TINDERSTICKS

(City Slang / Universal)

Draußen regnet es. In Verbindung mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt verwendet der Niederrheiner gerne das Adjektiv "usselig". Drinnen erklingen in behaglich warmer Atmosphäre die ersten Töne des zehnten Studioalbums der Band, in deren Zusammenhang ich einst zum ersten Mal den Begriff "Kammer-Pop" vernahm. Der Einladung des Auftaktstücks "Follow Me" folgt man angesichts der so anrührend einsam und traurig klingenden Melodica nur allzu gern, nimmt sie gewissermaßen bei der Hand und lernt dabei weitere Instrumente kennen, die sich in angenehmer Zurückhaltung üben. Mit dem zweiten Song setzt Edel-Barde Stuart A. Stapels´ dunkles Vibrato ein und führt den Hörer elegant und gefühlssicher wie immer durch die Songs. Dass dabei mit "Help Yourself" sogar ein Stück mit Funk-Rhythmus und Bläsersatz auftaucht, mag zunächst befremdlich klingen, darf aber einer Band, die sich seit Jahrzehnten um außergewöhnliche Musik verdient gemacht haben, zugestanden werden. Und solange die Herren aus Nottingham solch unnachahmlich schönen Balladen wie "Hey Lucinda", einem Duett von Staples und der 2010 verstorbenen französischen Musikerin Lhasa de Sela, oder solche düster-morbiden Stücke wie "We Are Dreamers" (im Duett mit Jehnny Beth / Savages) auf ein Album bringen, ist die Welt mehr als in Ordnung und es kann draußen regnen wie es will - solange man bei dieser Musik im Trockenen sitzt.
VÖ 22.1.
5
Weitere Infos: Www.tindersticks.co.uk

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