sarkastisch aus diesen Tagen berichtet, vielleicht war der Kölner SHAREHOLDER TOM doch zu lange in der hirn- und nasenscheidewanderweichenden Werbebranche. Jedenfalls sind seine zu hüftsteifem Deutschreggae vorgetragenen hochmütigen Gutmenschentexte schlicht schlimm. 1
MARK FORSTER kennt man vielleicht von dem schönen "Ich und Du"-Duett mit Anna Depenbusch. Wenn man den Anspruch an Text und Komposition nicht zu hoch schraubt und DeutschPopHop mag, kann man "Bauch und Kopf"(Four Music/Sony) mal antesten, wer von Musik "mehr" erwartet, wird sich aber mit leichtem Schaudern abwenden. 2
Forster teilt sich seine Zielgruppe mit Culcha Candela, deren Perkussionist LARSITO sich mit "Etwas bleibt"(Jive/Sony) solistisch versucht. Etwas Latin, etwas Afro, gerne auch softe Cumbiaanklänge zu deutschen Texten - kann man machen, muss aber nicht. 2
Dass sich auch mit massenkompatiblen Klängen halbwegs vernünftige Musik fabrizieren lässt, unterstreicht MARCEL BRELL, der aus der Menge der Deutsch singenden traurig-tiefsinnigen jungen Männer hervorsticht. Sein Debut "Alles gut solang man tut"(Believe Digital) versteht zu berühren, ohne vor Kitsch zu triefen, vieles, insbesondere das Duett mit Alin Coen, ist durchaus gelungen und "Der Schlüssel steckt" die Mainstreamvariante von JaKönigJa. 3
"Immer wenn ich einsam bin / geh' ich ins Aquarium / und besuch' die Goldfischkönigin" - so beginnt ein wirklich schönes kleines Lied über die schreckliche Krankheit Liebeskummer. Überhaupt ist der melancholische AdoleszenzPop von ISOLATION BERLIN auf ihrer EP "Aquarium"(Eigenverlag) zwar alles andere als neu, aber symphatisch authentisch und unprätentiös. 4
Zum Schluß nochmal abseitiger, aber auch (noch) aufregender: HILD SOFIE TAFJOPRD ist als Avantgarde-Hornistin (halbwegs) bekannt, auf "Breathing"(+3dB Records) macht sie genau das: durch geschickt gebogenes Blech atmen. Sensationell, was man mit einem Waldhorn alles anstellen kann. 4
APPALOOSA sind vier Italiener, die auf "Trance44"(Black Candy/Audioglobe) recht nahe an der Idee "Dub" zwischen psychedelic-Experiment und repetitivem Muster pendeln, dann wieder SpeedBass-getrieben dahin eilen, am liebsten aber um ein intensives Gitarrenriff ihre eigene kleine Welt bauen. 3
Auch COSTANZA FRANCAVILLA & ALEX INFASCELLI kommen aus Italien und frönen auf der EP "Bushwick17"(ZerOKilled Music/RTD) der gründlichen Untersuchung geheimnisvoll schwingender Gitarren-drones, plötzlicher drum-Explosionen und gelegentlich von fern durchdringender Gesangslinien aus freier Improvisation, die nach exakt 17 Minuten sehr abrupt ihr Ende finden. 4
Ein würdiges Andenken an den Ende 2013 verstorbenen großen Klangkundler ZBIGNIEW KARKOWSKI bildet die mit BRIAN O'REILLY aufgenommene CD "The Difficulty Of Being"(Monotype). Die mal brummenden, mal knarrenden, dann wieder hochfrequent pfeifenden oder vermeintlich chaotisch ineinander stürzenden Sounds werden gern über 5 Minuten unverändert durchgehalten und ergeben doch 40 Minuten lang Sinn. 4

Rock & Pop
›› BELA B ›› HIGHASAKITE ›› CHRISSIE HYNDE ›› POP(PE)´S TÖNENDE WUNDERWELT ›› V. A. ›› OCHRE ROOM ›› THINE ›› LORD OF THE LOST ›› INVSN ›› COLLAPSE UNDER THE EMPIRE ›› PETER MURPHY ›› ALCOHOLIC FAITH MISSION ›› THE JEFFREY LEE PIERCE SESSIONS PROJECT ›› JESSICA LEA MAYFIELD ›› THE ICYPOLES ›› PAPERCUTS ›› WILKO JOHNSON / ROGER DALTREY ›› JAH WOBBLE PRESENTS PJ HIGGINS ›› BOBBY BARE JR ›› ULITA KNAUS ›› VARIOUS ARTISTS ›› MISSES NEXT MATCH ›› DATASHOCK ›› O.S.T. ›› FEHLFARBEN ›› KASABIAN ›› BLONDIE ›› THE PAINS OF BEING PURE AT HEART ›› THE STACHES ›› NEIL YOUNG ›› Heidi Happy ›› Baby Guru ›› Current Swell


Konserven
Olymp
Electronik
Fear No Jazz
Floorfashion
Hard & Heavy
Hip Hop
Reggae/Dub
Rock & Pop
Punk/Hardcore
Singer/Songwriter
Talentamt
Worldmusic