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SOPHIA BLENDA

Die traurige Heiterkeit

SOPHIA BLENDA

Hauptberuflich ist Sophie Löw die Sängerin und Texterin der österreichischen Band Culk, die mit ihren beiden Alben „Culk“ und „Zerstreuen über Euch“ musikalisch neue Maßstäbe in Sachen deutschsprachiger Post-Punk- und Shoegaze-Sounds setzte und auf der lyrischen Ebene mit poetischen Reflexionen über die Geschlechterrollen brillerte. Nun ist das aber so, dass Culk – bei aller musikalischer Diversifikation – zumindest teilweise eine Rock-Band ist. Es gab da also bei Sophie noch Bedarf, ihre Themen auch in ruhigeren musikalischen Fahrwassern aufzubereiten und sich dabei der Herausforderung zu stellen, mit anderen, reduzierteren musikalischen Mitteln zu arbeiten. Als Sophie sich dann ans Klavier setzte, um an neuem Material zu arbeiten, wurde schnell deutlich, dass Culk als Transportmedium dafür nicht in Frage kommen würde. Und als Sophie dann auf die LP „Party“ der neuseeländischen Kollegin Aldous Harding stieß und darauf den Song „Blend“ entdeckte, wurde ihr klar, in welche Richtung sie gehen könnte – und erschuf zu diesem Zweck dann den neuen Projektnamen Sophia Blenda, unter dem sie nun ihr Solo-Debüt-Album „Die neue Heiterkeit“ vorlegt.

Was hat denn Aldous Harding mit dem Projekt Sophia Blenda zu tun?

„Es war so, dass wir gerade das zweite Culk-Album aufgenommen hatten und da hatte ich einfach das Gefühl, dass bei mir der Hunger gleich mehr zu schreiben da war“, erklärt Sophie, „ich habe dann für die Referenzen zum Mischen noch mal sehr viel recherchiert und dann bin ich auf das Album 'Party' von Aldous Harding gestoßen. Und das war ein Album, dass mich seit langem mal wieder extrem fasziniert und gefesselt hat. Zumindest auf dem 'Party' Album ist Aldous' Musik sehr reduziert aber trotzdem stark und zugänglich. Das hat mich dann dazu gebracht zu denken, dass ich auch so etwas Reduziertes schaffen könnte. Weil ich zuvor oft die Angst hatte – und es mir bis dahin auch gar nicht zugetraut hätte – dass ich so etwas auch alleine machen könnte."

Sophie's Songs – sowohl die von Culk, wie auch die von Sophia Blenda – sind ja stets auf der düsteren, melancholischen Seite des Lebens angesiedelt. Insbesondere ihre Reflexionen über die Geschlechterrollen, den Wandel des Frauenbildes, Selbstbestimmung, ihre Sozialkritik und ihre Ängste, Sorgen und Nöte sond ja schon schwere Kost. Was macht Sophie denn, wenn sie mal gut drauf ist?

„Dann höre ich gerne Musik“, erklärt sie, „ich bin ja viel unterwegs und auf Konzerten, wo das gut möglich ist. Das Musik machen und schreiben ist hingegen schon ein Ort, an den ich mich zurückziehen kann, um gewisse Themen mit mir selbst auszumachen."

Es geht also um eine Art Musiktherapie?

„Es hat auf jeden Fall so angefangen, dass das Musik-Machen schon auf jeden Fall eine Art therapeutischen Zugang für mich hat“, berichtet Sophie, „aber sind auch einfach Dinge, die mich sowieso beschäftigen, wo ich dann eh nicht auskommen könnte – ich würde sowieso nicht wegschauen."

Was ist für Sophie dann die Herausforderung, eigene Musik zu machen?

„Ich glaube, die Schwierigkeit für mich ist, wenn die Songs fertig sind, nicht darüber nachzudenken, ob das gut genug ist und mich mit anderen zu vergleichen“, führt Sophie aus, „das ist für mich der schwierigste Aspekt beim Musik-Machen."

Das Interessante dabei ist, dass Sophie sich in einem selbst kreierten Genre bewegt, für das es ja eigentlich keine direkten Vergleiche mit anderen gibt. Was ist denn ihr eigener Anspruch an das „Musik Machen“?

„Mein Anspruch ist in Bezug auf die RezipientInnen der, dass ich in den Leuten etwas auslösen möchte“, meint Sophie, „das ist ja eigentlich voll klassisch. Wenn einem etwas belastet oder man eine sau-schwere Zeit hat, dann kann Musik eben eine Stütze sein und mein Anspruch wäre dann, dass meine Musik das dann eben auch kann."

Was ist für Sophie der wichtigste Aspekt des Sophia Blenda Projektes im Vergleich zu den Culk-Alben?

„Der wichtigste Aspekt im Sinne von Unterschied?“ fragt sie, „ich glaube, indem ich ursprünglich auf dem Klavier begonnen habe, Musik zu machen, fühle ich mich mehr beheimatet in dem Projekt. Es geht dabei eher um eine Wohlfühl-Atmosphäre. Culk ist teilweise für mich schon sehr herausfordernd, weil es halt – auch wegen der Lautstärke

- ein ganz anderes Proben ist. Ich bin da halt sehr sensibel – obwohl ich auch schon voll gerne härtere Musik höre. Ich habe beide Projekte so auch voneinander getrennt, sehe aber auch für beide Projekte eine Zukunft. Aber who knows? Wer weiß schon was die Zukunft bringt?"

Aktuelles Album: Die neue Heiterkeit (PIAS)

Foto: Sophie Löw

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