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RIKI

Düsterer als das Leben

RIKI

So ganz einfach zu greifen ist Riki nun wirklich nicht. Die Songwriterin, Musikerin und „visuelle Künstlerin“ aus L.A. macht zwar schon seit einer ganzen Weile die Musikzene der kalifornischen Bay-Area unsicher – allerdings nicht besonders geradlinig. Ursprünglich bekannt unter ihrem „alten Alter Ego“ Niff Nawor (wie Riki auch kein echter Name) agierte sie zunächst – noch im Goth-Modus - aus der Deathrock/Anarcho-Punk-Szene als Mitglied der inzwischen aufgelösten Darkwave-Combo Crimson Scarlett, erfand dann aber für ihre Bestrebungen als Solo-Künstlerin die neue Persona Riki – die sich im Folgenden als eine Art wandlungsfähiger Avatar einer sich ständig weiterentwickelnden künstlerischen Identität herausstellte. Denn einhergehend mit der sich verändernden Gestalt ihren eigenen Songs mutierte Riki von der Goth-Ecke über die New Wave-Ästhetik mit elektronischen Mitteln hin zur Darkwave-Club-Künstlerin. Ein wenig düster ist auch ihr nun vorliegendes, zweites Album „Gold“ zwar auch noch – wie aber der Name (und auch die neue, glamoröse Optik) vermuten ließe, handelt sich dabei dann vor allen Dingen um ein schillerndes, lebendiges (E)-Pop-Album.

Das neue Album „Gold“ ist weniger Club-orientiert ausgefallen als das Debüt – was ja OK ist, da auf der anderen Seite der Song-Charakter stärker im Vordergrund steht. Wie ist Riki die neuen Songs angegangen? Sieht sie sich heute vielleicht mehr als Songwriterin, denn als früher?

"Ja, ich sehe mich heute als Songwriterin“, bestätigt sie, „ich habe heutzutage mehr Selbstvertrauen und brauche nicht mehr die Dance-Night-Struktur als Orientierungshilfe – auch wenn das eine Herausforderung ist, weil ich mich ja so verletzlicher zeige. Schön, dass Du meinst, dass es OK ist, dass das neue Album weniger Club-orientiert ist. Es war aber gar nicht von Anfang an meine Absicht in diese Richtung zu gehen. Aber es war ja nun mal ein ruhigeres Jahr mit weniger Parties und mehr Besinnung – und das, was Du hörst, ist einfach das, was rausgekommen ist."

Heißt das, dass „Gold“ dann eine Art Pandemie-Album ist?

"Die meisten Demos entstanden im letzten Jahr ungefähr zu dieser Zeit im Herbst – und wir wissen ja alle, was da passiert ist“, berichtet Riki, „die neue Scheibe ist also sicherlich von der Pandemie beeinflusst, während die letzte einfach kurz vor der Pandemie vorbeigeflutscht ist – ohne Tour und so. Das war für mich aber ganz glücklich, da ich mich so mehr auf mich konzentrieren konnte. Es war zwar nicht das Einzige, was ich gemacht habe, aber ich konnte so in der Zwischenzeit eine neue Scheibe machen. Wer weiß inwieweit mich das alles beeinflusst hat, aber es war alles irgendwie im Inneren untergetaucht."

Warum aber favorisiert Riki eigentlich diesen Retro-80's Euro-Sound – und nicht etwa angesagte Sounddesigns wie die von Drake oder so etwas?

"Ha ha“, meint Riki, „weil es das ist, was ich mag. Ich meine – das ist natürlich eine Nische und es gibt natürlich schon jede Menge großartige moderne Musik und jede Menge Talent – aber das ist nicht der Stil, der mir gefällt."

Und für jüngere Leute ist das, was Riki macht, ja auch irgendwie neu.

"Ja schon“, pflichtet Riki bei, „und es ist ja auch irgendwie nie richtig weg gewesen. Ich denke auch, dass ich festgestellt habe, dass andere auch langsam anfangen, diese smoothen 80er und 90er-Sounds zu emulieren."

Na ja – Riki braucht sich ja nicht zu rechtfertigen – aber da wir gerade dabei sind: Ist es eigentlich Absicht, dass ihre Melodien zuweilen ein wenig naiv klingen? Macht das die Sache vielleicht sogar aufrichtiger?

"Das gefällt mir“, bestätigt sie, „denn so sehe ich das auch. Meine Absicht ist ja, aufrichtig zu sein. Da passt naiv schon ganz gut. Meine Melodien klingen auch immer irgendwie kindlich."

Und warum gibt es dann auch so viel Hall und Delay auf den Vocals?

"Das ist dann alles nicht so direkt“, erläutert Riki, „es fügt der Sache ein zusätzliches Element wie eine ätherische, körperliche Stimme hinzu. Dieses Element macht die Sache dann ein wenig größer, als das Leben."

Und düsterer?

"Ich denke jedenfalls nicht direkt über so etwas nach“, überlegt Riki, „mein musikalischer Bauplan ist aber schon von düsterer Musik geprägt. Goth, Dark Wave, Industrial, Punk, Post-Punk. Irgendwie steckt das alles drin. Ich habe aber den Vorteil, dass ich in dieser Richtung eine Basis habe, mit der ich mich wohlfühle und demzufolge kann ich Dinge, die ich mag, ausprobieren und erforschen."

Und was hat Riki in der Zukunft geplant?

"Nun ich ich würde die Live-Shows gerne groß und theatralisch gestalten“, erklärt Riki, „denn ich habe nur ein Mal vor langer Zeit auf Tour gehen und live auftreten können, als ich mit meiner Solo-Sache gestartet bin. Das war aber ziemlich DIY und ich möchte aber lieber mit mehreren Musikern auftreten und eine Art lineares Konzept in die Bühnenshow einbinden, mit dem ich eine Geschichte erzählen kann."

Aktuelles Album: Gold (Dais Records / Cargo)

Foto: Dustin-Edward Arnold

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