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JAMIE LENMAN

Das positive Pop-Genie

JAMIE LENMAN

Nach seinem unglaublichen Jekill&Hyde-Husarenritt ´Muscle Memory´ aus 2013 beglückt uns der ehemalige Reuben-Frontmann Jamie Lenman nun mit ´Devolver´, einem Paradebeispiel an Popularmusik mit Abstechern in sämtliche Gefilde des guten Geschmacks. Groove, Melodien, Verve und eine überaus positive Grundstimmung – hier ist einfach alles drin, was es zum Glücklichsein braucht.

´Devolver´ ist Pop. Die Songs kombinieren Stile, atmen eine Vielzahl an Kulturen, gehen weite Wege, um zum Ziel zu kommen – was bedeutet Pop für Dich, Jamie?

„In meiner Jugend war ich sehr vertraut mit Pop: Ich wusste immer, wer in den Charts war. Sogar nachdem Rockmusik mein Leben eingenommen hatte, behielt ich immer noch ein Auge auf die Charts. Ich bin immer noch ein Experte für 80er und 90er Popmusik – und ´Devolver´ ist tatsächlich von ein paar Hits dieser Zeit beeinflusst – frühe Madonna und Cyndi Lauper sowie ganz besonders dem dritten Soloalbum von Phil Collins!“

Ein anderer Einfluss scheint offenbar Trent Reznor und seine Art der Melodieführung zu sein – die bei Dir allerdings wesentlich positiver ausfällt als das durch die Bank eher düstere NIN-Oeuvre...

„Ich freue mich, dass es positiv rüberkommt. Das Schwierige ist, über fröhliche Themen zu schreiben und es gut klingen zu lassen. Bist du aber sauer oder frustriert, dann hilft es, sich zu äußern oder einen Song darüber zu verfassen. Früher hab ich das öfter gemacht, heute hört man das eher weniger von mir. Auf diesem Album geht es um Themen wie den Verlust des Sinns für Selbstherrlichkeit, deinen Platz im Universum und zu erkennen, dass du eigentlich unwichtig bist – das sind für mich durchweg fröhliche Gedanken!“

In ´Fast Car´ singst Du „Rock'n'Roll is all about the fresh and new. Why would you something someone else did do?“ - warum glaubst du, haben viele so ein Problem damit, echt oder ursprünglich zu sein?

„Haha, das fragst du mich, wo ich diese Zeile doch in meiner besten Trent Reznor-Stimme singe? Ich belehre die Leute und bin doch selbst keinen Deut besser... Es ist sehr schwer, echt zu sein, man muss sich wirklich anstrengen. Es gib ein paar verdammte Genies, die unique geboren wurden, aber leider zähle ich nicht dazu. Jeder Mensch lernt durch Nachahmung, und das ist bei Musik genau dasselbe. Immer, wenn Du eine Anstrengung unternommen hast, deinen eigenen Sound zu entwickeln kann man immer noch Elemente anderer darin finden, ohne dass du es bemerkst.“

Wie schreibt man so ein Meisterwerk wie den Titeltrack, der so klingt, als würden Duran Duran plötzlich auf Djent und MathMetal stehen?

„Der Song hat mich eine Menge Zeit gekostet, weil ich genau wüsste, welches Gefühl ich damit ausdrücken wollte. Strophe und Chorus hatte ich sehr früh als Demo fertig, aber ich steckte irgendwie fest und mir wollte und wollte nicht einfallen, wie es dann weitergehen könnte. Ich hab sogar meine Gitarre mit in den Urlaub genommen in der Hoffnung, die Nummer endlich zu Ende zu bringen, obwohl ich im Urlaub eigentlich immer versuche, die Musik etwas auszublenden um gänzlich abzuschalten. Und was passierte? Ich hab einen komplett anderen Song geschrieben. Ein Alptraum!“

Deine Live-Band besteht momentan nur aus Dir und Godsized-Drummer Dan. Damit könnten viele tolle Klang-Aspekte der neuen Songs aber wegfallen, oder?

„Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals eines meiner Alben live komplett rekonstruiert zu haben. Und ehrlich gesagt interessiert mich das auch nicht. Wer will sich denn ne Band ansehen, die genauso wie auf Platte klingt? Das hab ich hunderte Male gesehen und es langweilt mich. Ich mag es, stattdessen einzelne Teile, die auf den Aufnahmen von mehreren Instrumenten gespielt wurden, für nur eine Gitarre zu übersetzen. Ist es nicht toll, wenn du eine Live-Version eines Songs hörst, und da sind auf einmal ganz andere Teile im Mittelpunkt im Gegensatz zu der Version, die du kennst? Es gibt einen Bass in der Live-Show – ich spiele Bass und Gitarre gleichzeitig. Aber vielleicht lasse ich den Bass in Zukunft mal weg. Oder die Gitarre. Oder das Schlagzeug! Ja, vielleicht mache ich mal ne Show nur mit Trompeten!“

Aktuelles Album: Devolver (Big Scary Monsters / Alive)



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