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MEESE X HELL

Hab keine Angst, hab keine Angst, ich bin deine Angst

(Buback / Indigo)

Kunst ist Chef. Neulich hat Jonathan Meese die Kunstdiktatur ausgerufen. Als ihr Propagandaminister und eingefleischter Utopist glaubt er an die Kunst als einzig wahre Alternative für Deutschland und die Welt. Er meint es vermutlich ernst und schwört treuherzig auf die erlösende Wirkungsmacht der Kunst. Worin diese in praktischer Konsequenz besteht, bleibt für Uneingeweihte unklar. Die propagierte Allmacht der Kunst ist nämlich eine reichlich nebulöse Ideologie, die Meese aus Metaphern, mythologischen Bildern und wuschig-metaphysischen Phrasen zusammenspachtelt. Ein solches Verunklären von Bedeutung ist auch das wesentliche Stilmittel seiner künstlerischen Arbeit. Fast zwangsläufig erscheint das Pathos der Kunst von Jonathan Meese durch die maßlosen Übertreibungen, politisch unkorrekte Provokationen und Widersprüchlichkeit als vielfach ironisch gebrochen. Zwischen anmaßender Pose und hintersinniger Parodie oszillierend lässt sich fröhlich über normative Geltungsansprüche von Kunst streiten, aber im Grunde handelt es sich um die Verschleierung der Ratlosigkeit, was uns Kunst heute bedeutet. Fragen über Fragen. Wie kommt nun Jonathan Messe auf den Dancefloor? Der Münchener Techno- und House-Produzent Hell ist seit zwei Jahrzehnten ein Bewunderer des Künstlers. Eine Wertschätzung, die anscheinend auf Gegenseitigkeit beruht. Nachdem Meese bereits vor 2 Jahren das Albumcover für Hells Album „House Music Box“ entworfen hatte, verabredeten sich beide 2019 zu einer gemeinsamen Studiosession, um die Möglichkeit auszuloten, eine Performance von Meese mit der Musik von Hell zu verbinden. Daraus ist schließlich das Album-Projekt „Hab keine Angst, hab keine Angst, ich bin deine Angst“ entstanden, an dem auch Meeses 91-jährige Mutter Brigitte beteiligt war. Mutter und Sohn improvisierten textlich und gesanglich zu Musik von Hell, der anschließend das Rohmaterial der Aufnahmen mit seinen Kompositionen zu den finalen Album-Tracks arrangierte. Das klingt spannend, ist es aber nicht – wenn man mehr als ein solides Dancefloor-Album erwartet. Die Tracks sind wohl durchdacht, gehen musikalisch in unterschiedliche Richtungen, spielen die Stimmungs-Register durch, aber insgesamt dominiert die Komposition von Hell den Beitrag der Vokal-Performance von Jonathan und Brigitte Meese. „Kunst ist Chef“ wird zur Hookline über einem coolen Groove, das künstlerische Konzept Meeses bleibt ein Akzent mit Weirdness-Faktor, als Tanzmusik für hippe Bescheidwisser, Diskursfloors und angehende Kunsthistoriker – nach dem Motto: „Tanz den Meese“! 3

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