
Willkommen zurück! Rund zehn Jahre, nachdem das einst in London gegründete Indiepop-Quartett Allo Darlin' seinen Abschied verkündet hatte, dauert es nun nicht mehr lange bis zur Veröffentlichung des heißersehnten Comebackalbums. "Bright Nights" heißt die feine LP, die Mitte Juli erscheint und bewährte Indiepop-Tugenden mit einem Faible für Folk-Heimeligkeit und einen sanften Country-Twang mühelos auf neues Terrain bugsiert.
15 Jahre ist es inzwischen her, dass Allo Darlin' ihr selbstbetiteltes Debütalbum veröffentlicht haben und damit nicht nur die Londoner Indie-Szene mit ihren ultra-eingängigen, warmtönenden Songs im Sturm eroberten. Dabei hatte Sängerin und Gitarristin Elizabeth Morris, die nicht lange zuvor vom australischen Brisbane in die englische Hauptstadt umgezogen war, damals eigentlich keine großen Erwartungen."Mein sehr bescheidenes Ziel war es, dass einer unserer Songs bei der Londoner Clubnacht 'How Does It Feel To Be Loved?' aufgelegt wird", erinnert sie sich beim Video-Interview mit der WESTZEIT. "Das war der Club, den ich am meisten mochte, als ich nach London gezogen bin. Als ich noch in Brisbane wohnte, habe ich 'In die Club London' gegoogelt. 'How Does It Feel To Be Loved?' war das erste Ergebnis, das angezeigt wurde. Also bin ich da hingegangen und habe dadurch ganz viele großartige Menschen kennengelernt. Deshalb war es eines meiner Ziele, dass unsere Musik dort gespielt wird. Ein zweites war ein Auftritt beim Indietracks-Festival, und dann wollte ich natürlich eine Platte herausbringen, die die Leute anspricht."
In den folgenden fünf Jahren machten Allo Darlin' genau das. Drei herrliche Platten, vollgestopft mit zeitlos schönen Indie-Pop-Perlen, machten aus dem Quartett zwar keine Stars, aber doch eine Band, die sich schon bald auch in Deutschland auf eine eingeschworene Fangemeinde verlassen konnte. Kunststück, spürte man doch praktisch bei jedem Ton, dass es den vieren nicht um eine große Karriere, sondern vor allem um die Liebe zur Musik geht.
Trotzdem zog die Band Ende 2016 nach einem umjubelten Abschiedskonzert in der Londoner Scala den Stecker, weil andere Dinge im Leben erst einmal wichtiger waren. Bassist Bill Botting, der die Band gemeinsam mit Gitarrist Paul Rains und Schlagzeuger Michael Collins komplettiert, ging nach Australien, Morris gründete in Norwegen eine Familie. Dann kam die Pandemie, und wie so viele andere hatten die Mitglieder von Allo Darlin' plötzlich das Bedürfnis, zumindest via Zoom die zwischenmenschlichen Kontakte zu pflegen, die anderweitig nicht möglich waren.
"Wir haben einfach festgestellt, dass wir uns gegenseitig vermisst haben", sagt Morris. "Deshalb haben wir uns gesagt. Sobald die Pandemie vorüber ist, müssen wir unbedingt wieder zusammen Musik machen. Zu dem Zeitpunkt war unsere Pause auch lang genug, sodass wir mit einer frischen Sicht auf die Dinge erneut durchstarten konnten."
Was Morris damit meint, ist beim Hören des neuen Albums schnell offensichtlich. Denn wenngleich es viele Anknüpfungspunkte zu den ersten drei Platten gibt, geht es Allo Darlin' auf "Bright Nights" nicht darum, nahtlos an die Vergangenheit anzuknüpfen. Zwar gab es auch schon in der Vergangenheit Songs, die eine Liebe zu Country und Folk nicht verhehlen konnten, allerdings hat sich der Fokus auf der neuen LP ein wenig stärker in diese Richtung verschoben. Der Grund dafür sind veränderte Hörgewohnheiten, aber auch der Wunsch, altersgerechte Musik zu machen.
"Ich mag Big Thief oder Waxahatchee und ich höre auch gerne Iris DeMent", verrät Morris. "Das Schöne an Country und Folk ist, dass diese Musik zeitlos ist. Deshalb ergibt es eine Menge Sinn für Menschen über 40, sich diesem Sound zu widmen. Wenn ich als 42-jährige Frau jetzt nur Indie-Disco-Banger machen würde – das würde sich für mich einfach nicht sonderlich natürlich anfühlen. Ich lebe nun mal nicht mehr in London und gehe jeden Abend aus. Ich lebe in einer norwegischen Kleinstadt mit meinem Ehemann, zwei Kindern und einem Hund."
Tatsächlich widmet sich Morris auch textlich jetzt viel mehr Themen, die durch ihr engstes Umfeld inspiriert wurden – nicht zuletzt durch den Tod ihrer Mutter im vergangenen Jahr.
"Das hat auf jeden Fall Spuren auf dem Album hinterlassen, allerdings nicht unbedingt, weil ich traurig war", gesteht sie. "Meine Mutter war ein großer Fan der Band und komplett von Liebe erfüllt. Ich habe versucht, sie in den Songs widerzuspiegeln, denn natürlich dachte ich beim Schreiben ständig an sie. Ich kann ihre Präsenz auf dem Album spüren."
Bleibt zum Schluss die Frage, ob Morris mit dem neuen Album auch neue Träume und Wünsche verbindet, nachdem sie die eingangs erwähnten Ziele schon vor Jahren erreicht hat.
"Wenn ich ehrlich bin, wäre es schön, wenn wir ein bisschen mehr Anerkennung in Australien erhalten würden, dem Land, aus dem ich stamme und in dem Bill nun lebt. Wir haben 2012 eine ganz kleine Australien-Tournee gespielt, weil meine Schwester wollte, dass wir auf ihrer Hochzeit spielen, und sie uns die Anreise bezahlt hat! Danach sind wir dann noch in Brisbane, Melbourne, Sydney und Armadale aufgetreten. In deiner Heimat wahrgenommen zu werden, ist einfach etwas Besonderes, und ich hoffe, dass uns das mit diesem Album ein bisschen besser gelingt. Wir freuen uns natürlich auch auf die anderen Konzerte, denn dass wir inzwischen an dem Punkt sind, in London Konzerthallen mit einer Kapazität von 1000 Menschen füllen zu können – das finde ich einfach unglaublich!"
Aktuelles Album: Bright Nights (Fika Recordings/Cargo) VÖ 11.07.2025
Weitere Infos: allodarlin.com Foto: Jørgen Nordby