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BLONDIE

On the cover of the Rolling Stone

BLONDIE

Kultstar und Stilikone - zwei Prädikate, die unbedingt auf die Blondie-Frontfrau Debbie Harry zutreffen. Ihre cool verwuschelte, wasserstoffblonde Mähne und ihre knallroten Lippen sind bis heute, 37 Jahre nach dem Start, Inspiration für Szenemenschen weltweit. Und den Soundtrack dazu schrieb Blondie-Gitarrist Chris Stein. Er lieferte Ende der 70er Jahre Hits wie ´Heart of Glass´, ´Denis´ und ´Call Me´. Später, 1999, legten Blondie mit ´Maria´ noch mal ordentlich nach. Aktuell steht die CD ´Panic of Girls´ in den Läden. Und wieder ist mit ´Mother´ ein veritabler Hit dabei. Und vom Cover des Rolling Stone schaut Debbie Harry auch wieder.

Zwischen Evergreen und Aufbruch

Blondie nehmen den Hitfaden stets neu auf. Auch nach rund acht Jahren Albumpause. Wie machen die das bloß? Da hat Debbie Harry ein recht einfache Erklärung parat:

„Wir sind Teil der Zukunft und der Vergangenheit gleichermaßen. Ich bin glücklich, dass die jetzt erschienene CD fest in der Blondie-Tradition verankert ist. Aber gleichzeitig deutlich macht, dass sie ins Hier und Heute gehört.“

Deshalb klingt Neues so vertraut und Vertrautes doch so aktuell. Auch greifen Blondie ergreifen nach den unterschiedlichsten Einflüssen. Sie hofieren auch weiterhin auf eigene Art und Weise Punk, Pop, Reggae und Elektro. Schließlich haben sie mit diesem Erfolgsrezept 40 Millionen Platten verkauft. Dem entspannten Reggae-Rhythmus frönen Blondie diesmal mit dem Klassiker „Girlie Girlie.“

„Wir hatten zunächst keinen konkreten Plan, dieses Reggaestück zu interpretieren“, plaudert Chris Stein aus dem Nähkästchen, „ich war auch gar nicht mit dem Stück vertraut. Doch als ich von den Aufnahmesessions nach Hause fuhr, lief im Auto einer der Trojan Reggae-Sampler. Und an dem Stück der Jamaikanerin Sophia George konnte ich einfach nicht vorbeihören. Der Groove war faszinierend und die Melodie verführerisch.“

Mit der ersten Single, dem Stück ´Mother´ wird keiner Mutter gehuldigt, aber dem Club ´Mother´. Einer Legende aus dem New Yorker Meat Packing District der 90er-Jahre. Damit liefern Blondie wieder einen Beweis, wie wichtig das urbane Pflaster als Inspiration für die Band immer war und offensichtlich ist.

„Leider gibt es das ,Mother' schon seit mehr als zehn Jahren nicht mehr. Über den großen Verlust nach der Schließung des CBGB muss ich wohl kein Wort mehr verlieren“, flüstert Debbie Harry, mehr als das sie spricht, „zum Glück entstehen in New York immer wieder neue Klubs, in denen junge Künstler sich ausprobieren können. Viele eröffnen jedoch in Brooklyn, weil Manhattan einfach zu teuer geworden ist.“

Kenntnisreich weist sie sich damit, auch mit 65 Jahren, noch als Clubgängerin aus. Inspiration findet auch heute bei Blondie nicht vom Hören sagen statt, sondern durch eigenes Erleben. Ebenso, wie beim Stück ´Mother´ hat der junge Produzent und Musiker Kato Khandwala bei ´The End The End´ mitgetan, während der Rest des Albums von Jeff Saltzman, der durch seine Arbeit mit den Killers bekannt wurde, in Szene gesetzt wurde. “Zwei völlig unterschiedliche Charaktere sind das“, erklärt Chris Stein, „Jeff Saltzman ist einfach komplett verrückt, dafür ein wenig lockerer bei der Arbeit. Bei Kato Khandwala hat mir seine Präzision besonders gut gefallen.“



Neu aufgestellt

Seit Anfang der 70er-Jahre sind Sängerin Debbie Harry, Gitarrist Chris Stein und Drummer Clem Burke der Kern von Blondie. Und immer wieder haben sie ihre Besetzung ergänzt oder auch andere Musiker ins Studio oder mit auf die Bühne gebeten. Erinnert sei nur an das verrückte Konzert vom 7. Mai 1978 im CBGB mit Robert Fripp an der Gitarre. Diesmal fällt Zach Condon von Beirut bei drei Stücken mit seiner Trompete auf.

„Ich mochte Beirut, die Band von Zach Condon schon immer, deshalb musste ich mir auch das Stück ´Sunday Smile´ vornehmen“, bekennt Christ Stein.

„Auch ich war völlig angefixt, nachdem ich Beirut im texanischen Austin gesehen habe“, fügt Debbie Harry an, „Chris hatte seine Reggae-Version vom eher im Marschrhythmus daherkommenden ´Sunday Smile´ bereits aufgenommen, als wir gemeinsam eine Beirut-Show in New Jersey besuchten. Das Konzert war so faszinierend, dass wir ihn dann ins Studio eingeladen haben.“

Auch wenn Debbie Harry und Chris Stein älter geworden sind, ist hier kein schaler Aufguss einer Band am Werk, die mit ihrem Namen noch mal abkassieren will. Hier wird nicht einen Gang zurückgeschaltet. Die ganze musikalische Scharfkantigkeit und die kreative Flexibilität von Blondie kommen auch bei Panic of Girls voll zum Tragen.

Aktuelles Album: Panic of Girls (Five Seven Music/Embassy of Music)



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