interviews kunst cartoon konserven liesmich.txt filmriss dvd cruiser live reviews stripshow lottofoon

THALA

Die Suche nach Authentizität

THALA

Vor zwei Jahren begeisterte uns Thala mit ihrem famosen Debütalbum ´Adolescence´, auf dem die junge Künstlerin mit juvenil anmutender Lässigkeit, aber doch auch beeindruckend konsequent mit Versatzstücken aller erdenklichen Facetten des Indie-Pop-Universums jonglierte und daraus bittersüße Alternative-Rock-Ohrwürmer formte, die oft seltsam vertraut, aber nie übertrieben nostalgisch klangen. Jetzt macht Thala mit der EP ´In Theory Depression´ den nächsten Schritt.

Geboren in Deutschland und aufgewachsen in einem kanadischen Haushalt, zog es Thala nach der Veröffentlichung ihres LP-Erstlings im Herbst 2021 nach London. Zuvor hatte sie auch eine Weile auf den kanarischen Inseln als Tauchlehrerin verbracht – und deshalb sei gleich zu Beginn die Frage erlaubt, was Thala eigentlich unter „Zuhause“ versteht.

„Home is where the heart is”, antwortet sie. „Klingt kitschig – stimmt aber, finde ich. Ich glaube, ich bin ein Chamäleon, was das betrifft, ich passe mich überall sehr gut an. Generell finde ich aber, dass es immer etwas mit den Menschen vor Ort zu tun hat. Das ist ein bestimmtes Gefühl und man kann das nicht so richtig pin-pointen."

Sie muss lachen. „Entschuldige das Denglisch – ist schwierig manchmal!“

Obwohl, oder gerade weil für Thala in den letzten Jahren viel in Bewegung gekommen ist und derzeit noch mehr im Umbruch ist, verlässt sie sich bei ihren Entscheidungen am liebsten auf ihre Instinkte. Die hatten sie damals auch auf die Kanarischen Inseln geführt.

„Als ich damals ins Ausland gegangen bin, habe ich das einfach gemacht, ohne viel nachzudenken“, erzählte sie bereits bei unserer letzten Begegnung. „Ich handele viel nach Bauchgefühl und mache einfach das, was sich gut anfühlt. Eigentlich eine ganz simple Erklärung!"

Das Gleiche gilt für ihren Umzug nach London.

„Ich hatte einfach das Gefühl, dass es mich dorthin gezogen hat, um meine Karriere weiterzubringen – eine Vermutung, in der ich bestätigt wurde“, sagt sie. „Ich bin sehr froh über diesen Entschluss!"

Als Thala vor zwei Jahren wie aus dem Nichts auftauchte und gleich mit ihren ersten Singleveröffentlichungen überall offene Türen einrannte, durfte man das Gefühl haben, dass sie vom eigenen Erfolg ein wenig überrumpelt worden ist. Doch hat sich durch das positive Feedback und die Chance, die Musik als echte Karriereoption ins Auge zu fassen, ihre Intention beim Musikmachen verändert?

„Ich liebe, was ich mache, und bin jeden Tag unglaublich dankbar dafür. I don‘t take anything for granted“, antwortet sie. „Klar war ich etwas überrumpelt, aber ich kann mich jetzt selbst voller Stolz als Künstlerin betiteln und bin alles in allem wesentlich selbstbewusster geworden."

Unterstützung für die Lieder auf ´In Theory Depression´ bekam sie von alten wie neuen Mitstreitern, doch auch wenn sie überzeugt ist, dass sie gelernt hat, tiefer in sich zu gehen, und ihr Songwriting dadurch besser geworden ist – viel verändert an ihrer Herangehensweise hat sich nicht.

„Mein Songwritingprozess ist immer noch derselbe, die Texte und Melodien sind von mir geschrieben (entweder zu Hause oder im Studio), aber sehr oft mittlerweile inspiriert von einer Zusammenarbeit bzw. einer Art von Magie, die manchmal im Studio entsteht“, verrät sie. „Eventuell spiele ich mit jemand anderem zusammen Gitarre oder Klavier oder ich bespreche Themen, die uns bewegen, mit einem Gegenüber, und so entstehen dann auch manchmal Ideen. Was ich nach wie vor aber am meisten mache, ist, mit bereits vorhandenen Ideen ins Studio zu kommen, um die dann dort auszuproduzieren."

Auffällig dabei: Während es vielen anderen ähnlich inspirierten Künstlerinnen und Künstlern heute gar nicht genug Synthesizer im Soundbild sein können, ging Thala zuletzt den umgekehrten Weg und verbannte die Keyboards komplett aus ihrem Live-Set – auch das übrigens wieder eine Entscheidung, bei der sie auf ihr Bauchgefühl gehört hat.

Ihr neues Label Fire Records bezeichnet die ´In Theory Depression´-EP, auf die im Herbst eine weitere EP folgen wird, passend als ihr bisher introspektivstes Werk, eine Platte, auf der die einschneidenden Texte aus verborgenen Tiefen schöpfen und auf filmisch anmutende Melodien treffen und sich so Größen des 90s-Indierocks wie Mazzy Star, Liz Phair und Juliana Hatfield spiegeln. Ein Beispiel dafür ist das Titelstück der EP:

„Ich habe es über eine Zeit in meinem Leben geschrieben, in der ich das Gefühl hatte, dass es niemanden da draußen gab, der verstand, wer ich war. Wie ich mich fühlte. Den Ballast, den ich mit mir herumtrug. Entfremdet, fehl am Platz ... Erst viel später, als ich begann, mich den Menschen zu öffnen, wurde mir klar, dass jeder von Zeit zu Zeit so denkt. Ich finde das extrem schön und bin dankbar, dass ich es jetzt sehe."

Auch mit den anderen Songs begibt sie sich auf die Suche nach einem ganz bestimmten unverfälschten Gefühl, oder wie sie selbst es ausdrückt:

„Ich suche nach Authentizität, nach Echtheit und nach der Liebe zum Detail."

Aktuelle EP: In Theory Depression (Fire Records / Cargo) VÖ 07.07.


Weitere Infos: www.instagram.com/whatisthala Foto: Garry Jones

Auch von Interesse
› Interview › THALA - „Ich wollte wissen, was an dem Gequatsche dran ist!“ (2021-10-03) ‹‹
› Tonträger › Rock & Pop › QUICKSILVER - V.A. (2023-07-01) ‹‹
› Tonträger › Singer/Songwriter › THALA - In Theory Depression EP (2023-07-01) ‹‹
› Tonträger › Floorfashion › V.A. - Two Tribes - An intercontinental Journey In Rhythm Vol.2 (2021-09-01) ‹‹
› Tonträger › Singer/Songwriter › THALA - Adolescence (2021-09-01) ‹‹


Juli 2023
BIANCA JAMES
BRIGID MAE POWER
LOUPE
MOLLY TUTTLE & GOLDEN HIGHWAY
SLOW LEAVES
THALA
‹‹Juni September››