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RUNNING RIOT

V.A.

In dem beigefügten Infoschreiben des aktuellen Albums „Hell Hath No Fury“ (Wolverine Records / Soul Food) von JAMIE CLARKE´S PERFECT steht ein Satz, der unterm Strich grob skizziert was Sache ist: „The Pogues Guitarplayer with his Folk-A-Billy-Band“! Auf „Hell Hath No Fury“ sind Country, Rockabilly, Folk & Punk nach irischer Fasson in dreizehn Songs zusammengesetzt und als Longplayer in Vinyl geritzt und Plastik mit Silberbeschichtung gebrannt. Auch wenn nicht alle Songs das Zeug zum Klassiker haben, wenige sogar nerven, ist die Single „Change The World“ nichtsdestotrotz ein absolut veritabler Hit. 3 Die seit fünf Jahren in London beheimaten LOS PEPES, die sich selber als Motörhead des Powerpop bezeichnen, tischen mit „Let´s Go!“ (Wanda Records / Flight 13) endlich mal wieder neues Hörmaterial auf. So wild sich die Vier hier auch geben, am Thron von Lemmy wollen sie nicht rütteln. Wenn auf „Let´s Go!“ bodenloser Blues seinen Lauf nimmt, im Vorbeigehen schmissigen Powerpop aufliest und zu catchigen Melodien veredelt, sind Los Pepes eine echte Macht, wohl wissend um das große Wort. Das Album lebt weniger von Abwechslung und virtuosen Arrangements als von seiner Stimmung. Und es ist so erfrischend, Los Pepes beim Abgehen zuzuhören. 5 Bevor man 2015 H-BOMB HOLIDAY CAMP aus der Taufe hob, entledigte man sich jeglicher Altlasten: „Jobs wurden gekündigt, Ehen wurden geschieden, Therapien wurden abgebrochen.“ „Close The Borderline“ (Wolverine Records / Soul Food) ist eine der Scheiben, von denen man sich morgens sehr effizient auf Trab bringen lassen kann. Viele gute Ideen sind vorhanden, werden aber bedauerlicherweise nicht immer in das Gelbe vom Ei umgewandelt. Es wäre nicht fair, diese Tatsache der juvenilen Unbekümmertheit in die Schuhe zu schieben. Trotzdem beinhaltet das Debüt der vier Kölner Grandseigneurs eine eingängige Mischung aus HC, Punk & Kick-Ass-Rock, die permanent zwischen brachial und melodiös pendelt. 4 ROTTEN MIND machen keinen Crust- oder Hardcore, wie der Name wahrscheinlich vermuten lässt. Diese vier Typen rocken und haben Talent, beträchtliches sogar, was die zehn Songs ihres Debüts „Rotten Mind“ (Lövely / Cargo) sichtlich unter Beweis stellen. Was Rotten Mind hier in Silber gemeißelt haben, ist das Ergebnis aus Gitarren, Amp und Steckdosen. Die Schweden suhlen sich mit dem größten Vergnügen im Dreck und riechen an öligen Rock-Melodien, ehe sie ihr Potpourri aus US-Garage-Rock und 77er-Brit-Punk mit Power-Chords zum besten geben. Für das vorliegende Debüt wurden die Songs, allesamt DIY-Rocker vor dem Herrn, mit viel Enthusiasmus in nur zwei Tagen eingespielt. 5 Objektiv betrachtet ist das aktuelle Album „Schnelle Nummern“ (Pearl Division / Broken Silence) des (Punk-)Trios SHIRLEY HOLMES (zwei Damen und ein Herr) ein betont rotziges Album, ein Tritt in die Fresse. Zwar eher mit Chucks als mit Stahlkappenschuhen, aber Sterne sieht man trotzdem. Glücklicherweise hält die Band aber keine Öd-Parade ab, sondern liefert trotz aller Koketterie vielfältige Songs mit divergenten Stufen von Wollust und Schnodder ab. Dessen ungeachtet brechen trotzdem sämtliche Songs aus wie ein grummelnder Vulkan. Bei allem dargebotenen Krach und Rock´n´Roll-Lifestyle lässt Shirley Holmes auch die Melodien nicht aus den Augen und ist dabei völlig unpeinlich. Das Ganze klingt wie das Ergebnis in deutsch einer Gruppenarbeit von Sonic Youth, Ideal, Nichts, Jeans Team, Lolitas, Lassie Singers und L7! 4 Berlin 2009 entstand in Folge personeller Umstrukturierung mit DxBxSx - die ihren Namen und ihre Mitglieder dem Rest der Asche der Vorgängerband Drive By Shooting verdankt - ein Musiker-Kollektiv politischer Natur. „Wer Will Denn Das“ (Bakraufarfita Rec. / Finetunes / Nova), heißt das aktuelle Album, auf dem erneut zornige Männer am Mikrofon ihre herausgebrüllten Worte als Parolen verstanden wissen wollen. Sämtliche zwölf Songs sind zwar immer noch gegen den Strich gebürstet, aber im direkten Vergleich zum Vorgänger „Zugriff“ nicht gegen den Strich eines 15 Zentimeter langen Irokesenschnitt. Auch wenn die Platte am Stück gehört ein wenig wirkt wie ein Anarcho-´A´ auf T-Shirts, das die Jugend mit bunten Haaren in den 90ern statt Smileys spazieren trugen. Wo DxBxSx vor sieben Jahren mit „Zugriff“ der Generation von linken Protestbewegungen in Deutschland radikale Ansagen und ewige Pamphleten fürs Programmblatt auftischte, serviert man mit „Wer Will Denn Das“ nur noch eine marode Kopie für die angepassten Protestler von morgen. Für Fans von Ton Stein Scherben, The Stooges, Slime und Kaltwetterfront! 3



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